2. Kapitel

1.7K 65 3
                                    

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schaute meine Mutter herausfordernd an. „Maya, iss doch einfach! Es ist doch nur zu deinem eigenen Wohl.", versuchte Mama mich zu überreden, doch ich machte keine Anstalt nachzugeben und die Brötchenhälfte zu essen. Wenn ich keinen Hunger habe, habe ich keinen Hunger! Warum versteht sie das denn nicht. Doch dann seufzte sie und sagte:„Dann iss eben nicht auf. Los, wir fahren jetzt!" „Wo fahren wir überhaupt hin?", fragte ich genervt. „Weg.", antwortete meine Mutter schlicht. „Ich bin keine Fünf mehr, dieser Überraschungseffekt wirkt nicht mehr.", erklärte ich zickig. „Bei dir wirkt der schon seit fast zehn Jahren nicht mehr.", murmelte Ethan und erntete dafür einen bösen Blick von mir. „Du wirst ja sehen wo wir hin fahren.", entgegnete Mama und stand vom Tisch auf. Na toll! Jetzt darf ich wahrscheinlich mit kleinen Kindern im Sandkasten spielen, oder ich darf mir im Einkaufszentrum eine ganz tolle Puppe aussuchen! Das wäre ja unglaublich! Ironie lässt grüßen! Es ist schon schlimm genug, dass ich raus muss! Dann auch noch mit meiner Familie. Noch dazu muss ich wahrscheinlich irgendwelche Kinderkacke machen. Ich stand auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. „Maya!", warnte meine Mutter. „Ich hole doch nur mein Handy!", erwiderte ich genervt und ging weiter die Treppe hoch. Als ich in meinem Zimmer war, schnappte ich mein Handy inklusive Kopfhörer und machte mich wieder auf den Weg nach unten. Fröhlich quatschte meine Mutter mit meinem Vater und diese ganze gute Laune, bereitete mir schlechte Laune. Es war irgendetwas in mir, dass es immer schrecklich fand wenn jemand fröhlich war. Es löste in mir ein bitteres Gefühl aus und ich hasste es einfach. Dieses ständige Lachen und diese schrecklich gute Atmosphäre. Einfach schrecklich!
Ich versuchte die Beiden zu ignorieren, setzte mich auf den Boden und zog meine -natürlich auch schwarzen- Chucks an. Sobald ich meine Schuhe angezogen hatte, rief meine Mutter begeistert:„Na dann können wir ja los!" Ich ließ ein genervtes Geräusch von mir und stand auf. Gezwungenermaßen ging ich mit meiner Familie zum Auto und stieg logischerweise auch ein. Ich setzte mich auf den Rücksitz, knallte die Tür zu, schnallte mich an und wollte gerade meine Kopfhörer aufsetzten, als meine Mutter meinte:„Ach komm schon Maya! Du musst dich doch nicht immer in deinem Zimmer verkriechen oder Musik hören! Wir machen heute was als Familie und da können wir doch ruhig mal reden, oder was spielen oder vielleicht könnten wir sogar zusammen etwas singen." Als hätten dieser ganze Optimismus und der Familienausflug nicht gereicht, sollte ich jetzt auch noch mit denen reden und spielen! Nie im Leben! Mit diesen Irren zusammen singen ist sowieso schon irgendwo im Weltall in einem schwarzen Loch verschwunden. Außerdem war nicht nur ich von dieser Idee total angewidert, auch Ethan schien das überhaupt nicht zu gefallen. Da ich mich nicht schon wieder mit meiner Mutter auseinander setzen wollte, setzte ich meine Kopfhörer trotzdem auf und drehte die Musik so laut, dass selbst wenn sie etwas gesagt hätte, ich es hätte nicht hören können. Kurz darauf spürte ich wie der Automotor gestartet wurde und dann fuhren wir los, wohin auch immer.

BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt