Chapter 32

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Vier Tage später war ich wieder relativ gut auf den Beinen. Zwar hatte ich noch ein paar Kreislaufprobleme und ich war ständig müde, aber ansonsten ging es mir gut.

Joe und Mom waren gerade bei mir und Joe hatte uns die Ergebnisse der letzten Tests mitgeteilt.

Mom hatte veranlasst, dass ich erst in zwei Tagen wieder Missionen bekomme und so konnte ich mich bis dahin noch etwas ausruhen.

Ich würde aber ab morgen mit Training anfangen, da ich sonst nicht mehr so gut reinkomme.

„Können wir jetzt runter?", fragte ich Joe. Ich stellte ihm jeden Tag genau diese Frage und immer war seine Antwort: Nein, du brauchst noch deine Ruhe.

„Ja, heute siehst du im Gegensatz zu den anderen Tagen schon viel lebendiger aus."

Ich lächelte leicht und wartete noch, bis Mom wieder weg war.

Dann stand ich auf und machte mich zusammen mit Joe auf den Weg nach unten in die Leichenhalle der Mitarbeiter. Diese befand sich im Keller, wegen der Temperaturen.

Ich muss auf jeden Fall sagen, dass ich vor allem die ersten Tage echt nicht ich selbst war.

Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, aber Joe meinte, dass ich nach Fünf gefragt hatte und auch viel geweint hatte.

Für mich ist das alles aber irgendwie nie passiert. Vor allem, warum sollte ich nach Fünf fragen? Fünf. Wieso?

Doch ich hatte auch etwas bemerkt.

Irgendwie... fühlte ich mich seit diesem Vorfall anders. Vom Wesen her. Als ob ich nicht in diesen Körper gehöre oder ein anderes Bewusstsein entwickelt hatte.

Dass mich vielleicht sogar irgendjemand anderes kontrolliert. Ich weiß, dass klingt absolut bescheuert.
Aber es fühlte sich teilweise wirkich so an.

Ich hatte sehr aggressive Gedanken. Die hatte ich auch schon vorher, aber die waren noch brutaler, noch schlimmer, noch abschreckender.

Das Schlimmste war eigentlich, dass mich diese brutalen Fantasien glücklich machten.

Als wir unten die Halle betraten, war die Stimmung direkt anders. Der Tod lag in der Luft und die Stille drückte einen regelrecht runter.

Wir liefen an hunderten von Kapsel vorbei, in denen die einzelnen Leichen der Mitarbeiter lagen.

Manchmal hielt ich mich kurz an Joe fest, wenn man Kreislauf absackte. Aber ich hatte mich an dieses Gefühl schon teilweise gewöhnt und wusste daher auch, wann es kam.

Ihm machte das aber nichts aus und er hielt mich dann auch für die wenigen Sekunden fest.

Und dann standen wir auf einmal vor der Kapsel, in der AJ drin war. Es war ein komisches Gefühl, als Joe sie herausfahren ließ.

Es war wie ein schwebender Tisch oder wie eine Trage, auf der er lag. Er auf der einen Seite er und auf der anderen Seite... sein menschlicher Körper.

Ich schluckte einmal schwer und trat dann vorsichtig an ihn heran. Meine Beine fühlten sich plötzlich so schwer an und meine Hand zitterte, als ich langsam über die Naht auf seinem Körper strich.

Es war wirklich... gewöhnungsbedürftig. Ich ließ ein paar Tränen laufen, was mir aber nichts ausmachte.

Es war schließlich AJ, der tot vor mir lag... der zugenäht und ausgetrocknet vor mir lag.

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Just like him | Five HargreevesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt