From Japan to Germany

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Ich habe meinen Wecker für früh um 9 Uhr gestellt, damit wir noch genug Zeit den Tag über hatten. Es war dieser grässliche iPhone Alarmsound, den gefühlt jeder Zweite hat. Nij und ich wachten total verschlafen auf und entschieden uns noch eine kurze Weile liegen zu bleiben. Ich genoss jede Sekunde mit ihm. Seine weichen Haare, sein verschlafenes Gesicht am Morgen, seine Hände auf mir.
"Na komm, wir müssen aufstehen." quetschte ich widerwillig aus mir raus. Leider konnten wir nicht ewig hier liegen bleiben.
Von Nij kam nur ein Schnauben, dann richtete er sich auf. Er rieb sich die Augen und sah mich an. Dabei piekste er mir in die Wange und lächelte.  Wir legten beide die Decke bei Seite und standen auf.

Wir zogen die Vorhänge auf und gingen dann in die Küche. Ich nahm mir einen Saft und räumte das Frühstückszeug aus dem Kühlschrank. Beim Essen redeten wir nicht viel, wir saßen einfach nur da. Mein Kopf war auch komplett wo anders. Ich ging nochmal alle Zeiten durch und ob ich auch wirklich alles habe. So Kleinzeug muss ich ja erst später einräumen.
Meine Switch ist geladen, mein Buch noch nichtmal im Ansatz angerührt und mein Nackenkissen ist aufgeflauscht.

Wir hatten uns diesen Morgen wirklich nicht viel zu sagen und die Stimmung war mehr als angespannt, man konnte die Luft in der Wohnung regelrecht zerschneiden. Ich setzte mich zu Nij und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Ich will doch auch nicht gehen." sagte ich "Ich kann nunmal nicht hier bleiben".
"Das weiß ich doch. Ich komm' nur nicht ganz drauf klar. Was würde ich geben, mitzukommen, aber ich kann auch nicht weg." kam von ihm.
"Wie wäre es mit Videochat? Machen ja viele. Zwar wird die Zeitverschiebung ordentlich reinhauen, aber das schaffen wir schon."
"Aber ich will, dass du deinen Schlaf bekommst. Und du musst ja noch arbeiten. Ich bin da bisschen anders flexibel als du, denke ich. Oder?" fragte Nij.
"Wo du recht hast...aber selbst um die Arbeit rum kann ich meinen Schlaf anders bauen, das ist kein Problem. Und mit meinen Freunden mache ich ja auch nicht jeden Tag was." antwortete ich daraufhin.
Wir unterhielten uns noch bis Mittag so weiter und vergaßen die Zeit vollkommen.

Im Anschluss gab er mir einen langen Kuss und verschwand ins Bad. Ich hörte ihn leise summen, als ich vorbei ging. Im Schlafzimmer räumte ich meinen restlichen Krempel zusammen und legte nur noch meine Klamotten bereit. Daraufhin beschloss ich mich zu Nij ins Badezimmer zu schleichen.
Er stand unter der Dusche und ich machte mich am Waschbecken breit und putzte mir die Zähne. Erst als er raus kam, bemerkte er mich und kam zu mir. Gott, wie ich es liebte seinen, von der Dusche, warmen Körper auf mir zu spüren.
Als er die Arme um mich legte, legte ich meine auf seine und schloss die Augen. Ich atmete tief ein und wieder aus.
Dann nahm ich eine Dusche und verfiel in ganz unschöne Gedankengänge. Mir liefen meine Tränen, das passiert nicht oft. Ich tat so, als hätte ich Shampoo ins Auge bekommen, damit Nij sich nicht zu viele Gedanken machte. Mein Kopf war auf einmal voll mit negativen Gedanken, was passieren wird und wie es mit uns weiter gehen soll. Normalerweise habe ich Gedanken und Emotionen nicht in diesem Ausmaß, da habe ich mich mit mir selbst überrumpelt.
Als ich mich etwas gesammelt hatte, kam ich aus dem Bad ins Schlafzimmer und da stand Nij mit einem T-Shirt von sich in der Hand. Es war schwarz, mit einem kleinen Symbol auf der Brust und oversized. Der Stoff war dünn, aber einer von denen die so cool im Wind flattern.
"Das ist für dich, damit du immer was von mir da hast." sagte er ganz schüchtern und reichte mir sein Shirt. Schon wieder wurde ich fast emotional. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Uii danke." brachte ich nur raus, dafür aber mit einem quietschigen Unterton. Ich konnte nicht anders und hielt meine Nase kurz dran. Es roch ganz nach ihm. Fast zu schade um es anzuziehen, also packte ich es in meinen Koffer.
Nij umarmte mich ganz fest und ich konnte spüren wie angespannt und nervös er war. Ich wars ja auch.

Später machte ich mich komplett fertig und stellte mein Gepäck zur Tür. Wir wollten 17 Uhr am Flughafen sein, daher fuhren wir 16 Uhr los, damit wir überall durch kommen. Bis dahin war aber noch ein wenig Zeit.
"Ich werde dich so hart vermissen." sagte ich.
Daraufhin sah er mich an und nickte mir zustimmend zu. "Ich dich auch, sogar noch mehr."
Wir legten uns noch aufs Sofa und es fiel mir schwer, nicht los zu heulen. Ich kraulte seine Haare und umarmte ihn ganz fest. Er kam zu mir hoch und küsste mich. Er war so zärtlich und warm. Seine Lippen umspielten meine sehr sanft. Meine Finger kraulten noch immer seinen Hinterkopf.

Nach einiger Zeit klingelte mein Wecker. Wir mussten los. Nij hatte einen Bekannten gefragt, ob er uns fahren kann. Er half mir auch mit dem Gepäck und bevor ich ging, sah ich noch ein letztes Mal in seine Wohnung, atmete den Geruch ein und dann Schloss ich die Tür.
Im Auto unterhielten wir uns nochmal wegen dem Ablauf am Flughafen und ob ich auch wirklich alles habe.
Am Flughafen angekommen, räumten wir alles aus und ich suchte mir was zu essen und zu trinken und Süßkram. Nij bliebt bei mir, bis zum Boarding. Er hielt meine Hand und wir versuchten und gegenseitig aufzumuntern. Als dann der Aufruf zum Betreten des Flugzeugs kam, brach ich völlig in Tränen aus.
Ich umarmte ihn und er fing gleich mit an zu heulen.
"Ich will nicht. Ich will einfach nicht weg hier." schluchzte ich.
"Alles ist gut, wir sind ja nicht tot und sehen uns übers Handy, okay?" fragte er als er mir in die Augen sah.
"Sag wenn du gelandet bist, bitte."
Ich nickte. Wir küssten uns.
"Ich liebe dich so sehr mein Nij."
"Ich liebe dich auch y/n. So sehr."

Als wir uns voneinander gelöst hatten ging ich zum Eingang. Die Flugtante fragte, ob alles okay sei und ich winkte nur ab und nuschelte ein "jaja" und ging.
Wenn ich mich jetzt umdrehe, würde ich wahrscheinlich zurück laufen und hier bleiben. Aber ich kann nicht.

Im Flieger setzte ich mich auf meinen Platz und betete inständig, dass sich niemand neben mich setzen würde. Aber natürlich musste es so kommen. Wenigstens war es ein gut riechender Mensch.

Als das Flugzeug startete, musste ich mich richtig zusammen reißen. Ich stieg in Dubai um und dort war ich auch nur körperlich anwesend. Im zweiten Flieger kauerte ich mich mit meiner Musik im Ohr auf meinen Sitz und versuchte nach wie vor runter zu kommen. Irgendwann schlief ich dann auch ein.

Ich wachte auf, als wir im Landeanflug waren. Aber nicht, weil ich merkte wie das Flugzeug sank, nein...vor mir saß eine Stereotyp Karen und verlangte nach dem Manager der Flugbegleiter, weil ihr auf einmal auffiel, dass sie die Sitze scheiße fand. Alle rings herum schauten gespannt zu und jedes Mal wenn jemand helfen wollte, rastete sie noch mehr aus. Ich stellte die Musik lauter und bereitete mich auf die Landung vor. Am Flughafen München stieg ich aus. Als ich mein Gepäck bekam, schickte ich Nij ein Foto von mir und dem Koffer und einem erzwungenen Lächeln. "Ich bin sicher gelandet und habe hunger." schrieb ich dazu.
Einige Minuten später kam ein Foto von ihm mit dem Kissen, auf dem ich immer geschlafen hatte. Dabei stand "Das beruhigt mich. Das Kissen riecht übrigens nach dir. Das wasche ich so schnell nicht."
Ich war beruhigt darüber, dass wir beide wieder etwas scherzen konnten.

Jetzt ging es wieder in den Alltag... zumindest die nächste Zeit.

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Da ich ein recht emotionsloser Mensch bin, war diese mehr oder weniger traurige Szenerie echt schwer für mich. Aber gut. Ich bin mir auch nichtmehr sicher woher y/n eigentlich kam, deshalb habe ich sie einfach Mal nach München gesetzt. Kann mich nicht erinnern dazu Mal was geschrieben zu haben.
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim neuen Kapitel ^^

Behind the Camera - Nijiro Murakami x Reader FF (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt