Kapitel 34 - Die erste Verabredung

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Cana warf zum wiederholten Male einen Blick auf die Uhr und raufte sich verzweifelt die Haare, ehe sie sich erneut ihrem geöffneten Kleiderschrank zuwandte. In Momenten wie diesen war ihr bewusst, wie sehr sie Lexys Bedürfnisse über ihre eigenen gestellt hatte. Sie hatte schlicht und ergreifend nichts, das auch nur ansatzweise als Kleidung für eine Verabredung in Frage kam. Zumindest nichts, mit dem sie sich wohlfühlen würde. Sie hatte ihre alten, knappen Party-Kleider von damals bei Gildarts gelassen, aber diese würde sie in diesem Leben nicht wieder anziehen.

Frustriert ließ sie sich rücklings auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an. Insgeheim verfluchte sie Ever, denn durch deren gezielte Provokationen hatte sie Laxus gefragt, ohne weiter über die Sache nachzudenken. Das beinhaltete neben der Verabredung selbst sowohl ihre fehlende Garderobe als auch die Konsequenzen, die eine misslungene Verabredung mit sich bringen würde.

Cana stieß ein verzweifeltes Seufzen aus und legte sich ihren rechten Arm über die Augen. Vielleicht würde das eine zündende Idee bewirken, mit der sich all ihre Kleidungsprobleme in Luft auflösten.

Wobei Laxus sich nie dafür interessiert hatte, wie sie angezogen war. Wahrscheinlich machte sie sich einfach zu viele Gedanken über banale Dinge, während das eigentliche Problem ein völlig anderes war. Immerhin hatten Laxus damals auch ihre Flirtversuche kalt gelassen, als ihr Interesse ihm gegenüber gestiegen war. Zugegeben hatte sie auch keine große Erfahrung gehabt, mit jemandem zu flirten, an dem sie ein ernsthaftes Interesse hatte und nicht nur ihr Selbstwertgefühl aufpolieren wollte. Was sie regelmäßig gemacht hatte, selbst wenn es ihr im Nachhinein für eine zu kurze Zeit besser gegangen war. Nicht, dass sie diese geringen positiven Auswirkungen überrascht hatten. Der wahre Grund für dieses Suchen nach Anerkennung war damals der Ersatz für ihr Schweigen über Gildarts Vaterschaft gewesen. Diese Leere, die das Schweigen bewirkt hatte, hatte sich nicht durch ein paar harmlose Tändeleien mit zufällig ausgewählten Kandidaten vertreiben lassen.

Doch dieses Sinnieren über ihr vergangenes Verhalten brachte sie hier nicht weiter. Cana nahm den Arm wieder von ihrem Gesicht und setzte sich entschlossen auf. Wenn sie bereits jetzt so nervös war, würde sie am besten Kleidung auswählen, in der sie sich wohlfühlte. Wahrscheinlich würden einfach der lange Rock und die ärmellose Bluse vom letzten Jahresfest bei Blue Pegasus ausreichen.

Zumindest konnte sie sich vollständig auf sich konzentrieren, da Laxus heute Lexy aus der Vorschule abholte. Er würde nach dem Training mit ihr zum Master gehen, denn sie wollte nicht, dass ihre Tochter sie so angespannt erlebte. Wie sie Lexy kannte, wäre sie durch ihre Nervosität ebenfalls verunsichert und dann war ein Abend bei Makarov undenkbar.

Cana warf abermals einen Blick auf die Uhr und unterdrückte ein Stöhnen. Sie hatte noch drei Stunden Zeit, sich alle möglichen Ausgänge für die Verabredung mit Laxus zu überlegen und sich nebenbei darüber verrückt zu machen.



Doch irgendwann waren auch diese drei Stunden um und Cana warf einen letzten Blick in ihre leere Wohnung, bevor sie tief Luft holte und die Tür zuzog. Wenn sie pünktlich zum Park kommen wollte, musste sie bereits jetzt etwas zügiger laufen als normal.

Zu ihrer Erleichterung begegnete sie keinem anderen Gildenmitglied, bis sie am Park ankam. Zwar war sie ein wenig außer Atem, doch das würde sich schnell legen. Dachte sie, denn als sie um die letzte Kurve vor ihrem Treffpunkt bog, sah sie Laxus, der ebenfalls in Richtung des Baumes lief, nur links von ihr. Sie blieb abrupt stehen und blickte ihn überfordert an.

Laxus stoppte ebenfalls, als er sie sah. Und aus irgendwelchen Gründen, die Cana nicht genau erklären konnte, fiel die gesamte Nervosität und Anspannung von ihr ab. Sie lachte kurz, ohne darüber nachzudenken, und schüttelte damit die letzten Reste an Zweifeln ab. Zu ihrer Erleichterung zuckte auch um Laxus' Mundwinkel ein Lächeln, als er sich wieder in Bewegung setzte und zu ihr lief.

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