Kapitel 16

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Die Nacht zog sich endlos hin, und der Schlaf blieb mir versagt. Ich bekam kein Auge zu. Wie konnte es sein, dass ich einerseits Minho so sehr verabscheute, während sich mein Körper andererseits so nach ihm sehnte? Ich versuchte mir selbst einzureden, dass es normal war, dass mein Verlangen von rein äußerlichen Reizen ausgelöst wurde. Immerhin war es offensichtlich, dass er verdammt gut aussah.

"Los, Y/N. Wenn du schon nicht frühstücken willst, dann steh wenigstens auf und mach dich fertig." Yuna stand an meiner Tür und steckte sich gerade Ohrringe an. Sie machte sich selbst für eine Stunde Unterricht hübsch.

Bis jetzt hatte ich weder Yuna noch Bria von meinem Treffen mit Han erzählt. Ich hatte ihnen nicht gesagt, dass wir uns getroffen hatten und auch nicht, dass Minho vor unserer Tür gestanden hatte. Ich wollte ihre Reaktionen gerade nicht ertragen.

"Ach, mir geht es heute nicht so gut. Ich denke, ich bleibe einfach zuhause und ruhe mich aus." Meine Stimme klang leiser als gewollt, und ich hoffte, dass Yuna die Unsicherheit in meinen Worten nicht bemerkte.

Sie legte den Kopf schief und sah mich besorgt an. "Bist du sicher? Du siehst etwas mitgenommen aus. Soll ich bei dir bleiben?"

Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein, es ist wirklich nichts Ernstes. Ich brauche nur etwas Ruhe. Aber danke, dass du fragst."

Yuna nickte verständnisvoll und legte eine Hand auf meine Schulter. "Okay, wenn du etwas brauchst, bin ich nur einen Anruf entfernt. Pass auf dich auf, ja?"

Ich lächelte ihr dankbar zu. "Ja, mach dir keine Sorgen. Ich werde mich schon wieder erholen."

Nachdem die beiden die Wohnung verlassen hatten und auf dem Weg zum Unterricht waren, stand ich sofort auf und ging duschen. Als ich mich abtrocknete, bemerkte ich eine Benachrichtigung auf meinem Bildschirm. Es war Han, offensichtlich besorgt.

Han - Y/N

Hey, ist alles in Ordnung? Du bist nicht da. Sollte ich mir Sorgen machen?

Nein, mir geht es gut. Heute fühle ich mich nicht so gut, aber ansonsten bin ich in Ordnung.

Das beruhigt mich. Soll ich vorbeikommen und nach dir sehen?

Nein, wirklich nicht nötig. Es geht mir schon besser, aber ich ruhe mich aus.

Okay, ich werde dir trotzdem schreiben :)

Ich ließ die letzte Nachricht unbeantwortet. Ich hatte gerade keine Lust zu schreiben. Das Wetter war heute ungewöhnlich heiß, also zog ich ein bequemes Kleid an und begab mich in die Küche, denn mein Magen meldete sich langsam.

In der Küche öffnete ich den Kühlschrank und überlegte, was ich mir zum Essen machen könnte. Meine Augen fielen auf frisches Gemüse und ein paar Eier. Ein Omelett schien mir genau das Richtige für meinen Hunger zu sein.

Während ich das Gemüse schnitt und die Eier in einer Schüssel gab, hörte ich ein Klopfen an der Tür. Zuerst ignorierte ich es, da ich mich auf das Kochen konzentrieren wollte, doch das Klopfen wiederholte sich, diesmal lauter und hartnäckiger.

Verwundert stellte ich die Schüssel ab und ging zur Tür. Wer konnte das nur sein? Ich öffnete sie vorsichtig und sah direkt in das Gesicht von Minho. Mein Herz schlug einen Takt schneller.

"Was..." Meine Stimme stockte, als er die Tür weiter aufschob und an mir vorbei trat. Sein Selbstbewusstsein war förmlich greifbar, als er in meine Wohnung eindrang.

"Schöne Wohnung", sagte er und schaute sich um. Sein Blick fiel direkt auf die Küchentheke. "Du musst doch nichts für mich kochen."

Verwirrt schloss ich die Tür und folgte ihm in die Küche. "Was machst du hier?" fragte ich und versuchte, meine Verwirrung zu verbergen.

Er antwortete mir nicht und begab sich stattdessen zum Herd. "Omelett?", fragte er. "Ja", antwortete ich knapp. Er drehte den Herd auf, um die Pfanne vorzuheizen.

Ich konnte nicht anders, als seine geschickten Hände zu beobachten, wie sie das Omelett zubereiteten. Eine Mischung aus Faszination und Verwirrung erfüllte mich. Warum war Minho plötzlich in meiner Wohnung und kochte für mich? Es fühlte sich surreal an.

"Wieso machst du das?" fragte ich schließlich, die Neugierde in meiner Stimme deutlich hörbar.

Minho lächelte leicht, während er das Omelett in der Pfanne wendete. Seine Augen trafen meine, und ich konnte darin eine Mischung aus Schalkhaftigkeit und Ernsthaftigkeit erkennen. "Warum nicht?", antwortete er. "Es macht mir Spaß zu kochen, und es schien mir, als könntest du eine leckere Mahlzeit gebrauchen."

"Das meine ich nicht. Warum bist du hier und wie weißt du, wo ich wohne?" Er ließ das fertige Omelett auf einen Teller gleiten und wandte sich mir zu. "Du stellst wirklich viele Fragen, weißt du das?"

Minho reichte mir den Teller mit dem frisch zubereiteten Omelett und lächelte. "Hier, für dich", sagte er, und ich nahm den Teller entgegen. Ich stellte ihn jedoch wieder ab und verschränkte meine Arme. "Ich esse erst, wenn du mir eine Erklärung gibst", beharrte ich.

Ein amüsiertes Lächeln spielte um Minhos Lippen, während er seinen Blick über meine verschränkten Arme gleiten ließ. Er trat einen Schritt näher und seine Augen funkelten. "Du bist wirklich hartnäckig", bemerkte er mit einem leichten Schmunzeln.

Ich blieb standhaft und erwiderte seinen Blick. "Wenn du hier auftauchst und unerwartet in meine Wohnung eindringst, erwarte ich eine Erklärung von dir."

Minho seufzte leicht und näherte sich noch einen Schritt, sodass nur noch ein kleiner Abstand zwischen uns war. Sein Blick wurde ernster, aber dennoch lag ein Hauch von Verspieltheit darin. "Vielleicht habe ich dich ja vermisst."

"Hör auf mit dem Unsinn", erwiderte ich, obwohl mein Herz in diesem Moment förmlich stehen blieb. Er strich mir eine Strähne hinter das Ohr und fuhr mit den Fingern meinen Hals entlang.

"Und wenn es kein Unsinn ist?", fragte er sarkastisch, aber mit einer gewissen Überzeugung. Er hob mein Kinn an und zwang mich, ihn anzusehen.

Sein Blick glitt langsam über meine Lippen. Mir war die Nähe zu intensiv, daher trat ich einen Schritt zurück. "Du bist echt ein Mistkerl, weißt du das? Erst benimmst du dich mir gegenüber wie ein Arschloch, gibst dann vor, Mich um den Finger wickeln zu können, und nun tauchst du hier auf und kommst mir viel zu nahe."

"Ich verstehe es einfach nicht", fügte ich hinzu. In meinem Kopf wirbelten so viele Fragen und ich konnte nicht verstehen, was vor sich ging. Han ist süß und ich habe schon lange Interesse an ihm. Wieso hat Minho aber so eine Auswirkung auf mich?

Minho ließ seinen Blick von meinen Lippen zu meinen Augen wandern und seufzte leise. "Es ist kompliziert", sagte er und strich sich durch sein Haar.

"Das ist alles, was du dazu sagen kannst?" Ich spürte eine Welle der Wut in mir aufsteigen. Er war ein verdammter Mistkerl, der anscheinend nur mit meinen Gefühlen spielte.

"Ja, mehr kann ich nicht sagen." Das war alles, was er sagte. Er ging an mir vorbei und verschwand genauso plötzlich, wie er aufgetaucht war.

I will never change my mind // MinhoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt