Kapitel 20 - Domina ✓

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   Montag
   Darf es noch etwas sein?« Fragte die Kellnerin unsere kleine Gruppe.
   Jeanne meldete sich mit einem Grinsen zu Wort. »Ja, ich hätte gerne noch ein Schokoladeneis.«
   Die Kellnerin schaute Jeanne zögerlich an. »Sind Sie sicher, es ist bald schon Winter.«
   Jeanne lächelte mit blitzenden Augen. »Natürlich bin ich mir sicher. Ein Schokoladeneis. Also, haben Sie das oder sollen wir ihr kleines Café etwa nicht weiterempfehlen?«
   Die Kellnerin zögerte. Ihr Blick glitt langsam über Jeanne, die entspannt auf ihrem Sitzt saß, die Finger durch ihre lockigen, roten Haare gleitend, ein knappes Kleid an, das für diese Jahreszeit genau wie das Eis nicht gerade angemessen war. Und es überließ nichts der Fantasie.
   Die Kellnerin schluckte nervös und murmelte dann schnell. »Ich bringe Ihnen eines. Und... das Essen geht aufs Haus.«
   Jeannes Lippen verzogen sich zufrieden und sie ließ sich etwas in ihren Stuhl zurücksinken und schaute dann langsam von mir zu meinem Kätzchen herüber. Sie spitzte die Lippen spöttisch. »Ich sehe die Spannung förmlich. Zusammen oder im Begriff zu werden?«
   Ich antwortete ruhig und ohne eine Miene zu verziehen. »Sie ist meine Sekretärin.«
   Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmutzigen Grinsen. »Verstehe. So ist das also. Muss entspannt sein, zum Ficken nicht extra wohin gehen zu müssen.«
   Ich verzog die Lippen unzufrieden und versuchte, sie nicht anzuschreien, weil ich wusste, dass sie genau das provozierte. »Nein.«
   »Dann ist es ja langweilig.« Seufzend holte Jeanne einen Lippenstift aus ihrer Tasche und schmierte ihn sich betont langsam und gründlich auf die Lippen. Sie presste die Lippen aufeinander, rieb noch etwas und lächelte dann zufrieden, als hätte sie einen Spiegel. Als sie fertig damit war, wandte sie den Blick wieder uns zu. Ihre Lider halb geschlossen und die Menschen um uns desinteressiert beobachtend.
   »Also, warum sollte ich kommen?« Fragte ich ungeduldig. Es war ja schön und gut, dass sie das Essen bezahlt hatte, doch dafür würde ich nicht ewig viel Zeit verplempern. Und arm war ich auch nicht, also hatte ich es auch nicht nötig.
   Scarlett überschlug provozierend langsam ein Bein über das andere und pustete theatralisch in die Luft wodurch ihr die Locken ihres Haares durch die Luft strichen. »Perfekt.« Sie lächelte, mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen. »Nun... um deine Frage zu beantworten. Jetzt bist du dran, deinen Teil der Abmachung einzuhalten. Hast du jemanden, der Interesse hat und viel Geld hinblättert?«
   Meine Hand strich über die meines Kätzchens. Ich antwortete beherrscht. »Tatsächlich habe ich jemanden gefunden. Er hat viele Feinde und du bräuchtest bei den Feinden, die er sich jeden Tag macht, vermutlich nicht mehr nach jemand anderes suchen.« Eine effektvolle Stille. Sie blieb ruhig, trotzdem spürte ich ihre Ungeduld. »Julian.«
   Sie lachte herablassend, spöttisch und... ungläubig. »Julian? Ich soll für einen der Carpes-Brüder arbeiten?« Ihr Unglaube amüsierte mich mehr, als er wohl sollte.
   »Warum, am Wochenende schient ihr doch viel Spaß miteinander gehabt zu haben. Dann kannst du im Gegensatz zu uns beiden auskosten, wie es ist, während der Arbeit zu ficken. Sagtest du nicht so etwas wie, das es entspannt wäre? Kannst du gleich testen.« Ich konnte mir ein schadenfrohes grinsen nicht verkneifen.
   Sie presste ihre hübschen, frisch geschminkten Lippen wütend zusammen. Ach, endlich eine Reaktion? War sie also doch nicht so unantastbar, wie sie immer vorgab zu sein? »Na gut, Scarlett Vanbridge, spielen wir das Spiel. Meines Wissens erzählt man sich auch sehr heiße Geschichten über dich und Julian.«
   Jetzt war ich es, die sich verkneifen musste, nicht wütend dreinzusehen. Okay, sie war gut im zurückschlagen. »Wunderbar nicht? Wie klein die Welt doch ist. Jeder hat jeden mal gefickt.«
   Jetzt lachte Jeanne glockenklar und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Ihre Haare wippten dabei hin und her. »Ich wusste nicht, dass du so viel Biss hast, ich bin beeindruckt. Dein Bruder war weicher. Vielleicht hätte ich damals auf die andere Vanbridge warten sollen.«
   Okay, es wurde immer extremer. Mit der Vergangenheit anzufangen... »Vielleicht wärst du dann aber die, die verstört zurückgeblieben wäre.« Meine Lippen zuckten.
   »Ach ja?« Sie beugte sich über den Tisch, sodass, wenn ich gewollt hätte, vermutlich guten Blick auf ihr Dekolleté gehabt hatte. Doch ich beachtete es nicht. Ich beugte mich ebenfalls vor. Wir maßen uns mit Blicken. »Sei dir da mal nicht so sicher. Ich glaube außerdem nicht. Und was ist das mit ihr?« Sie nickte in Richtung meines Kätzchens. »Das Image der reichen, Einzelgängerin Scarlett Vanbridge ist damit wohl zerstört. Du wirst ein leichtes Ziel für deine Feinde.«
   Das war zu viel. Sie wurde fies? Dann sollte sie sich nicht beschweren, dass ich es auch wurde. »Und was ist mit dem Mädchen, das alle als seltsam abgestempelt haben? Das angeblich das Lehrerkollegium durchgefickt hat?«
   »Woher weißt du das?« Ihre Stimme war ein grollen und sie blitzte mich wütend an. »Ich glaube, alles ist gesagt. Ich gehe jetzt und melde mich bei Julian. Glaub aber nicht, dass ich dir noch helfe. Unser Deal ist abgeschlossen. Werd selbst mit deinen Feinden klar und sag nichts, wovon du keine Ahnung hast.« Dann stiefelte sie mit provozierend schwingenden Hüften davon. Ich blickte ihr nachdenklich nach. Valentin hätte mich wegen dieses letzten Satzes vermutlich getadelt. Obwohl er seine eigenen, etwas besonderen sexuellen Vorlieben hatte, war er insgesamt doch... nett.
   Mein Kätzchen blinzelte verwirrt und fragte. »Was war denn das?«
   Ich strich ihr durch die Haare und sah ihr eindringlich in die Augen. »Niemand tut dich als Schwäche für mich nennen. Wer es tut, muss mit den Konsequenzen leben.«
   »Das musstest du nicht tun.«
   Ich lächelte sie zärtlich an. »Ich weiß. Doch ich wollte es. Und jetzt stelle meine Entscheidung nicht infrage. Gehen wir.« Doch da kam das verdammte Schokoladeneis. Das war natürlich noch nicht bezahlt worden.
   Zähneknirschend bezahlte ich das verdammte Eis und gab es einem Kind, das es sehnsüchtig betrachtet hatte. Es sah mich mit leuchtenden Augen an. Ich beachtete es nicht lange sondern verschwand schnell mit meinem Kätzchen.

𝗦𝗪𝗘𝗘𝗧𝗜𝗘 - kleines, devotes Kätzchen (1) (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt