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Der Mann hat uns allein gelassen. Allein mit Zemo und der Unbekannten. Immerhin weiß ich jetzt, dass sie Janners zum Nachnamen heißt.
Keiner weiß, was man sagen soll, und somit herrscht nur unangenehmes Schweigen.
„Hören Sie, ich weiß, dass sie nicht unbedingt begeistert, davon sind, mit mir zusammen arbeiten zu müssen. Seien Sie sich immerhin bewusst, dass das auf Gegenseitigkeit beruht", bekennt Zemo in der Stille.
Ich sehe wenig beeindruckt zu ihm und schweige. Sam zeigt neben mir nicht einmal eine Reaktion. Die Frau schielt erst kurz zu Zemo und dann zu mir. Ich erwidere ihren Blick, bleibe aber still.
Sie lächelt ein wenig und sieht zurück auf den Boden. Sie ist zurückhaltend und ruhig. Taktisch möglicherweise auch sehr bedacht.
„Ach ja? Warum sollten wir dich dann mit dorthin nehmen? Du würdest das doch eh nur zur Flucht nutzen", bedenkt Sam kalt. Ich sehe auf, denn daran habe ich noch gar nicht gedacht.
„Weil mir eine Flucht nichts bringen würde. Ich würde mehr Jahre dafür absitzen, als ich überhaupt bekommen habe. Und wenn ich mit euch arbeite, erhalte ich ein paar Jahre minus", erklärt Zemo uns. Ich verspanne mich bei dem Gedanken, dass sie ihm einen Deal angeboten haben.
„Und du rechnest ernsthaft damit, dass wir dich in Madripoor wieder finden würden?", kritisiert Steve zudem. Zemo nickt zur Seite und verzieht die Lippen.
„Sie würden meine Flucht nicht zulassen. Genauso wie der König von Wakanda. Und Ihr Freund wurde darauf trainiert jemanden wie mich zu finden." Zemo sieht genau zu mir und ich presse meinen Kiefer zusammen.
Steve zischt und allein aus den Augenwinkeln sehe ich, wie er sich anspannt. Schluckend lehne ich mich etwas zurück und versuche die Worte zu ignorieren. Doch leider stimmt seine Aussage.
‚Ihr Freund wurde darauf trainiert jemanden wie mich zu finden.'
Ja, ich wurde von Hydra trainiert. Trainiert zu jagen und zu töten. Foltern übernahmen die Leute dort sehr gerne selbst. Vorzugsweise ärgerten sie mich.
Oder Riley, denke ich mir verletzt. Sie haben sie einfach aus Spaß gequält und gedemütigt. Genau wie die anderen und zum Teil auch mich.

Der Mann kehrt zurück und endlich erhalten wir weitere Anweisungen. Der Missionsverantwortliche knallt einige Akten auf den Tisch. Ich sehe kritisch darauf und dann zurück zu dem bärtigen Mann.
„Wenn Sie noch Fragen haben, stellen Sie diese doch bitte. Ansonsten haben wir hier die Rollen, die Sie spielen werden", klärt er uns über den Papierhaufen auf.
„Ja, ich hätte eine. Wie stellen Sie sicher, dass Zemo uns dort nicht verpfeift und flieht?", meldet sich Sam. Der Mann nickt verstehend und legt sich sichtbar die Wörter zurecht.
„Er musste sich verpflichten immer einen Peilsender und ein Mikrophon bei sich zu tragen. Wir werden ihn während der Mission lückenlos überwachen und Ihnen sofort Hilfe schicken, wenn er Sie in Schwierigkeiten bringt.
Auch wenn er die Überwachung unterbricht, senden wir Ihnen sofort ein Team zu und er wird zurück ins Gefängnis gebracht. Zudem würde er zehn Jahre mehr erhalten", erklärt er uns. Ich nicke verstehend und sehe zu Steve. Er sieht zum Glück auch einverstanden mit den Maßnahmen aus.
„Gut, ich glaube, dann steht Ihnen nichts mehr im Weg. Der Hubschrauber fliegt ihn zwanzig Minuten los", erklärt er uns noch weiter.
„Eine letzte Frage noch. Wie lautet Ihr Name?", unterbreche ich ihn kurz. Der Mann sieht mit etwas strengem Blick zu mir, doch ich bewege mich nicht. Ich habe schon deutlich schlimmere Blicke ertragen müssen.
„Lester Miron." Ich nicke und schnappe mir meine Akte. Sogleich folge ich Steve hinaus und wünsche Mister Miron über die Schulter einen schönen Tag.

Im Hubschrauber drin setze ich mich direkt zwischen Steve und Sam. Zemo und die Frau setzen sich uns gegenüber. Misstrauisch mustere ich den Verbrecher vor mir, doch er bleibt gelassen. Für meinen Geschmack etwas zu gelassen.
„Alles klar, ich denke wir wissen alles, was wir wissen müssen. Na, dann kann es doch losgehen", ergreift die Frau das Wort. Ich nicke, genauso wie meine beiden Freunde und sie klopft ein Muster gegen das Cockpit.
Die Rotoren starten und innerhalb einer Minute sind wir in der Luft.

Als wir über den pazifischen Ozean fliegen wird es ruhig. Da wir noch eine Weile fliegen würden, entscheide ich mich dazu, die Neue etwas besser kennenzulernen.
„Bis jetzt weiß ich, dass du eine Agentin des Staates bist und zum Nachnamen Jenners heißt. Ich würde gerne aber noch etwas mehr über dich wissen", beginne ich somit.
Die Blonde hebt den Kopf und sieht direkt zu mir. Ich starre zurück und gebe nicht nach. Jenners seufzt und schmunzelt dann leicht.
„Na gut, welchen Teil willst du von mir wissen? Es gibt viel über mich", verrät sie mir mit einem Zwinkern.
Ich ziehe kurz die Mundwinkel nach oben und überlege mir meine Frage.
„Beginnen wir doch mit den Eckdaten. Vollständiger Name, Geburtsdatum und der Grund für deinen Dienst." Sie nickt und richtet sich ein wenig auf.
„Mein vollständiger Name ist Olive Janners, ich wurde am siebzehnten Oktober 2001 geboren und bin somit dreiundzwanzig Jahre alt, bis ich im Oktober Geburtstag habe.
Im Dienst für den Staat bin ich, weil mein Vater in Vietnam gedient hat. Er war für mich immer der Held und ich wollte der Bevölkerung von Amerika ebenfalls etwas geben."
Verblüfft nicke ich und hebe beeindruckt die Augenbrauen. Es ist deutlich, dass sie nie im Militär gedient hat, sondern vollkommen im Geheimdienst. Sie sitzt nicht so stramm da, wie es zum Beispiel Zemo tut. Zusammengekauert hockt sie jedoch auch nicht auf der Bank.
„Und wie gut kennst du den Missionsverantwortlichen?", bohre ich weiter nach.
Bei dieser Frage beobachte ich sie ganz genau.
Olive streckt die Brust etwas nach vorne, was von Freude zeugt. Zudem ziehen sich ihre Mundwinkel beinahe unmerklich etwas nach oben. Sie mag ihn also.
„Lester ist ein toller Typ. Manchmal etwas streng aber immer fair", erklärt sie mir.
Ich nicke verstehend und mustere nochmals ihren Körper.
Sie ist sportlich. Nicht so klein, wie es Riley war, aber immer noch kleiner als ich. Ihre Haare sind hellblond und etwas strähnig. Aber trotzdem sehr schön.
Und ihre braunen Augen... wunderschön anzusehen. Aber sie ähneln denen von Riley nicht. Ich kann den Unterscheid nicht nennen, nur dass Olive nicht dieselben Augen wie sie hat. Abgesehen von der Farbe.
Etwas traurig lächle ich, als ich mich an Rileys Augen erinnere. Als sie noch gesund waren, bevor sie erblinden musste. Das Blau hat gestrahlt wie das schönste Gletschereis mitten in der Sommersonne.
Und ich liebte es sie lächeln zu sehen. Sie hat dabei immer bis zu beiden Ohren gestrahlt und ihre Augen ähnelten Sternen. Das könnte ich wohl nie vergessen.
Genauso wenig wie die Umstände, unter welchen ich sie verloren habe. 

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Anlässlich von Steve Rogers Geburtstag schenke ich euch hier das nächste Kapitel ;)
Happy Birthday Steve zu deinem 105. Geburtstag! 😁

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt