Sunny:
Die letzten Minuten des Films flackerten über den Bildschirm, den sich mein Bruder, seine Freundin, Maxi und ich angesehen haben. Es war ein total süßer romantischer Film und mich hatte es schon sehr gewundert, dass die Auswahl des Filmes heute so ruhig ablief.
Natürlich waren heute die letzten Prüfungen von Markus und Lia, nur die Tage zuvor waren die beiden auch schon so entspannt, wenn man mal von Lias Prüfungsangst und der dazu zusammenhängenden Nervosität absah.
Seit ich von den Vampiren zurück gekommen war, hatte ich bereits das Gefühl dass sich irgendetwas verändert hatte, dabei war ich doch nur ein Wochenende weg.
Die Beziehung meines großen Bruders war normalerweise geprägt von irgendwelchen Diskussionen zwischen ihm und Lia. Eigentlich verging kein Tag, wo die beiden nicht zumindest dikutierten. Die letzten beiden Tage aber war es so ruhig im Haus gewesen, obwohl Lia hier war. Nur waren es nicht nur die beiden, die mich grübeln ließen. Auch Maxi verhielt sich irgendwie merkürdig. Normalerweise übernachtete Maxi immer hier, nur schien er die letzten zwei Tage etwas anderes vorgehabt zu haben.
Mit seinen Prüfungen war er durch, das wusste ich. Also konnte es nicht am lernen liegen, was ihn jedoch sonst auch nie gehindert hatte. Mir schien es eher, als würde Maxi nach einer Ausrede suchen, die Zeit nicht mit mir zu verbringen.
Auch heute bei diesem Filmabend war es wieder so. Zwar saßen wir beieinander, nur hielt er mich diesesmal nicht so im Arm, wie er es sonst tat. Im Gegenteil, wir saßen einfach nur nebeneinander. Im Grunde störte mich das auch nicht, aber jeden Annäherungsversuch den ich machte, wehrte Maxi ab. Egal was ich tat. Wollte ich ihn küssen, dann fiel ihm ein dass er noch etwas zu erledigen hatte und weg war er. Oder Sonntagabend, als ich nach Hause gekommen war. Eigentlich hätte ich damit gerechnet dass Maxi und ich, nunja, Sex haben würden. Nur hat er sich, als wir ins Bett gegangen sind, mir eine Gute Nacht gewünscht und sich zur Seite gedreht. Erst dachte ich es wäre ein Scherz, aber ich hab schnell bemerkt dass mein Freund scheinbar schon schlief.
Die nächsten beiden Tage hatte er eben gar nicht hier geschlafen und war wenn, dann nur ganz kurz hier und auch nur so, dass wir nicht allein waren. Sein Verhalten war wirklich merkwürdig, weswegen ich mir fest vorgenommen hatte, noch heute mit ihm zu reden. Irgendwie hatte ich es schon geschafft Maxi zu überreden, die Nacht wieder hier zu verbringen und heute wollte ich ihn fragen was denn los war.
Mir kam bereits schon der Gedanke dass Maxi vielleicht etwas sauer war, weil ich das Wochenende allein bei meiner Ziehfamilie verbracht hatte, aber andererseits kam mir dieser Gedanke auch schon wieder sowas von irrsinnig vor. Warum sollte er deshalb sauer sein? Es sei denn, er wollte dass ich ihn zu dieser Party begleite, dann aber hätte er mir das doch auch gesagt, oder nicht? Oder war auf der Party etwas vorgefallen dass ich nicht wissen sollte? Nur konnte ich mir beim Besten Willen nicht vorstellen was.
„Kacke, das hätt ich ja fast vergessen." hörte ich Maxi neben mir. „Ich hab vorhin auf dem Weg hierher jemanden getroffen, von der ich dir noch liebe Grüße sagen soll, Markus." grinste mein Freund Markus breit an. „Wie hieß sie nochmal...," überlegte Maxi laut.
„Luisa? Von der Party am Wochenende?" meinte Markus. Aus irgendeinem Grund gefiel mir der Unterton den mein Bruder hatte absolut nicht, schon gar nicht als ich sah wie Maxis grinsen leicht schwand, als Markus fortfuhr. „Wieso bestellt sie mir denn die Grüße? Sie hat sich doch eher mit dir unterhalten beim Bierpong."
„Ach, das hat die doch bestimmt nur gemacht um dir zu gefallen." lachte Maxi. War das ein nervöses lachen?
„Wer ist denn diese Luisa?" fragte ich interessiert nach. Bestimmt gab es dazu eine witzige Geschichte, das gleich alles aufklären würde.
„Niemand!" meinten Maxi und Markus gleichzeitig und sahen sich kurz an. In mir regte sich erneut der Verdacht, dass auf dieser Party etwas vorgefallen sein muss. „Ihr kennt sie aber von der Party?" hakte ich nach. Maxi hatte mir bereits davon erzählt, dass Markus ihn zu dieser Veranstaltung begleitet hatte.
„Äh, ja. Wir haben ein paar Runden Bierpong gespielt. Nichts besonderes also. Was hältst du davon wenn wir nach oben gehen und ich erzähl dir gleich alles? Du hast ja morgen auch wieder Unterricht und ich muss auch früh raus, also..." schlug Maxi vor, ohne auszureden. Wortlos stand ich auf und folgte meinem Freund in mein Zimmer, wobei mir dieser Blick zwischen ihm und meinem Bruder nicht entging. Was war auf dieser Party passiert?
Maxi wollte noch eben ins Bad, weswegen ich mich in meinem Zimmer schon mal umzog. Immer wieder kreisten meine Gedanken um dieses Mädchen, Luisa. Irgendetwas war doch faul an dieser Sache. Markus und Maxi verhielten sich so verdammt komisch. Nur wenn etwas mit dieser Luisa gewesen wäre, dann hätte Maxi sie doch sicher nicht erwähnt, oder?
Das aufleuchten und vibrieren von Maxis Handy lenkte meine Aufmerksamkeit darauf. Normalerweise würde ich niemals nachsehen wer anrief oder schrieb, nur aus irgendeinem Grund tat ich es diesesmal doch. Schon der Name ließ mich stutzig werden, als ich las von wem die Nachricht war. Luisa.
Warum hatte sie die Nummer von meinem Freund, warum hatte er sie eingespeichert und warum schrieb sie noch so spät?
Ohne darüber nachzudenken schnappte ich mir Maxis Handy und öffnete die Nachricht.
-Hy Maxi. Nochmal vielen Dank für gestern. Ohne dich hätte es gestern bestimmt länger gedauert. :D Hättest du nochmal Zeit und Lust auf eine Wiederholung? Luisa
Fassungslos starrte ich die Nachricht an und las sie bestimmt noch fünfmal. Maxi war doch gestern Abend zu Hause, hatte er mir gesagt, weil er noch irgendwas für die Uni tun musste. Er hatte mir doch geschrieben als er zu Hause war. Hatte er mich denn angelogen? Nein, bestimmt war das einfach nur ein verdammt dummer Zufall. Diese Luisa war bestimmt nicht dieselbe wie von der Party und falls doch, dann meinte sie sicher nicht meinen Maxi. Sie kannte einfach noch einen anderen Maxi.
Doch je länger ich das Handy meines Freundes anstarrte, umso mehr bewusster wurde mir, wie dumm diese Gedanken eben waren.
„Sunny? Was machst du an meinem Handy?" erklang die Stimme meines Freundes.
Langsam hob ich meinen Kopf und sah wie Maxi auf mich zukam. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht ganz deuten. „Wo bist du gestern Abend gewesen, Maxi?" kam es leise über meine Lippen.
Maxi hielt mitten in seiner Bewegung inne und sah mich ertappt an. „Was? Warum?" Er wich meiner Frage aus, eindeutig. Ich spürte den Kloß in meinem Hals und wie die Wut in mir hochkroch. Längst verdrängte Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Maxi mit Lia in seinem Bett, Arm in Arm.
„Warum schreibt die diese Luisa? Wieso hast du ihre Nummer? Warum hat sie deine? Was meint sie mit einer Wiederholung, Maxi?!" schrie ich ihn zum Schluss an.
Mit jeder Frage wurde Maxis Blick immer erschrockener, bis er schließlich zu einem etwas säuerlichen Ausdruck wechselte. „Hast du meine Nachrichten gelesen, Sunny?" fuhr Maxi mich an.
Das war mir Antwort genug. „Ich fass es nicht. Du hast mich angelogen? Warum Maxi?" kam es nur tonlos aus meinem Mund. Maxi machte einen Schritt auf mich zu, doch ich wich diesen sofort zurück. „Sag mir die Wahrheit, warst du gestern Abend zu Hause, allein, oder nicht?" fuhr ich meinen Freund an.
„Ja, nein, ich meine...ach verdammt, Sunny." streckte Maxi seine Hand nach mir aus, als er erneut einen Schritt auf mich zumachte.
„Fass mich nicht an!" schrie ich Maxi an, sodass er zurück wich. „Wieso Maxi? Wie lange läuft das schon? Dachtest du wirklich ich kriegs nicht raus?"
Noch immer völlig geschockt sah mein Freund mich an und versuchte scheinbar zu begreifen, dass ich es rausgefunden hatte. „Gibs doch zu, wäre ich damals nicht reingeplatzt, dann hättest du es mit Lia auch gemacht, nicht wahr? Dir ist es doch egal gewesen, ob sie mit Markus zusammen war oder nicht. Nicht Markus war der Fuckboy sondern du, stimmts?! Du hast mit jedem Mädchen rum gemacht dass dir in die Quere gekommen ist und nicht Markus!" warf ich meinem Freund vor.
„Spinnst du jetzt eigentlich völlig? Wovon redest du, verdammt nochmal? Ich hab weder mit Lia rumgemacht noch mit sonst einem Mädchen. Vor allem seit wir beide zusammen sind, Sunny." fuhr Maxi mich an.
„Ach, ist dem so? Hör endlich auf mich anzulügen! Wie lange läuft das zwischen dir und Luisa?!" wollte ich erneut wissen. Maxi allerdings schüttelte nur seinen Kopf. „Scheiße Sunny, wovon redest du?" murmelte er und griff nach seinem Handy. Er schien die Nachricht zu lesen und schüttelte erneut seinen Kopf. Allerdings begann er nun zu grinsen. „Du hast das falsch verstanden. Das wollte ich dir eigentlich jetzt erzählen. Wir haben uns gestern Abend nur spontan zum Lernen getroffen." begann Maxi mit irgendeiner Ausrede. „Hältst du mich denn für völlig verrückt? Zum Lernen?! Die Prüfungszeit ist vorbei, Maxi! Verkauf mich nicht für dumm, verdammt nochmal!" unterbrach ich ihn wütend.
„Das ist aber die Wahrheit, Sunny. Ja, die Prüfungszeit ist vorbei, aber Luisa hat da dieses Fach, wo sie dieses Thema nicht verstanden hatte und Stefan, mein Studienkollege konnte es ihr auch nicht richtig erklären, weshalb er mich angerufen hat damit ich kurz vorbeikomme und den beiden helfe." versuchte Maxi sich erneut zu erklären. Ich glaubte ihm aber kein Wort.
„Raus hier." hauchte ich. Der Kloß in meinem Hals schien immer dicker zu werden.
„Sunny, das ist die Wahrheit." wollte Maxi scheinbar versuchen die Sache abzutun.
„Ich sagte raus!" schrie ich Maxi erneut an. Ohne auch nur auf ihn zu achten, stürmte ich zu miener Zimmertür und riss diese mit Schwung auf. „Verschwinde oder ich sorge dafür, dass du dir wünscht, sofort gegangen zu sein."'knurrte ich Maxi an.
Erneut öffnete Maxi seinen Mund, klappte ihn jedoch wieder zu ohne etwas zu sagen. Wortlos packte er seine paar Sachen zusammen und ging an mir vorbei. „Haben sie dir doch eine Gehirnwäsche verpasst oder was?" hörte ich ihn dabei murmeln. Das war der Punkt, wo ich endgültig explodierte. „Du verdammtes Arschloch! Hau ab und lass dich hier nie wieder blicken! Geh doch zu deiner Luisa!!" knallte ich meine Zimmertür zu.
Blitzschnell drehte ich den Schlüssel um, nicht dass noch jemand auf die Idee kam hier rein zu kommen.
Wenige Sekunden später hörte ich wie Maxi die Treppe runterlief und die Haustür zufiel. Dann hörte ich wieder Schritte und ein klopfen an meiner Tür. „Sunny, geht es dir gut?" drang Papas Stimme durch die Tür.
Eigentlich wollte ich niemanden sehen, doch Papas Stimme klang so besorgt dass ich nicht anders konnte und die Tür doch öffnete. Wortlos zog Papa mich zu sich und hielt mich einfach nur fest, während ich meinen Tränen freien Lauf ließ.
Markus:
Lia legte grade ihre Bürste weg als sie lächelnd auf mich zu ging und sich dann auf meinem Schoß setzte. Meine Freundin schaute mir in die Augen und strich mir einmal durch die Haare.
,,Was machen wir eigentlich morgen?" fragte sie mich und strich mir weiter durch die Haare. Meine Hände ruhten auf Lias Hüften und ich strich immer wieder über ihre zarte Haut. Meine Freundin trug nur ein schwarzes Shirt von mir und einen Slip. Also hatte sie auch nicht all zu viel an.
,,Die Frage ist ehr was wir heute noch machen." Flüsterte ich ihr ins Ohr und schaute in ihre blauen Augen. Lia zog zwei mal die Augenbrauen hoch und legte dann sachte ihre Lippen auf meine. Es war ein zarter und süßer Kuss, aber es war für den Moment perfekt.
,,Fass mich nicht an!" kreischte Sunny von neben an und Lia und ich fuhren ruckartig aus einander. Meine Freundin und ich warfen uns einen fragenden Blick zu. Wir wollten den Streit der beiden nicht belauschen, aber es war einfach nicht zu überhören. Wenn die beiden Lia und mich auch immer so hörten, dass taten sie mir grade doch ein wenig leid. Der Streit von Sunny und Maxi wurde immer schlimmer. Sunny war scheinbar auf Luisa eifersüchtig und brachte auch wieder Lia mit ins Spiel. Meine Freundin zog direkt den Kopf ein und kletterte von meinem Schoß. Ich griff nach ihrer Hand und strich ihr über den Handrücken. Kurz schlich sich auf Lias Lippen ein Lächeln, aber dieses verstummte sofort. Der Streit wurde immer lauter und uns beiden war klar, dass es nicht gut enden würde.
„Du verdammtes Arschloch! Hau ab und lass dich hier nie wieder blicken! Geh doch zu deiner Luisa!!" Dann gab es einen lauten Knall und kurz danach folgten ein paar schnelle Schritte. Scheinbar hatte Sunny Maxi raus geschmissen, da sie eifersüchtig auf Luisa war. Es gab absolut keinen Grund für Sunny eifersüchtig zu sein, aber ich konnte mir schon vorstellen wieso sie es war. Das lag sicherlich alles an dieser dummen Wette von Maxi und mir.
,,Ich komm gleich wieder." Murmelte ich zu Lia und stand dann auf. Meine Freundin nickte nur und hielt mich noch kurz an der Hand fest.
,,Soll ich rüber gehen." Fragte sie, aber sofort drückte ich ihr einen Kuss auf die Lippen.
,,Auf keinen Fall." Nuschelte ich. Lia lächelte kurz und legte sich dann wieder in mein Bett. Ich ging leise zu meiner Zimmertür und öffnete diese. Grade als ich mein Zimmer verlassen wollte sah ich wie Papa auf die Zimmertür von Sunny zu lief. Er schaute mich nur an und ich nickte. Papa war in dem Moment vermutlich einfach der beste Ansprechpartner. Immerhin wusste er für jedes Problem eine Lösung.
Lia schaute mich sofort fragend an als ich mich umdrehte. Ich legte mich einfach nur zu ihr ins Bett und zog sie in meine Arme.
,,Papa ist bei ihr." Erklärte ich Lia und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Meine Freundin nickte nur und war für ihre Verhältnisse sehr ruhig. Auch ich hing in meinen Gedanken, denn diese wurden von meinem schlechten Gewissen geplagt. Ohne Maxi und meine Wette wäre es vermutlich nie so weit gekommen. Ich war daran Schuld, dass meine kleine Schwester weinte.
,,Wieso denkt Sunny nur immer, dass ich etwas mit Maxi am laufen hatte? Du glaubst das doch nicht auch oder?" brach Lia die Stille und schaute mich flehend an. Damals hatte es schon zu einem großen Streit geführt und ich konnte Lia zu gut verstehen, dass sie diese Situation nicht noch einmal erleben wollte.
,,Ich weiß es nicht. Am besten reden wir morgen mit Sunny. Ach und was die Sache mit Maxi betrifft.... Nein ich glaub das nicht, denn ich weiß ja das du nur Augen für mich hast." Zwinkerte ich ihr zu.
,,Du selbstverliebtes Arschloch." Lachte Lia und haute mir kurz auf die Brust. Ich fing sie nur wieder an zu kitzeln und Lia versuchte sich aus meinen Klauen zu befreien.
,,Markus bitte." Wimmerte sie und ein paar Tränen liefen über ihre Wangen. Ich ließ von ihr ab und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Lippen. Schweigend kuschelten wir noch ein bisschen, bis wir beide schlussendlich schlafen gehen wollten.
Es war tatsächlich schwerer als gedacht zu schlafen, wenn immer und immer wieder kreisten meine Gedanken um Sunny. Ob Papa noch bei ihr drüben war oder nicht, dass wusste ich nicht. Das einzige was ich wusste war, dass es ein Teil meine Schuld war, dass es meiner kleinen Schwester so miserabel ging. Sie und Maxi gehörten zusammen und nun hatten die beiden Streit. Ich wollte gar nicht daran denken, wie der letzte Streit geendet hatte, denn mit jeden Gedanken wuchs meine Angst Sunny dieses mal endgültig zu verlieren immer mehr.
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Unser letzter Sommer
FanfictionTeil 5 der Sunny&Lia Reihe Sunny und Lia sind nach den Ferien auf dem Reiterhof bei Jacki ein wenig älter geworden. Sunnys Geburtstag und der Abschluss von Markus und Lia steht an. Es müssen Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden und diese...