Kapitel 17 - Devote ✓

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Freitag • Samstag
Scarlett ging mit Jackson in eine andere Ecke des Zimmers und sprach dort mit diesem. Ich bemerkte das er nervös zu sein schien, was mich überraschte und verwunderte, da ich Jackson nicht als nervösen Typ eingeschätzt hätte.
»Also, was hast du gefunden?« Drängte Valentin mit einem schnellen, prüfenden Blick auf Jackson.
Julian wurde daraufhin natürlich gleich neugierig und fragte mich. »Wovon spricht er?«
Jetzt starrten mich beide an und ich fühlte mich etwas überfordert von den eindringlichen Blicken der beiden. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum und entschied dann leise. »Woanders.«
»Du machst es ja spannend.« Kommentierte Julian und rieb sich auch noch theatralisch die Hände. Ich verdrehte die Augen. Trotzdem folgten mir die beiden schließlich ohne murren. Ein Stück von der Hütte entfernt, aber weiterhin auf der Lichtung, ließ ich mich auf den Boden sinken und holte das winzige Teil heraus. Es war in eine Folie eingewickelt. Dann sah ich zögerlich zu Julian und dann wieder zu Valentin.
Dieser betrachtete Julian ebenfalls nachdenklich und entschied dann. »Wir können ihm vertrauen.«
»Ich weiß zwar nicht, um was es geht, aber ich fühle mich geehrt, das zu hören!« Wir ignorierten es.
Ich wusste selbst nicht genau, was in der Folie war, doch ich hatte im Gefühl, dass es etwas Wichtiges sein musste. Und dann auch noch in einem Geheimversteck. Es musste wichtig sein. Ich öffnete die Folie. Vorsichtig. Warum auch immer, aber irgendwie wusste ich, dass ich den beiden trauen konnte. Natürlich war mir bewusst, dass Julian mich ficken wollte. Doch deshalb war er nicht gleich der böse und ich wusste, dass er so eigentlich okay war.
Es war ein winziges Teil. Und ich wusste auch genau, wofür es gebracht wurde. Um Daten zu übertragen. Sobald es an einen Computer oder etwas dergleichen in Berührung kam konnte ein anderer an einem anderen Ort auf diese Daten zugreifen und sie sogar kopieren.
Was auch immer er herausfinden wollte, es war nicht gut. Entweder er hatte das schon einmal gemacht oder es war sein Plan.
Langsam verzogen meine Lippen sich zu einem lächeln. Ich hatte einen Plan. Valentin und Julian aber schienen nicht zu Wissen, was ich da in Händen hielt. »Vielleicht reicht ein Handy. Du hast doch eines dabei? Das ist unauffälliger.« Murmelte ich gedankenverloren und wandte den Kopf Julian zu.
Dieser schien der Gedanke zwar nicht zu gefallen, doch zögerlich gab er mir dann doch sein Handy. »Ich hoffe, du weißt, was du da tust. Und ich kann mich darauf verlassen, dass du es nicht schrottest?«
Ich begutachtete es nachdenklich und antwortete ohne auf zu sehen. »Werd' ich sicher nicht.«
Ich wiegte den Kopf nachdenklich. Wenn ich es gut anstellte, konnte ich herausfinden, was dieses winzige Teil so alles für Informationen kopiert hatte. Mal sehen. Und wenn ich Glück hatte, würde ich auch etwas finden.
Und falls ich das nicht hinbekam, was ich bezweifelte, konnte ich immer noch Benny fragen. Er war gut in so etwas. Besser als ich. Nur ließ er diese Fähigkeit oft unter den Tisch fallen, weil diese nicht sonderlich cool herüberkam. Seiner verdrehten, jungen Erwachsenen Logik jedenfalls zu schießen.
»Dann gehen wir wieder zu den anderen.« Entschied ich nachdenklich. Es wäre nicht gut wenn wir zu dritt zu lange weg sein würden.
Also liefen wir gemeinsam wieder zur Hütte und ich hoffte, dass Scarlett meine Abwesenheit und die ihres Bruders und Julian nicht bemerkt hatte. Die Wahrheit konnte ich ihr jetzt noch nicht erzählen. Und deshalb würde sie sich ihren Teil denken. Ein Teil der zwar nicht der Wahrheit entsprechen würde, aber das wäre dann nichtig.
Die beiden waren schon wieder nach drinnen verschwunden, da hörte ich von draußen ein Rascheln. Und als ich mich umdrehte und die Dunkelheit absuchte, sah ich wie schon vermutet nichts. Ich hatte aber im Gefühl, dass hier jemand war. Nur die Frage, wer. Wären es jedoch meine Eltern und die Eylies, hätten sie unsere Hütte schon längst gestürmt. Ich war mir aber irgendwie sicher, dass, wer auch immer da draußen war, uns nicht schaden würde. Woher ich das so genau sagen konnte... nun, es war wohl schlicht ein Gefühl.
Schließlich folgte ich den beiden nach drinnen und gesellte mich wieder einmal zu Julian und Valentin, weil ich noch weniger bei Ethan und Adlayn sitzten wollte, die sehr vertraut und ausgesprochen nah beieinander saßen.
Julian und Valentin gönnten sich gerade das keine-Ahnung-wie-vielte Glas ein. Hoffentlich mussten wir die später nicht in ihre Hütte tragen. Auch wenn ich mir sicher war, dass Scarlett sie einfach auf dem harten Boden pennen lassen würde. In diesem Fall schien sie wenig Mitgefühl zu besitzen.
Ich sah unauffällig zu Scarlett und Jackson herüber. Immer wieder runzelte Scarlett die Stirn und ich fragte mich, wieso. Denn wenn selbst sie sich wunderte, musste es gravierend sein. Selbst ich bemerkte, dass Jackson sich merkwürdig verhielt. Ruhiger und zurückhaltender. Er schien mir bei unserem ersten... zusammentreffen anders. Selbstbewusster. War er nur müde? Aber irgendwie glaubte ich das selbst nicht. Aber was war es dann? Meine Stirn legte sich tiefer in Falten.
Doch dann wandte ich mich wieder Julian und Valentin zu, die meinem Blick gefolgt waren. »Er ist heute etwas neben der Spur.« Valentins Stimme klang nachdenklich aber auch argwöhnisch.
»Oder es ist etwas anders.« Ich kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Von der Wahl seiner Klamotten hatte sich nichts geändert. Vielleicht bildete ich mir das nur ein. Doch ich hatte gelernt, auf mein Gefühl zu hören. Da stimmte etwas nicht. War nur die Frage, was es war.
Jetzt fuhren die Köpfe der beiden Männer zu mir herum und starrten mich an. Ich zuckte jedoch nur mit den Schultern. »Was? Er erschien mir bei der letzten... Begegnung nicht so zurückhaltend. Etwas ist anders.«
»Wundert mich, dass du nicht bereits weißt, was es ist.« Das war Julian, der mich aufmerksam musterte.
Valentin sah ihn fragend an. Julian zögerte und als ich seufzend nickte, sagte er. »Die Eylies waren hinter mir her. Und durch ihre...« Sein Kopf nickte in meine Richtung, er fuhr fort. »...Anweisungen habe ich es geschafft sie abzuhängen.« An mich gewandt sprach er. »Und diese ‚Freunde', die du da bei diesem Autohaus hast, sind echt fragwürdige Typen.«
»Muss ich es erklären?« Fragte ich seufzend.
»Nein.« Valentins Antwort überraschte mich. Doch ich war auch froh. Denn ich hätte sie sonst anlügen müssen.
»Also, was ist das?« Stieß Julian schließlich aus und nickte in Richtung meiner Tasche.
Ich sah mich um. Niemand achtete auf unsere kleine Runde. Ich erklärte ihnen wofür das Teil in meiner Tasche zu gebrauchen war. Sie hörten mir aufmerksam zu.
»Warum tust du das?« Fragte Julian unvermittelt nach meinen Erklärungen.
Todernst und mit einem kurzen Blick in Richtung Jackson antwortete ich. »Weil ich ihm nicht traue.«
Im selben Moment sagte Valentin. »Weil er sie gegen ihren Willen ficken wollte. Das Ganze war etwas... verworren. Jedenfalls war es wohl ein Missverständnis gewesen...?« Er sah mich fragend an.
Ich legte den Kopf nachdenklich schief. »Ich zweifle nicht daran, dass er mich nicht ficken wollte. Ich zweifle eher daran, ob das ganze nicht doch... geplant war.«
Valentin erzählte Julian die genaueren Erlebnisse dieses Tages, über die ich nicht so genau nachdenken wollte.
»Fuck. Das würde ich nicht tun.« Meinte Julian und sah mir eindringlich in die Augen. Ernster, als ich ihn bis jetzt erlebt hatte.
Ich erwiderte seinen Blick ruhig. »Ich weiß. Doch bevor ich nicht zu hundert Prozent sagen kann, dass Jackson in jeglicher Hinsicht unschuldig ist, werde ich ihm misstrauen.«
»Jackson ist schon seit Ewigkeit ein Freund unserer Familie. Es wird schwer für Scarlett sein, falls er wirklich Dreck am Stecken hat. Und ich weiß, dass sie klug ist, doch in diesem Fall wird sie es nicht einfach akzeptieren.« Valentine wiegte den Kopf besorgt und starrte zu Jackson und Scarlett herüber. Sorge stand in seinen Augen. »Sie kennen sich schon so lange.«
»Wie ist er Freund der Familie geworden?«
Valentin schien von der Frage überrascht. »Ich... ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht mehr genau.«
»Ich will es auch wissen.« Sagte Julian entschlossen und blickte in Richtung Ethan und Adlayn. »Ich bin zwar nicht begeistert davon, dass sie schwanger ist, doch das Kind sollte in einer sicheren Umgebung aufwachsen und man weiß ja nie, wie dunkel die Gräber dieses Jacksons sind.«
»Aber sehen wir erst einmal, was ich herausfinden kann.« Ich wollte nicht, dass schon Mordpläne geschmiedet wurden und den düsteren Blicken Julians und Valentins nach taten sie das bereits.
Ihnen wurde das wohl auch klar, denn sie nickten synchron.
»Wann machen wir das?« Julian sah mir fragend in die Augen.
Ich sah ihnen beiden ernst in die Augen. »Morgen in der Früh. Um fünf Uhr.«
Valentin nickte, Julian blickte nicht gerade begeistert, nickte aber. Nun, mal sehen, was ich herausfinden könnte oder ob ich überhaupt etwas herausfinden konnte.

𝗦𝗪𝗘𝗘𝗧𝗜𝗘 - kleines, devotes Kätzchen (1) (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt