Kapitel 22 - Domina ✓

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   Dienstag • Mittwoch
   Ich erwachte ein weiteres Mal. Diesmal, weil ein Auto auf der Straße am Fenster vorbeigefahren war. Ich ärgerte mich darüber, dass ich ein weiteres Mal aufgewacht war. Doch ich konnte nicht anders. Sie war noch immer nicht wieder zurück. Und als ich bei Valentin angerufen hatte, war niemand rangegangen. Und mein Kätzchen hatte ihr Handy aus.
   Was war da bloß los? Als ich Zeit gehabt hatte, war ich zu Valentins Wohnung und schließlich zu dem meines Kätzchens gefahren. Niemand. In beiden.
   Wohl oder übel war ich wieder nachhause gefahren, auch wenn ich am liebsten die ganze Nacht gesucht hätte. Ich hatte sogar Adlayn angerufen, doch die war ebenfalls nicht ran gegangen. Doch bei ihr wunderte mich das nicht.
   Und jetzt lag ich alleine im Bett und fragte mich, was ich noch machen konnte. Doch ich musste mir selbst eingestehen, dass es nichts gab, was ich tun konnte. Am liebsten wäre ich ihretwegen um die Welt gereist. Doch das würde nichts bringen, wenn ich nicht wusste, wo sie war.
   Es fiel mir schwer, aber irgendwie schlief ich wieder ein, auch wenn ich in der Nacht immer wieder aufwachte...

   Am nächsten Tag ging ich aufgewühlt ins Büro. Auf den Weg in mein Zimmer dort dachte ich über das Angebot der drei Typen Lath, Dr. Prys und Mayer nach. Konnte ich Lath vielleicht fragen, ob er herausfinden konnte, wo Lesley war?
   Doch vielleicht hatte Lesley auch untertauchen müssen, weil sie vor ihren Eltern geflohen war. Ich wusste absolut nichts. Und das machte mich wahnsinnig. Hilflos warten zu müssen. Ohne Antworten, dafür mit umso mehr Fragen. Obwohl ich unglaublich aufgewühlt war, setzte ich mich ruhig in meinen Stuhl. Einen Augenblick saß ich dann einfach nur starr auf dem Stuhl, ohne denken zu können.
   Schließlich raffte ich mich auf, etwas zu tun, auch wenn es mir verdammt schwerfiel.

   In der Cafeteria fühlte ich mich nie verlorener als heute. Meist setzte sich jemand ungefragt neben mich und versuchte sich bei mir einzuschmeicheln, während ich nur die Augen im Inneren verdrehte. Oder sie versuchten, eine schnelle Ficknummer herauszuholen. Auch wenn die meisten sich daraus mehr erhofften.
   Heute aber musste mein Blick so düster sein, dass niemand es wagte, sich zu mir zu setzen. Gut so. Ich wäre heute keine gute Gesellschaft. Aber das war ich hier selten. Das übernahmen all jene, die um mich herumlungerten und mich anhimmelten. Eifersucht oder Besitzergreifung waren die Reaktionen auf mich.
   Eigentlich kam ich damit klar. Doch heute hatte ich auf so einen Mist keine Lust. Eigentlich hatte ich nie etwas gegen einen schnellen Fick gehabt. Nun aber konnte ich nur an mein Kätzchen denken. Und ob sie in Gefahr war. Ich wusste, dass sie klug war. Aber würde sie, falls ihre Eltern sie verfolgte, wieder entkommen? Irgendwann würden sie mein Kätzchen schnappen. Und ich hoffte, es wäre nicht heute. Oder morgen. Ich wollte eigentlich, dass das nie geschah.
   Ich wusste, dass ihre Eltern gefährliche Typen waren. Doch wenn ich an sie dachte, war ich versucht, diesen Punkt außer Acht zu lassen und ihren Eltern eine fette Abreibung zu verpassen. Aber ich wusste auch, dass ich ihnen leider nicht gewappnet war. So gerne ich etwas anderes behaupten würde, es wäre eine Lüge.
   »Hi.« Ich sah auf. Wer war das, der dachte, mich in meinen Gedanken stören zu dürfen?
   Es war eine junge Frau. Sie war hübsch, schien aber so zu tun, als wäre sie ach-so-unschuldig und süß. Ich sah trotzdem das gierige Funkeln. Ach, du denkst, dass du etwas Besonderes sein könntest? Du denkst, dass ich dir nicht widerstehen kann, schließlich suchen die Protagonisten immer zögerliche, niedliche Frauen aus. Aber zu ihrem Unglück hatte ich sie schon gefunden. Und diese billige Version, die nur so tat, als wäre sie das, was mein Kätzchen war, widerte mich an.
   Trotzdem ließ ich es mir nicht anmerken. Vielleicht war es Zeit, klarzumachen, dass ich mich verändert hatte. Und dass ich nicht mehr durch die Gegend rannte und alle Angestellten fickte. Und sie wäre mein Example.
   »Du hast dich hier her getraut.« Jetzt würde sie denken, ich wäre von ihr beeindruckt, weil sie sich das traute, obwohl sie nur eine abgefuckte Bitch war, die entweder auf mich oder mein Geld aus war. Und das Geld besaß ich ja nun.
   »Sehr wohl.« Ihre Wangen röteten sich. Ich war beeindruckt. Aber nicht von ihr, sondern wie sie es sich antrainiert hatte, rot zu werden, obwohl sie keine Scham empfand.
   »Was, glaubst du, ist so wichtig, um mich aufzuhalten?« Jetzt würde sie nur noch verbissener sein.
   Sie senkte den Blick, weil sie dachte, es würde mich heiß machen. Stattdessen dachte ich darüber nach, wie ich sie am besten demütigen konnte. Sie zupfte gespielt nervös an ihrem Rock herum.
   Keine Ahnung, wer verbreitete, dass ich diese Art von Frauen bevorzugte, aber diese Person würde bald keinen Job mehr haben. Ich lächelte. Nur erkannte sie nicht das böse glitzern darin und war deshalb nicht vorgewarnt, als meine Hand vor schnappte und sie hart auf den Tisch presste. Sie brachte zittrig hervor, es war immer noch reine Schauspielerei. »Madam...« Sie ließ die Wimpern aufreizend klimpern. Der gesamte Saal hielt den Atem an. »... Ich würde gerne helfen.«
   Ich wusste, wie sie das meinte. Aber ohne es zu wissen, spielte sie mir direkt in die Hände. »Ach ja?« Raunte ich an ihrem Ohr, sodass sie erschauderte. »Ist das so?« Ich ließ ihr keine Zeit zum Antworten. Mal sehen, wie viel Selbstachtung sie hatte. Ich zog ihr den Rock seelenruhig herunter, sie hätte sich jederzeit wehren können. Doch sie blieb still. Langsam entkleidete ich sie, ohne ihren Körper dabei eines Blickes zu würdigen.
   Als ihre Klamotten nicht mehr da waren und am Boden lagen, schnappten meine Angestellten nach Luft. Dann sagte ich laut. »Wer will sie ficken? Ich habe bereits mein Spielzeug. Also kommt nur her.«
   Ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ ich meinen Tisch und den Raum und sah noch, wie sich ihr schon manch einer näherte. Wütend schrie sie. »Bleibt weg!« Als ich mich noch einmal umwandte, hatte sie sich wieder umgedreht und verließ mit Tränen in den Augen den Raum. Sorry, aber eigentlich war mir das gerade vollkommen egal.
   Sie war nur eine von vielen Bitches auf dieser Welt. Und wenn man in Stufen vorging, war sie auf einer der unteren. Sie machte viel Aufhebens um sich, hatte aber nicht genug Biss, um, wenn es darauf ankam, sich zu beweisen.
   Ich hatte noch nicht mal gegessen. Aber das war kein Problem. Ich holte mein Handy heraus und ließ einen Pizzadienst holen. Es war eine Gewohnheit, von der ich mir nicht sicher war, ob ich mich da noch ändern würde. Aus Protest hatte ich alles, was mein Vater guthieß, ins Gegenteil gewandelt. Deshalb war Fastfood zu meinem zweiten Freund, spät auf Partys gehen und die Welt ficken auf dem Plan gestanden.
   Am Anfang war es ungewohnt gewesen, doch manches hatte mir sogar gefallen. Die Pizzen schmeckten mir besser, die Partys waren unglaublich gut und ficken, wen und wann und wie viel ich wollte, war etwas, was ich lange nicht gemacht hatte. Ich war eine lange Zeit sogar noch Jungfrau gewesen.
   Eine Zeit lang war niemand vor mir sicher gewesen. Aber seit ich meinem Kätzchen begegnet war, hatte sich viel geändert. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, nur noch sie und ausschließlich sie zu ficken. Und der Gedanke, sie nie wiederzusehen, war beinahe unerträglich. Das erste Mal zog ich in Betracht, dass ich sie... liebte. War das nicht Liebe? Dieses ziehende Gefühl in meiner Brust, wenn sie nicht da war? Dieses unglaubliche Hochgefühl, wenn sie neben meinem Körper einschlief und ich sie betrachtete. Jeder ihrer Regungen beobachtete.
   Keine Ahnung, wie ich mich so schnell hatte verändern können. Ich hatte nie daran geglaubt, dass Menschen sich änderten. Hatte geglaubt, dass es nur ein Mythos war. Aber jetzt merkte ich es an mir selbst. Mein Kätzchen hatte mich verändert. Und es fühlte sich gut an. Doch jetzt, wo sie plötzlich nicht mehr da war, hätte ich die Welt abfackeln können, wenn ich sie dann wieder hätte sehen können.
   Kurze Zeit später saß ich an meinem Arbeitsplatz und aß eine Pizza. Sie schmeckte gut. Doch normalerweise hatte sie viel besser geschmeckt. Doch gerade konnte ich es einfach nicht genießen.
   Immer wieder sah ich auf mein Handy. Doch da gab es keine neue Nachricht. Ich fuhr mir durch die langen Haare. Ich würde noch verrückt werden, wenn ich hier den ganzen Tag hocken musste.
   Als würde mein Gebet erhört werden, klingelte mein Handy. Ich ging hastig ran. Das war mir noch nie passiert das ich schnell ans Handy ging. »Hey Scarlett.« Es war Valentin.
   Mein Herz klopfte aufgeregt schneller. »Hey, wo bist du? Und weißt du vielleicht auch wo Josephine ist? Ich erreiche sie nicht. Und dich habe ich auch nicht erreicht.«
   »Ich erkläre dir alles. Aber komm erst mal zu mir.« Seine ernste Stimme verwirrte mich. Was war nur los? Ging es allen gut? Und warum verdammt konnte er nicht bestätigen, dass es meinem Kätzchen gut ging?!
   Ich schloss die Augen und atmete einige Male tief durch, um ihn nicht anzubrüllen. Das würde niemandem helfen. Dann murmelte ich. »In Ordnung. Ich komme.« Dann legte ich auf, ehe Valentin das tun konnte. Normalerweise waren wir gleich schnell. Doch ich hatte im Gefühl, dass es ihm diesmal egal war. Denn das hier war wichtiger als dieser Kinderkram.

𝗦𝗪𝗘𝗘𝗧𝗜𝗘 - kleines, devotes Kätzchen (1) (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt