Train to Tokyo

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Am nächsten Morgen hieß es zusammen packen und Abreise.
Wir rappelten uns auf und gingen als erstes unter die Dusche. Während ich im Bad war, packte Nij seinen Teil zusammen. Im Bad hatte ich soweit auch alles eingepackt, was mit mitgebracht hatten.

Ich ging zu ihm und er sah noch total zerzaust aus. Albert Einstein auf Wish bestellt.
Als er an mir vorbeizog, um ins Bad zu gehen, gab er mir noch stumm einen Kuss. Nun ging es für mich ans Packen. Ich frage mich echt, wie ich meine Sachen vorher alle in die Tasche bekommen hatte. Jedes Mal das gleiche. Aus den Bad kamen Pfeiffgeräusche...da scheint jemand gute Laune zu haben.

Unsere 7 Sachen zusammen gepackt, genossen wir noch ein letztes Mal den Ausblick. Nij legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich zu sich.
"Es waren wunderbare Tage. Können wir nicht immer hier bleiben?" meinte er.
Das würde ich mir auch wünschen, aber dann wäre es kein Urlaubsgefühl mehr.
Wir standen eine ganze Weile so da und genossen einfach den Moment.

Als es Zeit war, nahmen wir alle Taschen und gingen zum Bus. Ich atmete kräftig aus, als wir gingen. So wirklich weg wollte ich hier auch nicht.
Die Sonne schien und es war wunderbares Wetter. Ein leichtes Lüftchen wehte uns um die Nase.

Im Bus checkte ich schnell was in meinem Kalender, dabei fiel mir auf, dass ich nur noch wenige Tage in Japan bin.
Fuck. Wie konnte ich das so vergessen? Hmmmmm.
Wie bringe ich das nur Nij bei? Er ist komplett erholt, wäre es da richtig ihn wieder in die Realität zurück zu katapultieren? Ich glaube ich sage es ihm im Zug. Besser dann als nie.
Draußen zogen die Häuser und Landschaften an uns vorbei. Ein bisschen wie in einem Ghibli Film.

An der Bahnstation angekommen gingen wir gemütlich zum Bahnsteig. Wir hatten noch etwas Zeit.
"Willst du was futtern?" fragte Nij und zeigte auf die Automaten.
Mein schlemisches Joker-Grisen kam hoch.
"Natürlichhhh"
So viel Auswahl. Wow. Ich bin immer wieder vom Automatenleben in Japan überwältigt.
Wir holten uns Getränke, Schokosticks und sehr seltsam aussehende Sandwiches. Letzteres betrachteten wir mit Bedenken. But food is food. Food is love. Food is life.
Nach ca 10 Minuten kam dann auch unser Zug. Ich stellte mich in die Zugtür und wuchtete unsere Sachen rein und anschließend auch hoch auf die Ablage in unserem Abteil. Es sah wieder genauso aus wie vor ein paar Tagen.
Wir hörten den Schaffner pfeiffen und es ging los.
Da wir uns gegenüber saßen, nahm ich Nijs Hände in meine auf dem Tisch. Ich wusste was ich jetzt sagen musste.
"Ich will dich ungern überrumpeln..." begann ich.
"...du weißt, dass ich irgendwann wieder zurück nach Deutschland muss, oder?"
Er sah mich an und sein Blick verfinsterte sich ein wenig. "Ja, Na klar. War abzusehen. ... Was willst du mir jetzt sagen?" fragte er mit trauriger Stimme.
"Es ist schon in 4 Tagen soweit. Ich hab's erst in meinem Kalender gesehen. Ich wünschte ich könnte länger bleiben, aber ich muss zurück, ich hab da auch Verantwortung und..." ich konnte meinen Satz gar nicht beenden, da Nij schon seine Lippen auf meine legte.
"Dann müssen wir das Beste aus den paar Tagen raus holen. Ich habe einen strammen Zeitplan. Wenn du willst kann ich dich überall mit hin nehmen."
Das würde mir wirklich sehr gefallen. Es würde mich nur noch mehr an ihn binden. Aber was wenn ich weg bin? Was passiert dann?

"Das wäre schön, ja." sagte ich mit zaghafter Stimme. Ich war ja eh bei ihm im Apartment, also komme ich sowieso nicht drum herum.
Ich konnte in seinen Augen so ein leichtes schimmern erkennen, wie wenn man seine Tränen zurück hält, diese aber noch in den Augen sind.
Ich wollte erstmal nicht weiter drüber nachdenken.

Die Zugfahrt verlief ruhig und ohne Probleme. Nij nickte ein beim fahren und ich schaute einfach nur aus dem Fenster und beobachtete die vorbei ziehende Landschaft. In Tokyo angekommen, fuhren wir direkt nach Hause. Wie das klingt..."nach Hause".

Nijs Briefkasten war am überlaufen.
"Oar na klar, als hätte ich meinen Nachbarn nicht gefragt, ob der ausräumen könnte." sagte er mir leicht sarkastischem Unterton.
"In Deutschland wäre es noch mehr Post. Da braucht man für alles Briefe, Zettel und Formulare. Und ein Formular fürs Formular."
Wir beide gingen grinsend zur Tür und betraten das Apartment.
Sofort fühlte ich mich heimisch. Der Trip war toll, aber es war dennoch schön wieder hier zu sein. Es war schon nachmittags und das erste was wir taten, war, unsere Hintern aufs Sofa zu verfrachten.
Stille.
Wir genossen diese Ruhe. Einfach nichts tun.

Auf einmal dreht sich Nij mit einem Ruck zu mir und schaffte es, sich irgendwie auf mich drauf zu rollen. Er lächelte mich an und ich strich ihm durch sein Haar.
So lagen wir einige Sekunden da, uns einfach betrachtend.
"Du bist so schön." hauchte er mir leise zu. "Du bist das schönste was mir je passiert ist."
Mein Herz machte kurz einen Satz. Ich freute mich so unglaublich.
Ich musste hart grinsen und streifte mit meiner Nase seine und küsste ihn.
Ich flüsterte zu ihm "Noch nie hat mich jemand so glücklich gemacht, wie du."
Noch ein "ich liebe dich" bringe ich wahrscheinlich nicht so schnell raus. Dachte ich.

Unser Kuss war sehr intensiv und voller Zuneigung für den jeweils Anderen. Irgendwann lagen wir einfach nur noch Arm in Arm da und spielten mit unseren Händen.
"Sag Mal, wollen wir uns Mal die Urlausfotos ansehen?" fragte ich.
Das verneinte er nicht und wir setzten uns auf.

"OH MEIN GOOOOTT." sagte er und gab sich eine Facepalm. "Wann ist dass den passiert?"
Ich überlegte kurz. Wahrscheinlich, als wir bisschen über den Durst getrunken hatten. Ein Nij mit maximal verzogenem Gesicht, einem Doppelpeace, überbelichtet und mit einer Pflanze aus unserem Zimmer posierend. Dazu Badelatschen. Und halb nackt.
Meine Fotos waren aber auch keinen Deut besser. Aber normale Fotos sind langweilig.
Wir erinnerten uns auch noch an die Spaziergänge, die Erkundungen und das gute Essen überall. Wie wir unsere Sorgen hinter uns ließen.
Wir fanden ein tolles Foto von uns in der Höhle.
"Uhh warte kurz." er stand auf und verschwand ins Schlafzimmer. Zurück kam er mit einem Mini-Drucker.
"Ist das so einer fürs Handy? Krass man" kommentierte ich.
Nij schaltete das Ding an und begann etwas zu drucken. Raus kam dieses Foto. Und damit stand er auf und ging zum Kühlschrank.
"Tadaa." sagte er mit ausgestreckten Armen. "Das beste was mein Kühlschrank je gesehen hat."
"Ui ich will auch sowas." sagte ich mit niedlicher Stimme und Hundeblick.
Er zeigte mir wie man den Drucker bedient und somit konnte ich das Bild auch drucken. Dies steckte ich sofort in mein Portmonee, ins Fach mit dem Fenster.

Danach beschlossen wir Mal alle unsere Sachen auszupacken. Wir öffneten die Taschen und die Haufen kamen uns nur so entgegen gequollen, so vollgestopft waren sie. Ich überlegte, ob es sich für mich überhaupt lohnt, alles auszuräumen, aber der Ordnung halber tat ich es.

Die Zeit verging und es wurde schon dunkel draußen. Wir beschlossen ein paar Instantnudeln zu essen. Zusammen setzten wir uns im Schneidersitz auf die Arbeitsplatte in der Küche und mampften vor uns hin.
"Wow die neue Sorte ist echt der Knaller. So gut."
Meinte Nij.
"Was für eine ist das?"
"Viel Gemüse mit Chillipulver, Hähnchengeschmack und so knuspriges Zeug oben drauf."
"Das knusprige hat mich überzeugt." sagte ich schmunzelnd, bevor ich mir was von ihm klaute.
"Wie, was...wie kannst du nur?" fragte er mit amüsanter Stimme. Mich versuchte auch was von mir zu klauen, aber es gelang ihm nur mit einer Nudel, während wir einen kleinen Kampf mit unseren Stäbchen hatten.

Als wir fertig waren, gingen wir noch auf die Terrasse. Es war wieder wunderbares Wetter an dem Abend.
Wir setzten uns auf die Kante der einen Stufe und betrachteten den Himmel und die Häuser.
Da kam Nij eine Idee.
"Sag Mal, wollen wir nicht eine Nacht draußen schlafen? Wir schieben die Matratze und alles andere raus. Das Wetter soll die nächsten Tage gut bleiben. Und warm ist es auch."
Eigentlich gar keine so schlechte Idee. Unter freiem Himmel wollte ich schon immer Mal schlafen und hier hoch kommen nicht so viele Insekten.
"Wollen wir es gleich machen?" fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Wir grinsten uns spöttisch an und rannten los.
"Ich nehme die Kissen, du die Decken." sagte er als würden wir irgendwo plündern.
Ich griff alles flauschige an Decken und brachte es raus.
Tja dann mußte noch irgendwie diese Matratze raus.
Wir versuchten sie vom Bett zu heben, aber bekamen beide fast eine Zerrung. Unsportlich des Todes wir beide.
Also schoben wir so gut es ging.

Draußen bereiteten wir alles vor und zogen uns etwas mehr an, als gewöhnlich zum schlafen, falls es doch kälter wird. Wir legten uns hin und sahen zusammen in den Himmel. Wir sahen zwar nur einige wenige Sterne, aber besser als nichts. Nij nahm unter der Decke meine Hand und drehte ich zu mir. Ich tat es ihm gleich.
Unsere Decken bis zum Kinn hoch gezogen, lagen wir nun da und schauten uns an. Seine Haare wehten leicht im Wind und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
"Ich will das hier, immer." sagte er zart.

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Ja, ich lebe noch liebe Leute. 😅 Meine Motivation war im Keller und kommt kriechend wieder hoch. Nunja, ich hoffe ihr hattet Spaß bei dem Kapitel. ^^

Behind the Camera - Nijiro Murakami x Reader FF (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt