7 Tage (girlxgirl)

32 - Der Abend vor dem Spiel Teil 2

Sarah hatte das Kommando in der Küche übernommen. Lyann war das ganz Recht, sie war nämlich eher eine mittelmäßige Köchin.
Sie kannte die Speisekarte ihres Lieblingsitalieners auswendig, dass sagte wohl alles.
Sie sah Sarah zu, wie sie hochkonzentriert die Zwiebeln in kleine Würfel schnitt. Man konnte sehen, dass sie das schon sehr oft gemacht hatte.
Sie biss sich auf die Lippe - das tat sie immer, wenn sie sich konzentrierte.
"Oder wenn sie geil wurde" Lyann musste bei dem Gedanken grinsen.
"Denkst du etwa gerade an Sex?". Sarah sah sie schmunzelnd an und hielt das Messer in ihre Richtung.
"Vielleicht? grinste Lyann.
Sarah schüttelte lachend den Kopf.
"Mach dich mal lieber nützlich" sie zeigte mit dem Messer auf die rote Paprika auf dem Brett.
"Je eher wir essen, desto früher können wir die Serie weiterschauen und dann...." Sie spitzte ihren Mund und sah Lyann verführerisch an. Dann leckte sie sich provokant über die Lippen.
Keine zwei Sekunden später wand sich die Holländerin lachend dem Gemüse auf dem Brett zu.

Nach dem Essen zogen sich die beiden Frauen auf die gemütliche Couch zurück. Sarah lag mit dem Rücken gewandt zwischen Lyanns Beinen in ihrem Arm. Auf dem TV-Display vor ihnen lief eine Netflix-Serie.
Doch die Holländerin verfolgte das Geschehen auf dem Bildschirm nicht wirklich, sie genoss einfach nur Sarahs Nähe und atmete ihren Geruch ein.
Sie kannte die Folge bereits.
"Du riecht so gut" murmelte sie leise in ihre dunklen Locken.
"Psst" Sarah drehte ihren Kopf leicht zur Seite und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
"Ich kenne die Folge noch nicht im Gegensatz zu dir" motzte sie leise.
Lyann lachte und küsste die schöne Frau in ihren Armen auf die Schläfe.
Sarah lächelte auch, denn sie konnte ihr Grübchen auf der Wange sehen.
"Ich bin so verrückt nach ihr" schoss es Lyann durch den Kopf.
Sofort musste sie an die Szene im Supermarkt denken. Lyann nahm sich gerne Zeit für ihre Fans.
Es gehörte zu ihrem Beruf dazu und sie hatte auch wirklich Spaß daran. Aber seit der EM war das Interesse an ihrer Privatperson etwas zu viel geworden. Besonders von jungen Frauen bekam sie täglich eindeutige Nachrichten.
Auf die Frage, ob Sarah ihre Freundin war, hatte sie gar nicht erst geantwortet. Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte sie nichts dazu gesagt.
Lyann hatte kein Problem damit, Frauen in der Öffentlichkeit zu küssen, sie wollte sich auf keinen Fall verstecken.
Aber öffentlich hatte sie sich nie zu ihrer sexuellen Orientierung geäußert. Warum auch, bisher gab es einfach keinen Grund dafür.
Es gab Bilder von ihr und Celine auf Instagram, aber ohne eindeutigen Hinweis zu ihrem Beziehungsstatus.
Die Leuten sollten sich einfach ihren Teil  denken.
Schon während des Gesprächs mit dem Fan hatte Lyann bemerkt, dass die Portugiesin plötzlich blass wurde.
Aber sie konnte nicht gleich weg, die Kleine wollte noch ein paar Selfies mit ihr haben.
Als Lyann dann zu Sarah ging, wirkte die vollkommen durch den Wind.
Es traf die Fussballerin wie ein Schlag als sie ihrem Kuss völlig unerwartet auswich.
Wenige Minuten davor war es noch total in Ordnung gewesen.
Lyann hatte davor auch nie das Gefühl gehabt, dass es Sarah unangenehm war, sie in der Öffentlichkeit zu küssen oder zu berühren. Wie selbstverständlich nahm sie ihre Hand oder lehnte sich an sie.
Die Holländerin genoss diese Momente sehr.
Doch plötzlich war Sarah total abweisend zu ihr. Als sie dann noch den Namen ihres Ehemanns erwähnte, schoss ein Schmerz durch Lyanns Körper, den sie so noch gar nicht kannte.

Nein, Sarah war nicht ihre Freundin.
Sie waren kein Paar.
Sie war nämlich die Frau eines anderen.

Aber dann änderte sich schlagartig der Ausdruck in Sarahs Gesicht, ihre Wangen begannen zu glühen und ihre Augen weiteten sich.
Lyann war total überrumpelt gewesen als die Portugiesin sie gierig an sich gezogen und hungrig geküsst hatte. Ihr Blick war so zärtlich dabei, dass Lyanns Knie ganz weich wurden.
Der Kuss war der absolute Wahnsinn gewesen.
Voller Leidenschaft.
Voller Sehnsucht.
Er schmeckte nach Liebe.

"Wollen wir baden gehen?" flüsterte Sarah.
"Mhh klingt gut, ich lasse das Wasser ein"
Lyann grinste. Sie konnte es kaum erwarten, ihre nackte Haut auf sich zu spüren.
Zehn Minuten später stiegen sie in das warme Badewasser, welches durch den Badezusatz lila gefärbt war.
Wie schon auf der Couch lag Sarah in Lyanns Armen.
"Hast du ein Ritual vor dem Spiel oder bevor du auf den Platz gehst?" wollte die Portugiesin wissen.
Sie streichelte sanft Lyanns Arm, der auf ihrem Bauch lag.
"Vor dem Spiel direkt nicht. Ich höre gerne Musik, aber nichts bestimmtes. Immer wenn ich den Rasen betrete, bete ich kurz. Das wars"
"Bist du eigentlich noch nervös vor den Spielen?" fragte Sarah.
"Ein wenig schon, vor wichtigen Entscheidungsspielen natürlich etwas mehr. Die Nationalhymne zu hören, ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes. Da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut."
"Das glaube ich. Mir geht es selbst vor dem Fernseher daheim so, wenn die portugiesische Hymne gespielt wird. Das muss ein irres Gefühl sein, ich würde wahrscheinlich vor Stolz platzen.
Sunny meinte, du warst lange verletzt als du nach Hamburg gekommen bist. Wie war das für dich?" fragte Sarah neugierig.
"Das war ehrlich eine beschissene Zeit. Ich hatte schon während den Olympischen Spielen in Japan Probleme mit dem linken Knie. Aber mit Spritzen konnte ich spielen. Aber in Hamburg angekommen, ging gar nichts mehr. Die Schmerzen waren unerträglich und die Gewissheit, dass ich eine Weile nicht spielen werde, hat mich mental echt umgehauen. Ich musste bei null anfangen, was echt hart war.
Aber an solchen Rückschlägen wächst man, ich bin dadurch reifer geworden.
Magda hat mir sehr geholfen, wir haben damals viel Zeit in der Reha verbracht. Auch Jamie und die anderen waren für mich da. Als ich dann nach vielen Monaten endlich wieder auf dem Platz stand, war das ein großartiges Gefühl. Ohne Fußball geht einfach nicht" sie lachte.
Sie zog Sarah noch enger an sich.
"Schön, das du wieder zurück bist.
Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr, dich morgen spielen zu sehen." flüsterte die Portugiesin. 
Sie nahm Lyanns Hand und küsste sie.
"Welche Rückennummer hast du eigentlich?"
Lyann war überrascht von der liebevollen Geste, welche das Knistern in ihrem Bauch verstärkte.
Sie räusperte sich kurz und antwortete dann
"Die 12 - bei der Nationalmannschaft und auch hier in Hamburg"
Sie streichelte über das Tattoo an Sarahs Handgelenk, die Zahl 12 hatten die beiden gemeinsam.