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Zurück in der Villa packe ich mein Hab und Gut ein, welches ich mitgebracht habe.
Unten, in der Eingangshalle, stehen einige CIA-Agenten, welche Alec sofort verhaftet haben. Auch Jean nahmen sie direkt in Gewahrsam.
Ich habe versucht sie davon zu überzeugen, dass sie Alec in Ruhe lassen sollen. Aber keiner von ihnen wollte hören.
Nur mein Arm wurde vorsorglich verarztet. Aber ich sollte dennoch schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Sie vergessen, dass mich ein Knochenbruch nicht langfristig außer Gefecht setzt. Zwei, drei Tage und er ist verheilt.

Als ich wieder nach unten trete, sieht mir Alec grimmig entgegen. Seine Hände sind wieder hinter seinem Rücken gefesselt und auch seine Oberarme sind in einem Seil gefangen.
Es ist klar, dass er sich auf keinen Fall befreien darf.
Neben ihm steht Zemo, welcher ebenfalls wieder Handschellen trägt. Sein Gesichtsausdruck präsentiert Akzeptanz.
Jean steht nahe an Alec und ist in eine Decke eingewickelt. Unsicher sieht sie zu mir, aber ich kann ihr auch keine richtige Sicherheit bieten. Ich kann Alec nicht beschützen, auch wenn ich es wollte.

Hinter mir trete Steve und Sam ein. Auch sie beide wirken nicht sonderlich begeistert über Alecs Verhaftung.
Als letztes kommt noch Olive zu uns. Schweigend führt sie uns zu den schwarzen Wagen, welche unauffällig sind. Stumm setzen wir uns auf die Rückbank, während Olive vorne beim Beifahrer einsteigt.
„Zum Flughafen", diktiert sie den Agenten, der darin sitzt.
Dieser nickt und fährt los.


Der erste Ort, den ich zurück in New York aufsuche, ist Rileys Grab.
Schweigend stehe ich davor und sehe auf den Grabstein. Meine metallene Hand habe ich in den Jackentaschen vergraben. Der rechte Arm steckt in einer Schlinge, welche ihn ruhig hält.
Andächtig und traurig lese ich den Schriftzug auf dem Stein.

Riley Miller
16.02.1991 – 04.09.2016
Wir hoffen sie kann nun die Schönheit dieser Welt sehen, die sich immer vor ihr verborgen hat.

Beinahe jeden Tag lese ich diesen Satz.
Aber diesmal ist ein anderes Gefühl dabei. Zweifel.
Ist die Frau, die im Sarg liegt, wirklich Riley? Oder hatte Alec die Wahrheit gesagt, als er meinte, dass ihr Tod nur vorgetäuscht war?

„Ich dachte mir, dass ich dich hier finde."
Langsam drehe ich meinen Kopf zu Olive um, welche sich neben mich stellt. Ihr Blick schweift kurz über Rileys Grab, senkt sich dann aber auf den Boden.
„Hat er etwas gesagt?", frage ich nur halb interessiert nach.
Ich nehme es Olive übel, dass sie Alec hat verhaften lassen. Aber hätte ich wirklich etwas anderes erwarten sollen? Sie arbeitet für den Staat. Natürlich hat sie Alec ausgeliefert.
„Er hat uns noch nicht einmal seinen Namen bestätigt", antwortet sie mir frustriert.
Ich ziehe kurz meinen rechten Mundwinkel nach oben. Klar hat er das nicht. Er wurde gut trainiert und weiß, wie er mir solchen Situationen umgehen muss.
„Wenn ihr wollt kann ich es einmal versuchen", biete ich ihr an.
Ganz bestimmt nicht, um ihn ins Messer laufen zu lassen und den Behörden zu helfen. Ich möchte viel eher herausfinden, ob seine Aussage der Wahrheit entsprach oder nicht.
Denn so langsam habe ich doch Zweifel an Rileys Tod. Auch wenn das Ergebnis mich noch einmal zerstören könnte.
„Sehr gerne", stimmt Olive mir auch sogleich zu.
„Ich komme morgen vorbei", gebe ich ihr bekannt.
„Danke."
Damit dreht sie sich um und geht wieder. Lässt mich alleine an dem Grab zurück.
Ohne ein Wort zu sprechen, schwöre ich mir selbst, dass ich die Wahrheit herausfinde.

Ich will mich gerade umdrehen und gehen, als sich eine Stimme hinter mir meldet: „Man fragt sich immer, wer am längstem an dem Grab weilen würde. Bei ihr kann ich diese Frage ohne Zweifel beantworten."
Seufzend drehe ich mich zu Steve um. Er steht drei Meter hinter mir und sieht mich mit erschöpften Augen an.
„Warst du die ganze Nacht wach, um den Papierkram hinter dich zu bringen?", rate ich.
„Ich habe deinen auch gleich mit gemacht. Nur den Bericht über die Entführung konnte ich nicht fertigstellen", informiert er mich.
Ich nicke und senke den Blick. Ich hasse diesen Aufwand mit der Administration. Immerhin blieb mir dieser bei Hydra fern.
„Dann bringen wir das doch auch noch hinter uns", entscheide ich.
Steve nickt.
„Lass uns aber erst etwas essen gehen. Ich kenne einen guten Chinesen."
Grinsend über Steves Vorschlag trete ich von Rileys Grab weg. Steve lächelt mitfühlend und führt mich zu seinem Wagen. 

„Wie geht es deinem Arm?"
Ich sitze Steve gegenüber in dem Chinesen und warte auf meine Bestellung. Vor mir steht ein Glas Wasser, genauso wie vor Steve.
„Ganz gut, tut kaum noch weh", erwidere ich wahrheitsgemäß.
Steve nickt zufrieden und sieht der Bedienung entgegen, welche uns soeben das Essen bringt.
„Genießen Sie es", lächelt sie, während sie unsere Teller abstellt.
„Danke", antwortet Steve.
Ich greife nach den beiden Stäbchen und versuche eine Nudel aus der Suppe zu bekommen. Steve versucht mit den Chop-Sticks Reis zu fassen.
Ich muss vermutlich nicht anmerken, wie schwer es uns beiden fällt. Um fair zu sein, zu unseren Zeiten gab es auch kaum Chinesische Restaurants und wir wussten nicht auf was Steve dort allergisch reagieren konnte.
Ächzend schaffe ich es endlich mir zwei Nudeln in den Mund zu schieben. Steve hat es mit dem Reis aufgegeben und sich an das Poulet gemacht.
Als wir uns gegenseitig ansehen, grinsen wir. Was war das für eine dämliche Idee, hierher zu kommen? Wir wussten doch beide, wie das enden würde. Wir würden vor unserem Essen verhungern.

„Ach verdammt!", flucht Steve, als ihm das Poulet wieder herunterfällt.
Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und muss kurz die Stäbchen weglegen. Steve hebt das Fleisch von seinem Schoss und führt es sich mit den Fingern zu Mund.
Noch immer grinsend sehe ich zu der Bedienung, welche ihn genaustens beobachtet hat. Aber sie scheint es nicht zu stören, dass Steve einfach mit den Händen gegessen hat. Wahrscheinlich ist sie solch ungeschickte Kunden bereits gewohnt.
Und wer würde es wagen an Captain America herumzumeckern?
„Der Ausflug war eine gute Idee", bemerke ich nüchtern, als Steve das nächste Stück Gemüse herunterfällt.
Für meine Neckerei erhalte ich einen genervten Blick seinerseits. Ich kann mir das Grinsen aber nicht verkneifen.
Langsam habe ich es mit den Sticks draußen und schaffe es immer regelmäßiger mir eine Nudel zu schnappen. Schlussendlich kann Steve sich das Lächeln aber auch nicht mehr verkneifen.

Doch sogleich wird er wieder ernster.
„Wie geht es dir nach diesem Einsatz, Buck?", erkundigt er sich vorsichtig.
Nachdenklich schüttle ich den Kopf und sehe nach oben an die Decke. Diese Frage habe ich mir bis jetzt noch nicht gestellt. Ich wollte es noch nicht.
„Mich bedrückt es, dass wir Hunter nicht retten konnten. Und Ivanic wurde auch einfach erschossen", gebe ich zu.
Steve nickt verstehend.
„Hunter hatte vermutlich keine Chance. Ich denke, er war tot noch bevor wir gerufen wurden. Und das mit Ivanic kann ich verstehen. Wär auch zu schön gewesen ihn zu fassen", stimmt er mir zu.
Innerlich überlege ich, ob ich mich Steve anvertrauen sollte. Immerhin ist er mein bester Freund.
„Aber Alec hat etwas gesagt, dass mir nicht mehr aus dem Kopf gehen will", beginne ich vorsichtig.
Steve richtet sich etwas auf und sieht mich schärfer an.
„Ivanic wollte wissen, wer der Power Broker ist. Er hat sogar gedroht Jean zu vergewaltigen, wenn Alec es ihm nicht sagen würde..."
„Was hat er gesagt Buck? Er hat es nicht geschehen lassen, oder?", fragt Steve hektisch nach.
Ich schüttle den Kopf und senke meinen Blick auf das Essen.
„Er sagte, der Power Broker wäre Riley. Und er hat so überzeugt geklungen. Aber nur Tage zuvor hat er mir berichtet, wie sie starb. Und ich kann nicht sagen, wann er gelogen hat."
Steve nickt verstehend und ich sehe zu ihm auf.
„Olive meinte ebenfalls, dass Riley noch leben könnte. Der Autopsie-Bericht wäre zu allgemein und nicht speziell auf sie eingegangen. Sie meinte schon vor Alec, dass sie noch leben könnte. Also, was ist, wenn Riley in Wahrheit noch lebt?"
Ernst sehe ich zu Steve, welcher meinen Blick erwidert.
„Dann finden wir sie", verspricht er mir. 

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Und hier wieder einmal ein Kapitel ^^

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt