Kapitel 35

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Fast vier Monate ist Elizabeths Geburtstagsfeier nun schon her. Mama versucht zum Glück nicht mehr, mich unter Leute zu bringen, dafür muss ich aber jeden Tag nach der Therapie zum Arzt. Ethan hat immer noch ein schlechtes Gewissen und Calum lässt mich nicht in Ruhe. Doch es macht mich verrückt, dass er nicht mal versucht mit mir zu reden, sondern immer einfach nur da sitzt und mir hin und wieder mal einen Blick zuwirft, als könnte er so mit mir sprechen. Er schaut mich mittlerweile nicht mehr so bemitleidend an, wie es andere Leute immer tun und irgendwie fühlt es sich einfach an, als wäre er immer da.

Heute kam er wieder einfach in mein Zimmer, doch dieses Mal hatte er eine Gitarre dabei, was mein Interesse weckte. "Nimm mal die Kopfhörer raus.", sagte er und schaute mich etwas unsicher an. Merkwürdigerweise störte es mich überhaupt nicht, meine Kopfhörer rauszunehmen und ihm zuzuhören. "Ich, ich habe einen Song geschrieben und den wollte ich dir vorspielen."; teilte er mir mit zitternder Stimme mit. Mit einem Nicken zeigte ich ihm; dass ich zuhören würde. Also setzte er sich mit seiner Gitarre zu mir aufs Bett und fing an zu spielen. Es hörte sich wirklich gut an und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Dann fing er auch noch an zu singen und klang dabei einfach wundervoll. Das Lied handelte von einem Jungen, der hier nicht her passte und von einem Mädchen, dass sich nach und nach selbst zerstörte. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass er mich meinte und dass Lächeln verschwand langsam. Die beiden wussten nicht, was sie machen sollten. Das Mädchen blockte sich von ihrem Umfeld ab und der Junge fing auch an das zutun. Doch dann stiegen die beiden in ein Auto, ohne Gepäck, ohne jemandem bescheid zu sagen und ohne noch ein zweites Mal darüber nachzudenken. Am Ende vom Lied, kullerte eine Träne meine Wange herunter und ich machte mir nicht mal die Mühe, sie wegzuwischen. Auch Calum, der mich nun anschaute, hatte Tränen in den Augen und schien krampfhaft dagegen anzukämpfen.

"Danke", flüsterte ich und dann kullerten auch ihm die Tränen die Wangen runter.

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