Kapitel 14

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Der Gang zur Schule fühlte sich länger an als gewöhnlich. Jeder Schritt war von einer inneren Unruhe begleitet, die mich an meinen Traum erinnerte. Mein Verstand war von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt - Verlegenheit, Verwirrung und eine unterschwellige Anziehungskraft, die ich verzweifelt zu ignorieren versuchte.

Als ich den Klassenraum betrat, war er bereits gut gefüllt. Mein Blick suchte instinktiv nach Minho, und ich spürte, wie mein Herz einen Schlag aussetzte, als ich ihn entdeckte. Er saß auf seinem Platz in der hinteren Reihe und unterhielt sich lebhaft mit seinen Freunden.

Ich schüttelte den Kopf und versuchte, meinen Fokus auf den Unterricht zu lenken. Ich suchte nach einem freien Platz, der weit genug von Minho entfernt war, um seine Präsenz nicht spüren zu müssen. Mein Blick fiel auf einen leeren Stuhl in der Mitte des Raumes, und ich beschloss, mich dort niederzulassen.

Leider war Felix heute nicht da, so war ich gezwungen alleine zu sitzen. Yuna und Bria waren in meiner Parallelklasse, weswegen wir nur einige Kurse zusammen hatten.

Der Unterricht hatte gerade angefangen und atmete erleichtert aus. Endlich etwas, worauf ich mich fokussieren konnte. Ich schlug meinen Block auf und fing an eine Überschrift zu kritzeln. "Differentialrechnung".

Da Felix nicht da war und ich keinen blassen Schimmer hatte, beschloss ich, mich anderweitig zu beschäftigen. Ich würde den Lehrer ja fragen, aber er würde es wahrscheinlich nur wiederholen, und das half mir auch nicht wirklich weiter.

Während ich ein paar Rechnungen aufstellte, kritzelte ich nebenbei eine menschenähnliche Gestalt, deren Sprechblase "Ich verstehe rein gar nichts!" enthielt.

"Then let me teach you." Erschrocken zuckte ich zusammen. Neben mir, auf dem eigentlich freien Platz, saß Minho.

Der plötzliche Schreck ließ mein Herz einen Schlag aussetzen. Minho hatte sich unbemerkt an meinen Tisch geschlichen und betrachtete meine Skizze mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Ich fühlte mich ertappt und gleichzeitig von seiner Nähe überwältigt.

"W-as machst du hier?", stotterte ich überrascht und versuchte, meine Nervosität zu verbergen.

Er beugte sich leicht zu mir herüber. "Ich habe gesehen, dass du dich alleine setzen musstest. Da dachte ich, ich könnte dir Gesellschaft leisten."

Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und mein Herz begann schneller zu schlagen. Mein Blick wanderte unwillkürlich zu seinen Lippen, bevor ich mich zwang, den Augenkontakt wiederherzustellen.

"Danke, aber es geht mir gut alleine", erwiderte ich hastig und versuchte, meine Stimme fest und bestimmt klingen zu lassen. Ich konnte es nicht zulassen, dass er meine Gedanken und Gefühle durchschaute.

Minho lachte leise und lehnte sich zurück. "Wie du willst. Aber wenn du Hilfe brauchst, bin ich hier." Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch das konnte ich nun total vergessen.

Er lehnte sich wieder vor und schrieb etwas auf. Meine Augen wanderten automatischen zu ihm. Sein Kinn war sehr markant. Er sah wirklich sehr gut aus. Wie wohl seine Lippen schmecken?

Was war nur mit mir los? Ich hatte gerade noch versucht, Minho zu meiden, und jetzt konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden.

Ich schüttelte energisch den Kopf, um diese aufkeimenden Gedanken zu vertreiben. Erst da bemerkte ich, dass Minho mich ansah. Er blickte mir direkt in die Augen.

Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich bemerkte, dass Minho meinen Blick erwiderte. Seine dunklen Augen hatten eine Intensität, die mich gefangen nahm und mich für einen Moment den Raum um uns herum vergessen ließ.

"Du scheinst dich wirklich schwer auf den Unterricht konzentrieren zu können", sagte Minho mit einem verschmitzten Lächeln. Seine Worte brachten mich aus meinen Gedanken und ich errötete leicht.

"Wie denn auch? Du gehst mir ziemlich auf die nerven", antworte ich ihm scharf und widmete mich wieder meinem Gekritzel.

Minho beugte sich zu mir und stützte seinen Kopf aus seiner Hand an. Sein verschmitztes Lächeln war kaum zu übersehen. "Womit denn? Meiner Attraktivität? Meinem Charme?"

Ich drehte mich zu ihm und kniff meine Augen zusammen. "Mit deiner Arroganz und deinem Ego."

Minho lachte leise und schüttelte den Kopf. "Du musst zugeben, dass ich ziemlich charmant sein kann, wenn ich will."

Ich rollte mit den Augen und versuchte, seine provokanten Kommentare zu ignorieren. "Das ist Ansichtssache."

Minho ließ sich nicht so leicht abwimmeln und fuhr fort, mich zu necken. "Vielleicht solltest du einfach zugeben, dass du von mir angezogen bist."

Ich seufzte und wandte mich ihm wieder zu. "Du hast recht. Ich bin so sehr von dir angetan, dass ich befürchte ich müsse kotzen." Mein Sarkasmus war sehr deutlich zu hören und Minho schien dies zu amüsieren.

Er biss sich auf die Zunge und lächelte schelmisch. Seine Augen wanderten an mir herab und wieder hinauf. "Du hast wirklich eine scharfe Zunge, Y/N. Ich liebe scharfes Essen." Sein Grinsen wurde breiter und ich konnte sehen, wie sehr er das Spiel genoss.

Die Anspielung war kaum überhör bar. "Hör auf, mit mir zu flirten", entgegnete ich und versuchte, meine Stimme möglichst unbeeindruckt klingen zu lassen. "Es gibt ein Haufen Mädchen, denen das lieber gefallen würde."

Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Stift und den Zettel, auf dem ich weiter herumkrizelte.

Minho lehnte sich zurück und zuckte mit den Schultern. "Mag sein, aber keine von ihnen ist wie du." Seine Worte hatten eine gewisse Ehrlichkeit in sich, die mich überraschte. "Du bist anders. Und das reizt mich."

Seine Augen wanderten automatisch zu seinen. Ich suchte seine Ehrlichkeit darin. Es vergingen mehrere Sekunden, vielleicht sogar Minuten, in denen wir uns nur ansahen. Schließlich wandte er seinen Blick ab und sagte: "Jedenfalls gefällt es mir, dich in Verlegenheit zu bringen."

Ich konnte spüren, wie meine Wangen glühten. "Und mir gefällt jemand anderes", entgegnete ich und blickte von ihm weg. "Ach ist das so?", fragte er mich belustigt.

"Ja, das ist so." Ich hatte mich wieder zu ihm gedreht und sah ihn in die Augen. Ich wollte das er weiß, dass ich es erst meine.

Er beugte sich näher zu mir und kam mir gefährlich nahe. "Doch niemand kann dir geben, was du brauchst", flüsterte er mir ins Ohr. Seine Atem bereitete mir Gänsehaut. "Was brauche ich denn?", flüsterte ich mit heißer Stimme zurück.

"Jemanden, der das Feuer in dir entfacht. Jemanden, der dich so feucht macht, dass du den Verstand verlierst."

Ich spürte, wie mein Puls schneller wurde und mein Atem sich beschleunigte. Minho hatte eine verführerische Art, seine Worte zu wählen, die mich faszinierte und gleichzeitig verwirrte. "Und du denkst du könntest dieser Jemand sein?"

Er lehnte sich zurück und grinste. "Ich bin dieser Jemand."

I will never change my mind // MinhoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt