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„Oh Gott, wo wart ihr?! Geht es euch gut? Seid ihr verletzt?"
Olive kommt auf Zemo und mich zugestürmt. Dicht gefolgt von Sam und Steve.
Sie alle haben besorgte Mienen aufgesetzt.
„Keine Sorge, uns ist nichts passiert", wehre ich ab.
Alecs Geschichte hat mich völlig mitgenommen. In dem Auto konnte ich an nichts anderes denken.
„Der Funk ist plötzlich einfach abgebrochen, wir hatten keine Ahnung wo ihr wart oder was mit euch passiert ist!", erklärt Sam.
Alarmiert hebe ich den Kopf. Das bedeutet, dass sie noch keine Ahnung haben, dass der Power Broker auch hinter Ivanic her ist.
„Buck? Was ist los?", bemerkt Steve bereits meine Nervosität.
Ich sehe zu ihm und spanne mich an. Steve richtet sich ebenfalls ein wenig auf.
„Der Power Broker sucht ebenfalls Ivanic. Und ich glaube nicht, dass er ihn am leben lassen wird, bis wir wissen, wo Hunter ist", erkläre ich.
An der Seite bekomme ich mit, wie Olive und Sam beunruhigte Blicke austauschen. Steve selbst presst den Kiefer aufeinander. Zemo steht wie eine Säule da und bewegt sich nicht.
Was ist nur mit ihm los? Seit Alec mich zu ihm zurückgebracht hat, ist er so merkwürdig. Hat Liam ihn eingeschüchtert? Oder war es wirklich ein Hund, den er nicht vertragen hat?

Ohne es verhindern zu können, muss ich wieder an Alecs Geschichte denken. Wie Rollins und Korol Riley getötet haben.
Ich bemerke, wie meine rechte Hand zu zittern beginnt. Meine Augen brennen von neuem und ich muss stärker blinzeln, um Tränen zurückzudrängen.
„Es tut mir leid", entschuldige ich mich, bevor ich aus dem Zimmer verschwinde.
So schnell ich kann renne ich die Treppe hinauf, bis in den dritten Stock. Im Vergleich zum Tower des Power Brokers erscheint mir die Villa nun eher klein. Platz habe ich dennoch genug.

In meinem Zimmer angekommen, knalle ich erst einmal die Tür zu. Gleich darauf lehne ich mich dagegen und lasse mich an ihr heruntergleiten.
Wimmernd hebe ich meine Hände vor mein Gesicht und drücke die Beine an meinen Körper. Ein leises Schluchzen entkommt mir.
Riley ist tot. Weil sie die Basis auslöschten, in der ich gefangen gehalten wurde. Hätte ich der Polizei oder Shield früher sagen können, wo sich diese befindet, hätten sie vielleicht nicht dahin müssen. Alec hätte Riley beschützen können.
Wenn ich stärker gewesen wäre!
Ich habe Riley dieses Leben voller Qualen wegen meiner Schwäche angetan. Und ich habe es durch meine Hand, unfähig mich gegen Hydra zu wehren, auch wieder beendet.
Sie war die Rache von Gott, für das, was ich getan habe. Und wieder musste jemand unschuldiges sterben. Obwohl ich es nicht wollte. Ich wollte nichts von allem!
Schluchzend und heulend wie ein Baby – schwach, hilflos und für einen Mann wie ich erbärmlich – drücke ich meinen Kopf gegen meine Knie. Die Arme lege ich um das Paket meines Körpers herum.
Sie ist tot, weil ich Hydra nicht standhalten konnte. Sie ist tot, weil ich mich habe zu sehr aus der Bahn werfen lassen. Sie ist tot wegen mir!
Immer sterben alle wegen mir!
All diese unschuldigen Menschen, welche nicht in Hydras Plan gepasst haben. Selbst die zwölf Menschen in Lagos sind durch mich gestorben! Weil mein bloßer Name Steve abgelenkt hat.
Und all die Menschen, die Riley und Alec getötet haben? Das war auch ich, weil ich die beiden zu Hydra gebracht habe. Sie gehen auch auf mein Konto!
Ich ertrinke in dem Blut, welches durch mich geflossen ist. Aber ich kann daran nicht sterben! Weil es mich nicht physisch ertränkt. Nur psychisch!
Zitternd und jammernd balle ich mich noch enger zusammen.
Wieso sterben immer noch mehr Leute durch meine Hand?! Wieso kann es nicht ich sein?!

Ein Klopfen an der Tür hinter mir, lässt mich scharf zusammenfahren. Erschrocken richte ich mich etwas auf und versuche ruhiger zu atmen.
„Bucky? Darf ich reinkommen? Ich höre, dass es dir nicht gut geht!", ruft Sam durch die Tür.
Meine Lungen quetschen sich zusammen und ich bekomme keine Luft mehr rein. Scheiße. Er hat mich gehört. Ich war zu laut.
Hoffend, dass er einfach wieder geht, wenn ich leise bin, warte ich ab. Tränen rollen mir unaufhaltsam über meine Wangen und bilden Bäche. Mein Körper zittert.
Doch entgegen meinem Wunsch klopft Sam ein weiteres Mal. Mich sammelnd und tief durchatmend schließe ich die Augen. Dann muss es wohl sein. Sam wird nicht lockerlassen.
Schluckend rutsche ich etwas nach vorne, gerade so weit, dass er die Tür öffnen könnte. Noch einmal tief Luft holend öffne ich meine Augen wieder und sehe zur Tür.
„Du kannst reinkommen", krächze ich leise.
Die Türklinke geht nach unten und die Tür selbst schwingt ein wenig auf. Sam tritt langsam und entdeckt mich sofort. Und natürlich bemerkt er, wie zerstört ich aussehe.
„Hey, tut mir leid, falls ich dich störe. Aber ich würde dir gerne Gesellschaft leisten. Wenn dir Steve im Moment aber lieber ist, kann ich das vollkommen verstehen."
Ich schüttle schweigend den Kopf und ziehe meine Beine wieder an. Meinen Kopf stütze ich dabei ab, während ich meine Arme darum herum lege.
Seufzend tritt Sam weiter ein, ehe er die Tür hinter sich wieder schließt. Wie ich zuvor, setzt er sich vor dieser auf den Boden und lehnt sich dagegen.
Ich schlucke, als sich meine Brust verkrampft und senke beschämt den Blick. Es ist mir lieber, wenn Sam mich so sieht und später sich darüber lustig macht, als wenn Steve mich so sehen muss.
Er hat mich oft genug in dieser Verfassung gesehen. Sein Bild von mir ist längst zerstört. Gerade fällt es mir unglaublich schwer, daran zu denken ihm jemals wieder unter die Augen zu treten.
Eine Heulsuse wie ich ist in seinen Augen doch nichts wert. Geschweige denn sein bester Freund.

„Willst du reden? Das kann sehr gut helfen", bietet Sam mir nach langer Stille an.
Ich schlucke und wende den Kopf ab. Gerade habe ich nicht das Gefühl, dass darüber sprechen es einfacher macht.
Meine Stimme würde brechen und ich wieder in Tränen ausbrechen. Gerade würde ich das kaum ertragen.
„Na gut, dann bleibe ich einfach weiter hier und leiste dir Gesellschaft. Zemo ist bereits im Bett und Olive und Steve besprechen das weitere Vorgehen", berichtet er mir.
Ich zeige keine Reaktion darauf. Alles, was ich tue, ist stupf aus dem Fenster zu sehen und die Lichtsäulen zu beobachten. 

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Euch allen einen schönen und ruhigen Sonntag!

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt