Riley
Schweigend führe ich die, mir noch fremde, Frau hinaus. Hinter mir höre ich Bucky weinen und schluchzen. Meine Brust zieht sich dabei zusammen und ich muss mich anstrengen kalt zu wirken.
Obwohl ich ein Land voller Verbrecher anführe, bin ich offenbar verweichlicht. Denn früher machte es mir nichts aus, jemanden weinen zu hören.
Vielleicht sind es aber auch die Kinder, die wir hier untergebracht haben. Sie bewegen etwas in mir, das habe ich schon lange festgestellt.In meinem Büro weise ich mit meiner Hand auf einen Stuhl vor dem Büro. Die Frau setzt sich hin, während ich um den Tisch gehe und mich selbst in den bequemeren Bürostuhl fallen lasse.
Wortlos drehe ich meinen Kopf zu ihr und sehe sie abwartend ab. Sie hat die Bomben auf uns gerichtet. Sie soll also auch ihre Forderungen stellen.
„Habt ihr Lester Miron, Leiter der Dienststelle New York, getötet?", schießt sie sofort los.
„Nein."
„Warum sollte ich dir glauben? Du hast deinen Tod für acht Jahre vorgetäuscht. Nicht gerade glaubwürdig, wenn du jetzt einfach nein sagst, oder?", gibt sie zurück.
„Wie viele Straftaten sind auf mich zurückzuführen?", stelle ich ihr eine Gegenfrage.
Die Frau atmet zischend durch.
„Keine die zu hundert Prozent nachgewiesen werden konnte. Nur drei Vermutungen", gibt sie zu.
Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen.
„Weil ich gelernt habe, keine Spuren zu hinterlassen. Ich verursache sie kaum und die die es gibt, vertusche ich", erkläre ich ihr.
„Also kann ich jede Tat, die keine Ermittlungsergebnisse hat, auf dich übertragen? Du warst das alles?", gibt sie halbherzig zurück.
„Nein. Ich möchte damit nur sagen, dass ich nicht so stümperhaft vorgehen und einen Riesenaufsehen erregen würde. Ich hätte es heimlich gemacht, wie alles, was ich in dieser Welt getan habe. Ich hoffe du bemerkst selbst, dass das nicht in mein Muster passt."
Die Frau knurrt genervt auf. Ich sehe nur passiv in ihre Richtung. Irgendetwas ist noch im Busch.„Dir geht es aber um noch etwas anderes, oder?", errate ich ruhig.
„Bucky hat acht Jahre lang durch dich gelitten. Er verdient es nicht dasselbe jetzt schon wieder durchmachen zu müssen", bemerkt sie auch sogleich.
Der Drang leer zu schlucken, macht sich erkenntlich. Aber ich unterdrücke es, denn ich bin nicht daran interessiert ihr Schwäche zu zeigen.
„Was kümmert es dich? Du bist nur eine CIA-Agentin. Wieso sollte dich also etwas anderes interessieren als seine Funktionalität?", gebe ich zurück.
Die Frau schweigt kurz und ich kann meine Eifersucht deutlich spüren, wie sie aufflammt. Nimmt sie sich das Recht heraus, wissen zu wollen, was Bucky braucht? Hat sie das Gefühl, mir wäre es leichtgefallen, mich acht Jahre von ihm fernzuhalten?
„Ich weiß, dass ich ihn noch nicht sehr lange kenne. Aber er hat sich mir dennoch anvertraut und mir gezeigt, wie verletzt er sich fühlt. Und auch wenn ich eine dienstliche Distanz zu ihm behalten muss, so will ich nicht zusehen, wie du ihn quälst", beichtet sie mir.
Wut und Verachtung beginnen in mir zu brodeln. Ich quäle ihn? Ich habe mich nie bei ihm gemeldet, um ihm die Möglichkeit zu geben abzuschließen. Sich selbst von Hydra zu heilen, ohne dass ich eine weitere Belastung bin.
Doch sie stellt es so da, als würde ich ihm mit Freuden Schmerzen bereiten und ihn genauso gerne foltern, wie Hydra es tat.
„Stimmt es etwa nicht?", ratet sie beinahe etwas abfällig.
Schweigend sehe ich sie an und verberge meine Emotionen. Beinahe wäre ich auf sie hereingefallen. Hätte ihr eine Schwäche preisgegeben. Aber mir ist bewusst, dass ich ihr eine falsche Vorstellung von mir geben muss. In der nahen Zukunft könnte das sehr nützlich sein.
„Hast du wirklich das Gefühl, ich würde mich um jemanden kümmern, der mir dieses Leben angetan hat? Jemand der mich zu Hydra gebracht hat und jetzt wieder gegen mich arbeitet? Glaubst du wirklich, Bucky und sein Leid interessieren mich?", schlage ich daher zurück.
Ich höre, wie sie nach Luft schnappt und erschrocken auflacht. Ruhig bleibend und die Wut unterdrückend sehe ich schweigend zu ihr.
„Wow. Ich wusste, dass euch beigebracht wurde kalt zu sein. Aber so eiskalt habe ich jetzt nicht erwartet", offenbart sie mir.
„Hydra wollte nur die besten Waffen. Was glaubst du, wie ich überlebt habe?", stelle ich ihr eine rhetorische Frage.
Es tut weh, Buckys Leid als so unwichtig abzutun. Aber es ist nötig und dieser Gedanke ist der Einzige, der mich nicht weinen lässt.
Auch für mich ist dieses Widersehen – oder die Wiedervereinigung – mit Bucky nicht leicht. Ich kann nicht einmal zählen wie oft ich weinend in Alecs Armen gelegen habe, weil ich zu ihm zurückwollte. Zu Beginn wegen der Programmierung und später, weil ich ihn zu sehr vermisst habe.
„Also geht es dir wirklich nicht um ihn. Nur um deinen Erfolg", flüstert sie beinahe enttäuscht.
Und langsam sehe ich es klar. Sie hat Bucky nicht hierhergebracht, um ihn mit mir wieder zu vereinen und ihm einen Gefallen zu tun. Sie hat es getan, weil sie hoffte uns aus dem Konzept zu bringen.
„Hydra war immer sehr erfolgsorientiert. Diese Eigenschaft habe ich mir abgeschaut", gebe ich ihr daher kalt zurück.Schritte in der Tür lassen mich aufsehen. Alec lehnt sich an den Türrahmen und ich spüre seinen Blick auf mir.
„Ich denke, das ist genug für heute. Es ist schon spät, vielleicht möchtest du dich ausruhen?", wende ich mich an die Frau zurück.
Sie dreht sich hörbar ebenfalls zu Alec um. Sie stockt, stimmt mir dann aber mit einem Summen zu.
„Mein Bruder führt dich zu einem der Gästezimmer", erkläre ich ihr.
„Natürlich. Danke", meint sie nervös und steht auf.
Unsicher folgt sie Alec aus dem Büro und gemeinsam verschwinden sie dem Flur entlang. Ich selbst drehe mich um und hebe mich aus dem Stuhl. Mit andächtigen Schritten gehe ich auf das große Fenster vor mir zu.
Vorsichtig fasse ich an das kalte Glas und atme zitternd aus. Erstmals kann ich mir die Zeit nehmen, alles zu sortieren.
Bucky ist hier. Er ist hier, zurück bei mir.
Und die Regierung will ihn gegen mich einsetzen. Weiß er das? Ist es ihm bewusst?
Oder ist er davon geblendet zu wissen, dass ich noch lebe?
Lässt er mich vielleicht selbst verhaften? Damit ich eingesperrt werde und er mich besuchen und sehen kann, wann immer er will? Würde Bucky so etwas tun?
Würde er mich überhaupt noch wollen? Seine Reaktion lässt darauf schliessen.Neue Schritte kommen von hinten auf mich zu. Seufzend warte ich ab, bis Liam sich neben mich stellt.
„Ich habe noch jemand anderes gehört. Ist es sie?", will ich finster wissen.
Liam seufzt.
„Sie haben wirklich jeden mitgebracht, der eine emotionale Regung auslösen könnte. Bucky, Steve und sie", stimmt er mir bedauernd zu.
„Wo ist sie jetzt?", frage ich nach.
Unter keinen Umständen möchte ich zufällig über sie stolpern und mich ihr ein weiteres Mal aussetzen müssen.
„Weggesperrt. Aber wahrscheinlich wollen die Amerikaner sie bald zurück", offenbart Liam mir.
Nachdenklich nicke ich drehe mich seufzend zu ihm um. Liam bemerkt es und dreht sich geräuschvoll ebenfalls zu mir.
„Sie meinte ich hätte Bucky absichtlich leiden lassen. Und ich musste sie überzeugen, dass er mir egal ist", offenbare ich ihm zitternd.
Sofort schließt er mich in seine Arme und umarmt mich fest. Leise schluchzend drücke ich mich an seine Brust.
„Mir ist sehr gut bewusst, dass es dir nicht leichtgefallen ist. Ich meine, ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich Alec als unwichtig abtun müsste. Aber du hast das Richtige getan. Wir können uns bei der CIA keine Schwächen erlauben", muntert er mich möglichst fürsorglich auf.
Wimmernd nicke ich und löse mich wieder von ihm.
Fragend sehe ich zu ihm auf und er versteht mich ohne Worte: „Er ist in Gästezimmer Nummer Eins. Er schläft schon, aber ich bin mir sicher, dass er nichts gegen deine Gesellschaft hätte."
Dankbar nicke ich und drehe mich zur Tür. Ich muss mich bei Liam nicht bedanken. Er weiß, wie dankbar ich ihm für alles bin. Diese Dankbarkeit beruht auf Gegenseitigkeit.--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hey :D
Zum Start ins Wochenende hier ein neues Kapitel, dass ihr hoffentlich genossen habt.
Was glaubt ihr, wie die Geschichte enden wird? Wie könnten unsere Helden das Problem lösen?
(Das Ende ist noch offen, also gibt es kein Richtig oder Falsch)Ich freue mich auf eure Antworten und Gedanken!
LG
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Alpha - New Mission
FanfictionAcht Jahre sind vergangen, seit Riley für tot erklärt wurde. Bucky kämpft mithilfe von Sam und Steve (Ja er lebt) gegen den Schmerz ihres Verlustes an, als sie unerwartet alle drei zu einer Mission gerufen werden. Ein Agent, welcher einen Attentat...