6. Kapitel

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„Schöner Name.", erwiderte er. „Nein.", kommentierte ich und verzog das Gesicht, „Der Name ist total schrecklich." Er zog die Augenbrauen hoch und erst jetzt fiel mir auf, dass er einen Augenbrauenpiercing hatte. „Naja, wenn du meinst.", murmelte er. Ich machte mir nicht die Mühe da noch irgendwas zu, zu sagen. Was soll ich dazu denn bitte sagen? Außerdem war ich mit der Stille vollkommen zufrieden. „Bist du eigentlich alleine hier?", fragte Kevin plötzlich. „Nein.", antwortete ich gelangweilt. „Mit wem bist du denn hier?", fragte er weiter. „Mit meiner Familie.", antwortete ich genervt und schaute aus dem Fenster. „Und wo sind die?", wollte er wissen. „Ist das hier ein Verhör oder was?", schnauzte ich ihn an. „Nein.", nuschelte er und schaute zu Boden. „Und ich dachte du wärst einigermaßen in Ordnung.", murmelte ich ziemlich leise. „Von nett sein, hast du auch noch nie was gehört oder?", fragte er ziemlich verletzt. „Nö.", antwortete ich gelangweilt. „Bist du zu jedem so?", fing er an, „So rücksichtslos, gemein und frech?" „Ich bin gerade sehr, sehr nett zu dir, falls du es wissen willst.", stellte ich klar und er sah mich geschockt an. „Deine arme Familie.", murmelte er. „Ey!", verteidigte ich mich, „Ich muss die doch die ganze Zeit ertragen." Er sah mich fragend an, doch ich drehte einfach den Kopf von ihm weg. Wieso habe ich das gesagt? Es geht ihn doch gar nichts an! Ich wollte nicht schon wieder jemandem erklären, was daran so schlimm ist. „Wie, du musst sie ertragen?", fragte er die Frage, die ich nicht hören wollte. „Das geht dich nichts an!", entgegnete ich. „Wir sehen uns doch eh nicht wieder, da kannst du es mir doch erzählen.", versuchte er mich zu überreden. „Du willst zu viel wissen!", zickte ich ihn an. „Ich kann halt nichts dafür, wenn jemand so interessantes wie du hier in das Café kommt.", sagte er und ich war sofort wie eingefroren. Was hat er da gerade gesagt? Das stimmt doch gar nicht! Ich bin nicht interessant, ich bin genau das Gegenteil! „Ich bin nicht interessant.", nuschelte ich meinen Gedanken und schaute zu ihm. „Doch.", sagte er und lächelte. Komischerweise schüchterte mich das ein und ich schaute zu Boden. „Doch nicht immer die aus Stahl.", sagte Kevin und diesen Worte lösten in mir eine Art Alarm aus. Ich fühlte mich schwach und das wollte ich nicht. „Stimmt doch gar nicht!", schnauzte ich ihn wieder an, hob meinen Blick aber nicht vom Boden. „Es ist vollkommen in Ordnung etwas zu fühlen.", sprach Kevin sanft und ich wollte am liebsten losheulen, riss mich aber zusammen. „Das weiß ich auch!", zickte ich ihn an, hörte jedoch selbst, wie meine Stimme nicht mehr stark, sondern wackelig und verletzt klang. „So verhältst du dich aber nicht.", erklärte er, „Was ist denn so schlimm daran seine Gefühle zu zeigen?" Die erste Träne kullerte meine Wange herunter, als ich daran dachte, was vor fast fünf Jahren passiert war. Ich versuchte so sehr, nicht zu weinen, doch die Tränen flossen einfach, ohne das ich Einfluss darauf hatte. Plötzlich fühlte ich eine Hand an meiner Schulter und fiel fast vom Stuhl. Ich sah auf und sah Kevin, wie er mich mitleidig ansah. „Es tut mir leid.", murmelte er traurig. Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, schlang ich meine Arme um ihn und weinte, ich weinte einfach und ließ meine Gefühle raus, so wie er es gesagt hatte. Dabei strich er mir beruhigend über den Rücken und ich war schockiert, dass er mich so zerbrochen hat. Diese Wand die ich über die Jahre aufgebaut hatte, hat niemand jemand durchbrochen. Doch dann ist er da, ich kenne ihn nicht mal eine Stunde und bin weinend in seinen Armen.

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