Kapitel 49 - Reinen Tisch machen

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Levy atmete zur Beruhigung tief durch, dann klopfte sie an die Wohnungstür. Hoffentlich war Gajeel überhaupt noch in der Wohnung, denn sie hatte keinen Schlüssel und mit ihrer Ladung an sauberer Wäsche wollte sie nicht in der Gildenhalle auftauchen. Manche Dinge waren dann doch zu privat, um diese mit der gesamten Gilde zu teilen. Vor allem, weil sie auch Unterwäsche mitgewaschen hatte. Kommentare über ihre weiblichen Rundungen hatte sie zu Genüge bekommen, es mussten nicht auch noch Kommentare über die Wahl ihrer Unterwäsche gemacht werden. Sie mochte eher bequeme, niedlich aussehende Unterwäsche. Lucys Stil mit viel Spitze und Seide war nicht für sie bestimmt, das hatte sie bereits ausprobiert. Sie fühlte sich damit einfach unwohl, auch wenn niemand ihre Unterwäsche sehen konnte. Es passte nicht zu ihr, also hatte sie den Versuch nach nur einem Tag wieder beendet.

Die Tür ging auf und sie starrte zum zweiten Mal an diesem Tag in das überraschte Gesicht von Gajeel.

„Ich kann in einer Woche wieder nach Fairy Hills ziehen, du musst mich also nicht mehr allzu lange ertragen." Mit diesen Worten trat Levy in die Wohnung und lief an Gajeel vorbei, der sich wortlos seitwärts gedreht hatte, um sie durchzulassen.

„In sieben Tagen?" Gajeels Frage ließ sie innehalten.

Sie drehte ihren Kopf zu ihm und nickte mit einem nichtssagenden Lächeln, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte.

Vielleicht würde Gajeel durch diese neue Erkenntnis etwas normaler werden. Wobei normal übertrieben war, immerhin sprach sie hier von Gajeel. Vielleicht auch nur etwas gesprächiger als direkt nach seiner Rückkehr, mehr verlangte sie nicht. Und mit weniger Stimmungsschwankungen, denn das hatte sie wirklich aus der Bahn geworfen.

In ihrem Zimmer faltete sie ihre Wäsche zusammen und legte sie mehr oder weniger sorgfältig in ihre Reisetasche, die im Moment ihren Kleiderschrank ersetzte. Für die nächsten sieben Tage würde es ausreichen, einen Großteil der gewaschenen Kleidungsstücke hatte sie bereits in Fairy Hills gelassen.

Ein Klopfen an ihrer Zimmertür ertönte, als sie ein gelbes Kleid auf den Stapel in ihrer Tasche legte.

Levy stand auf und öffnete Gajeel die Tür, denn es konnte niemand anderes vor dieser stehen. Zu ihrer Überraschung schien er unruhig zu sein, denn er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

„Ich lade dich zum Essen ein." Dieser Satz kam aus seinem Mund und er sah selbst überrascht aus.

Doch nicht so überrascht wie Levy, die ihn bestimmt fünf Sekunden reglos anblickte und dann die Stirn runzelte.

„Wieso?" In ihren Augen eine berechtigte Frage, denn vorhin noch hatte Gajeel so gewirkt, sie so schnell wie möglich aus seiner Wohnung haben zu wollen.

„Weil ich, wenn du schon hier wohnst, wenigstens nicht allein essen gehen muss. Wenn man von Lily einmal absieht, doch er isst abends nicht gern auswärts."

„Nein, ich meinte etwas anderes. Wieso willst du mit mir auf einmal essen gehen? Vorhin hast du so gewirkt, als ob ich lieber heute als morgen wieder nach Fairy Hills zurückziehen sollte." Denn eingebildet hatte sie sich das nicht, das stand fest. Sie neigte zwar zur Überinterpretation, doch Gajeels Verhalten war zu auffällig abweisend gewesen, um dort etwas völlig falsch auslegen zu können.

Gajeel runzelte die Stirn. „Habe ich das? Ich habe nur gefragt, wann du wieder ausziehst."

„In einem sehr ungehaltenen Tonfall. Ganz zu schweigen von deiner Bemerkung über mein mögliches Kranksein, dann der leere Weinvorrat ... Morgen werde ich die Flaschen ersetzen."

„Oh." Zu Levys Verwirrung leuchtete Erkenntnis in Gajeels Gesicht auf und er grinste. „Nun, ich habe die gesamte Nacht nicht geschlafen, sondern in dem Foltergerät namens Zug gesessen. Mir war schlecht und ich war müde, da werde ich ruppig und ungehalten, wenn ich etwas nicht erwarte. Wie zum Beispiel einen vollen Kühlschrank, der ein neues Einräumsystem hat, als ich gewohnt bin. Veränderungen sind nicht so meins. Ich dachte, das hat dir Lily bereits erzählt. Oder ich irgendwann einmal. Doch ich habe dich nicht aus Höflichkeit hier wohnen lassen. Denn ich bin weder höflich noch gegen meinen Willen gastfreundlich. Es macht mir nichts aus, dir mein Gästezimmer vorübergehend zu leihen."

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