You're so beautiful

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Es war schon Herbst und das Wetter wurde kälter. Draußen regnete es öfters und ich konnte endlich wieder lange Klamotten anziehen, ohne mir einen ab zu schwitzen. Halloween stand vor der Tür, aber es ließ mich ziemlich kalt dieses Jahr.
Ich war komplett in Gedanken versunken, auch auf Arbeit, was nicht unbedingt von Vorteil war, aber zum Glück hat es noch niemand bemerkt. Ich habe aufgehört, ständig auf mein Handy zu schauen, da es nur noch mehr Unmut streute. Vor ca. einer Woche hatte ich Nij mal angeschrieben, aber nichts kam zurück. Mental habe ich mich schon drauf eingestellt, ihn nicht mehr wieder zu sehen.

Ich kümmerte mich noch um die letzten Kunden auf Arbeit und zischte dann ab. Abends wollte ich mich noch mit einer Freundin treffen und in einen Irish Pub gehen. Dafür zog ich mich um und machte mich auf zur U-Bahn. Vertieft in meine Musik stieg ich in die Bahn und starrte in die Tunnel. Auf einmal setzte sich jemand mir gegenüber...es war meine Freundin. Total aufgekratzt erzählte sie von ihrem Tag und ich versuchte allem zu folgen, was aber bei der Anzahl von Worten pro Sekunde kaum möglich war.
Wir stiegen in der Innenstadt aus und gingen zur Kneipe.
"Woah hast du schon gehört? Green Day gehen nächstes Jahr auf Tour! Aber dafür müsste man nach Berlin oder Hamburg...hast du Bock?" fragte sie.
Ich dachte nach. Ich mochte die Band sehr und hörte sie schon seeehr lange.
"Klar warum nicht. Wenn du die Tickets bestellst?"
Sie nickte und wir erreichten den Pub, welcher in einem Keller war.

Unten bestellten wir was zu trinken und einen Snack. Wir unterhielten uns und ich sah mich etwas um. An den Wänden waren Bücher und schicke Holzverkleidungen. Als wir mitten im Gespräch waren, vibrierte mein Handy. Eine Nachricht von Nij war auf meine Sperrbildschirm zu sehen.
"Huhu, jemand da?" fragte mich meine Freundin und schaute mich von unten an, weil ich auf mein Handy starrte.
Als ich aufblickte, kam ich wieder zu mir und drehte das Handy einfach um. Der Abend sollte ihr und mir gehören. Dennoch waren meine Gedanken immer wieder bei der Nachricht.
Ein paar Guiness, Aperols und Schalen voller Nüsse später, schlenderten wir zur U-Bahn. Ich war zwar nicht mehr ganz auf der Höhe, aber geradeaus laufen konnte ich schon noch.

Einige Zeit später kam ich zu Hause an und schmiss meine Tasche in die Ecke. Ich legte mich aufs Bett und öffnete meinen Chat mit Nij. Die Nachricht war relativ lang. Er entschuldigte sich, dass er nicht geantwortet hatte und wir nicht mehr so oft sprechen. Und dass ich bitte nicht alles glauben soll, was im Internet zu finden ist. Als hätte er es gewusst, dass ich das Thema auch noch ansprechen wollte.
Er entschuldigte sich erneut für seine Abwesenheit und bat um einen Videocall. Das freute mich zwar, aber ich glaube ich war zu betrunken für sowas. Ich zog mich schnell um, machte mich frisch und dann antwortete ich ihm. Er sollte sich keine Sorgen machen. Als ich nach der Zeit zum Videocall fragte, kam auch schon der Anruf.

"Hi." sagte ich schüchtern. Ich wusste nicht so recht womit ich anfangen sollte.
"Hi. Wie gehts?" fragte Nij zurück.
"Geht schon. Könnte besser sein, aber passt." antwortete ich kurz.
"Hör mal. Ich wollte dich nicht enttäuschen. Es tut mir alles so leid. Ich stecke momentan selbst in einer Krise. Ich weiß nicht wo ich weitermachen soll, mir gehts einfach scheiße. Ich wünschte ich könnte dir einen anderen Grund nennen, aber so ist es nunmal und..." ich unterbrach ihn.
"Hey hey hey, alles gut, ich glaube dir ja. Aber du weißt doch, dass du dich immer bei mir melden kannst, egal was ist. Ich bin deine Freundin, ist es da so falsch wissen zu wollen was bei dir abgeht?" fragte ich.
"Nein, ist es nicht, ich weiß. Es war auch so plötzlich da." Er rieb sich über sein Gesicht "Was soll ich machen? ich weiß es nicht."
So richtig wusste ich es aber auch nicht. Wir suchten nach einer Lösung. Aber ich musste dieses Thema mit dem Model trotzdem noch ansprechen.
"Ich muss dich das jetzt einfach fragen. Mit diesem Model von dem letzten Fotoshooting. Lief da was? Wer ist sie?" ich war kurz selbst geschockt, wie eifersüchtig das jetzt klang.
"Dein Ernst? Das war nur ein Fotoshooting mit ihr und wir haben uns halt gut verstanden, weil wir uns schon länger kennen. Egal was du gehört oder gesehen hast, es stimmt nicht. Wir haben nichts miteinander. Unglaublich, dass du das denkst." sagte er verletzt.
Ich entschuldigte mich mehrmals, da es wirklich falsch war. Aber ich machte mir nunmal meine Gedanken dazu. Was auch sonst, wenn man nichts mehr hört von einander?
Wir unterhielten uns noch eine Weile und ich wurde echt müde.
Jeder machte es sich auf seinem Bett bequem,  er zum chillen und ich zum schlafen. Gerade fühlte sich alles an, wie die Tage nach meinem Ankommen in Deutschland.
"Weißt du eigentlich wie schön du bist." sagte er zu mir und sah mich ganz ruhig an. Ich musste lächeln. Es fühlt sich so gut an.
Nach einiger Zeit schlief ich ein.

Die nächsten Wochen verliefen wieder gut zwischen uns, trotzdem vermisste ich ihn. Es war mittlerweile Mitte November. Meine Arbeit lief gut, sowohl in der Bibliothek, als auch vor der Kamera. Ich hatte sogar eine kleine Minisprechrolle im Münchner Tatort bekommen. Super cringe, aber cool wars.
In der Stadt begannen schon die Weihnachtsvorbereitungen, so auch bei mir zu Hause. Gestern hatte ich meinen Weihnachtsbaum aufgestellt. Sehr früh, aber ich konnte nicht genug bekommen. Mariah Carey ist auch schon aufgetaut und singt bei mir im Hintergrund. Als ich mich gerade an meine Playstation setzen wollte, kam eine Nachicht von Nij.
"Ich checks nicht. Wie kommt man vom Münchner Flughafen zu dir?"
Völlig selbstverständlich schrieb ich "Du musst mit der S-Bahn Nr...." dann dämmerte es mir, was seine Nachricht eigentlich bedeutete. Dennoch schickte ich meine Nachricht weg und zog mich schnell um. "Bleib wo du bist." schrieb ich ihm noch schnell. Es kam keine Reaktion. Nur ein "gelesen" wurde angezeigt.
So schnell es ging, rannte ich zur Bahn. Von mir aus gesehen, war es ein Stück bis zum Flughafen. Immer wieder schaute ich nervös auf mein Handy.
Angekommen, stieg ich aus und lief zum Gate.

Und dort stand er. Mit Koffer, völlig in schwarz, mit längeren Haaren als das letzte Mal. Mir rutschte mein Herz bald in die Hose oder explodierte gleich.

Er sah mich, ich sah ihn...

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Während ich das geschrieben habe, habe ich meine Death Metal Playlist laufen gehabt und gefühlt drei Mal schneller geschrieben.
Ich hoffe euch gefällt der neue Teil.^^

Behind the Camera - Nijiro Murakami x Reader FF (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt