77 - Felix stellt Sarah ein Ultimatum

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Sarah stand im Badezimmer und starrte ihr Spiegelbild an. Der gestrige Streit mit Felix und das viele Weinen anschliesend hatten seine Spuren hinterlassen - ihre Augen waren gerötet und geschwollen, ihre Haut sah fleckig aus und sie war vollkommen übermüdet.
Am liebsten würde sie zu Hannah fahren und ihr mal so richtig den Marsch blasen, doch sie wusste, dass das nicht das eigentliche Problem war.
Felix hatte Recht, sie alleine war Schuld an der Situation. Mal wieder hatte sie sich nicht an ihr Wort gehalten und einfach das gemacht was sie gewollt hatte. Zurecht war ihr Mann wätend auf sie.
Sie war eindeutig zu weit gegangen, dass war ihr jetzt schmerzhaft klar geworden. Sie wollte das alles mit Lyann so sehr, dass sie Felix' Gefühle komplett ignoriert hatte.
Normalerweise hätte sie noch vier Tage hier in Hamburg gehabt, davon wären aber eh fast zwei Tage für Lyanns Auswärtsspiel drauf gegangen, von daher hatte sich Sarah dazu entschlossen schon heute Nachmittag nach Lissabon zu fliegen - das war sie ihm schuldig nach der miesen Aktion.
"Schatz, alles gut bei dir?" Lyanns Stimme klang mehr als besorgt. Natürlich war sie traurig über die verfrühte Abreise ihrer Freundin gewesen, doch sie konnte Sarah natürlich auch gut verstehen und unterstützte sie soweit es eben ging.
Die Portugiesin schlüpfte aus dem Bad und schlang ihre Arme um Lyanns Hals.
"Ach, es ist alles so blöd. Das mit der Wohnung war einfach zu viel, ich war so egoistisch. Normalerweise bin ich so nicht, dass musst du mir glauben. Ich hoffe, ich kann Felix irgendwie besänftigen, er war so sauer gestern".
Als sie sich aus der Umarmung löste, sah sie in die grünen Augen ihrer Freundin, welche sie so sehr liebte.
"Er wird sich wieder beruhigen, da bin ich mir sicher. Bitte sag ihm auch von mir Sorry, auch wenn ich weiß, dass es ihm wahrscheinlich nicht so viel bedeuten wird" 
Sarah legte ihren Kopf an Lyanns Schulter und atmete tief ein und aus.
Auch wenn sie die junge Frau vermissen würde, war es wichtig, jetzt zu gehen.
Eine Weile standen die beiden einfach so da und hielten sich fest.
"Ich fahre dich natürlich zum Flughafen" sagte die Holländerin während sie Sarahs Rücken streichelte.
Doch die Portugiesin schüttelte den Kopf "Du musst doch ins Training, Baby. Ich kann mir einfach ein Taxi nehmen. Gar kein Problem"
Doch Lyann bestand darauf, sie wollte einfach noch so viel Zeit wie möglich mit ihrer Freundin verbringen.
"Keine Widerworte, ich mache das" sagte sie bestimmt und küsste Sarahs weiche Lippen.
Die Fussballerin nahm ihr Handy und rief ihren Trainer an.
Sarah packte währenddessen ein paar Klamotten zusammen. Ihr Kopf dröhnte und das unwohle Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich je näher der Abschied rückte.
Lyann hatte sich für heute krank gemeldet, sie wollte sich um die Portugiesin kümmern.
"Willst du was essen, Baby?" fragte die Holländerin, doch Sarah war so in Gedanken, dass sie gar nicht reagierte. Erst als Lyann sie berührte, schaute Sarah auf.
"Hast du Hunger? Ich kann schnell etwas zu essen machen, wenn du magst?"
"Ich habe zwar ehrlich gesagt keinen Hunger, aber wäre wahrscheinlich trotzdem besser, wenn ich etwas im Magen habe oder?" murmelte Sarah.

Lyann hatte schnell Pasta mit Gemüse gekocht, doch ihre Freundin hatte nur wenige Bissen gegessen. Lustlos hatte sie mit ihrer Gabel in ihrem Teller rumgestochert.
"Tut mir leid, Schatz. Das Essen ist toll, aber ich kriege einfach nicht wirklich etwas runter.
Ich muss ständig an den kalten Ton in seiner Stimme denken, so kenne ich Felix gar nicht.
Außerdem will ich nicht weg von dir, ich werde Paris verschieben, damit ich so schnell wie möglich wieder zu dir nach Hamburg kommen kann" 
"Kein Problem wegen dem Essen. Ich bin froh, dass du wenigstens dein Gemüse aufgegessen hast." Sie schmunzelte und fuhr dann mit etwas ernsterer Stimme fort.
"Ihr könnt das beide bestimmt klären, mach dir keine Sorgen. Lasst euch so viel Zeit, wie ihr braucht. Wollen wir noch ein wenig auf der Couch kuscheln bevor wir los müssen?"

Es gab in diesem Moment keinen Ort, an dem Sarah lieber gewesen wäre. In Lyanns Arm fühlte sie sich einfach sicher und geborgen. Ihre Freundin streichelte ihren Arm und küsste ihre Schläfe. Doch lange hatten sie nicht mehr Zeit, in spätestens einer halben Stunde mussten sie los.
"Ich liebe deinen Geruch so sehr - ich finde, es sollte einen Raumduft geben, der genauso wie du riechst" Lyann steckte ihre Nase tief in die dunklen Locken ihrer Freundin und sog die Luft ein.
"Ach, dass erinnert mich daran, dass ich deinen grauen Pullover eingesteckt habe - damit ich etwas von dir mit mir trage. Dann weißt du Bescheid und musst ihn nicht suchen - so wie damals deinen schwarzen Lieblingspulli, weißt du noch?" Sarah drehte sich um und lächelte Lyann an.
Es war ihr erstes echtes Lachen heute.
"Oh stimmt, da war ja was" die junge Holländerin grinste und streckte ihrer Freundin die Zunge raus.
Die beiden kicherten und kuschelten sich eng aneinander.

7 Tage (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt