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Noch bevor ich antworten kann, betreten Olive und Steve den Raum. Knurrend drehe ich mich von der blonden Frau ab. Es ist wahrlich der schlechteste Zeitpunkt, den sie nur wählen konnte.
„Mir wurde gesagt, du willst mit mir sprechen?", wendet sie sich sogleich an Riley.
Mich hat sie nicht einmal angesehen. Als wäre sie wütend auf mich oder sie will nur noch Riley verhaften. Als wäre es ihr größtes Interesse. Mich hat sie völlig auf die Seite gelegt.
Riley sammelt sich sichtlich, während die beiden Jungs sich anspannen. Es ist offensichtlich, dass es ihnen genauso wenig gefällt, was sie vorhat. Ich kann es verstehen. Sie haben dafür gekämpft, dass sie endlich ein Leben in Freiheit haben und sie sind dabei sogar noch richtig erfolgreich.
Doch nun will Riley dies aufgeben. Damit nicht die ganze Stadt in die Luft gesprengt wird. Aber es ist nicht fair. Ganz und gar nicht. Sie haben es endlich geschafft Hydra und deren Muster zu entkommen. Jetzt kommen die Staaten und wollen sie als Waffen für sich beanspruchen.
„Ich schlage dir einen Deal vor. Ich, der Power Broker, ergebe mich den Staaten. Dafür lasst ihr die anderen und Madripoor in Ruhe", offenbart Riley ihren Plan.
Olive verschränkt die Arme vor der Brust und denkt sichtbar nach. Ich schiele unbeholfen zu Steve herüber, welcher mich entsetzt ansieht. Mit meinem Blick versuche ich ihm klar zu machen, dass ich bereits versucht habe mit ihr zu sprechen. Dies aber leider nur erfolglos.
„Klingt interessant. Wo ist der Haken?", bemerkt Olive nüchtern.
Riley dreht sich zu ihr um und sieht sie direkt an. Ihr Gesichtsausdruck ist ernst und verrät, dass sie es ernst meint.
„Es gibt keinen. Ich ergebe mich euch und ihr lasst die anderen hier in Ruhe leben."
Misstrauisch mustert Olive Riley von oben bis unten. Besorgt schiele ich zu Riley zurück und versuche nicht zu verzweifeln. Ich kann nicht aufhören daran zu denken, dass alles meine Schuld ist. Weil ich sie damals entführt und in diese Welt gebracht habe.
„Ich glaube dir nicht. Immerhin könnten die Beiden hier dich sogleich wieder befreien", bedenkt Olive.
Es ist klar, dass es ihr zu einfach ist. An ihrer Stelle wäre ich genauso vorsichtig, nur dass ich Riley niemals verhaften würde.
„Das gehört zum Deal. Dass sie nicht versuchen werden mich zu befreien", erläutert Riley ruhig.
Liam schnaubt abfällig und Alec knurrt auf. Ihre Blicke wetteifern darum, wer Olive zuerst damit niedersticht. Unglaublich gerne würde ich mich ihnen anschließen.
„Das gefällt mir irgendwie nicht. Also, ich meine dass ich mich über deine Kooperation freue. Aber da muss es einen Haken geben. So leicht würde sich niemand ergeben", offenbart Olive.
„Es sei denn, das Leben von über hunderttausend Menschen steht auf dem Spiel und ich möchte nicht immer die Böse sein", kontert Riley.
Olive lacht auf und schüttelt den Kopf. Inzwischen sind auch meine Muskeln zum zerreißen gespannt. Es gefällt mir absolut nicht, dass Riley so leicht aufgibt. Es gefällt mir nicht, dass sie überhaupt aufgibt.
„Um was geht es dir wirklich? Die hunderttausend Menschen hier oder die Kinder? Oder vermisst du vielleicht das einzige, was du dein ganzes Leben über gekannt hast? Eingesperrt in einer Zelle zu sein?", provoziert Olive hässlich.
Inzwischen wütend über ihre Worte balle ich meine echte Hand zur Faust und rede mir selbst die Idee aus, sie anzufallen. Es würde Riley nichts bringen und mich nur wieder an das Bett fesseln. Also zwinge ich mich, ruhig zu bleiben und es weiterhin geschehen zu lassen.
„Die Kinder. Eingesperrt sein vermisse ich definitiv nicht. Die Kinder auf dem Gewissen zu haben mag ich aber noch weniger. Ich habe genug von ihnen getötet", lenkt Riley ein.
Für mich denke ich mir, dass sie genug von ihren eigenen Kindern verloren hat. Vier Fehlgeburten und der Verlust von Jean. Noch dazu hatte sie sich selbst in den Uterus gestochen, damit sie nicht mehr schwanger werden konnte. Und das so fest, dass auch diese Verletzung nicht mehr vollständig verheilt ist.
„Wie viele Kinder hast du getötet?", fragt auch Olive gerade nach.
Innerlich drehe ich durch, wie kalt sie Riley gegenüber bleibt. Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass sie das niemals wollte. Riley wurde von klein auf konditioniert und dazu gezwungen. Wie kann Olive das so kalt lassen?
„Ich habe nicht gezählt, tut mir leid", zischt Riley nun ebenfalls um einiges Kälter.
Hat sie langsam genug? Geht sie auf Olives Provokationen so ein?
„Schade aber auch. Also ergibst du dich wirklich, um das Leben der Kinder zu retten?", bemerkt Olive ein weiteres Mal.
„Habe ich doch gesagt, oder nicht? Wie oft willst du es noch hören?"
Riley verdreht die Augen und lehnt sich an das Glas. Ihre Augen fixieren aber noch immer Olive.
„Ich will mir nur sicher sein. Nicht dass ich am Ende noch als Freak dastehe, weil ich dir geglaubt habe."
Langsam scheint auch Alec genug zu haben, denn er schreitet energisch ein: „Nimmst du das Angebot an oder nicht?"
Überrascht dreht Olive sich zu ihm um. Er funkelt sie sauer an und baut sich ein wenig vor ihr auf. Nun nervöser schluckt Olive und richtet sich ebenfalls etwas auf. Vermutlich, damit sie nicht zurückweicht.
„Wie gesagt, ich will nur vorsichtig sein", wiederholt sie sich.

„Nein, du willst nur zeitschinden! Sie greifen an!", schreit Liam, als sein Handy einen Alarm von sich gibt.
Schockiert darüber, dass ihre Strategie funktioniert hat, reiße ich den Kopf nach oben. Ein Hubschrauber nähert sich rasant der Scheibe, hinter welcher Riley steht. Der Helikopter dreht seitlich ab und einige schwarze Gestalten springen hinaus, direkt durch das Glas.
Im letzten Moment kann Alec Riley wegziehen, bevor einer der Männer sie packen konnte.
„Die Kinder!", schreit sie außer sich.
Liam sprinten neben mir los und direkt aus dem Raum. Alec folgt ihm, während er Riley hinter sich herzieht.
„Angriff!", ruft er und sofort gehorchen Medusa und der Cane Corse, Destino.
Mit lautem Gebell gehen sie auf die Männer los und ringen sogar einige nieder. Inzwischen habe ich mich von meinem Schrecken erholt und folge ihnen zur Tür. Doch auch Olive hat die Verfolgung aufgenommen. Zum Glück sind Super Soldaten schneller als gewöhnliche Menschen.
Doch Olive hat eine Schusswaffe in der Hand und schießt auf die beiden vor sich. Denn durch Rileys Handicap sind die Zwillinge deutlich langsamer, als Alec es allein wäre.
„Bucky, denk an das Sokovia-Abkommen! Du arbeitest für uns!", schreit sie mir entgegen.
Sauer beschleunige ich noch einmal und überhole sie. Gleich darauf renne ich so vor ihr, dass ich sie ausbremse und Riley zeitgleich aus ihrer Schussbahn hole.
„Bucky!", schreit Olive rasend vor Wut.
Doch das ist mir egal, solange ich Riley und Alec die Flucht ermöglichen kann.
Leider muss ich aber tatenlos zusehen, wie Riley sich von Alec losreißt und ihn nach vorne stößt.
Alec dreht sich schockiert zu ihr um, doch sie schickt ihn mit einem Handzeichen weiter. Ich bin erleichtert, dass sie sich hier so gut auskennt, dass sie sich alleine zurechtfindet.

Gerade als ich beschließ, dass ich in Alecs Fußstapfen trete und Riley aus dem Gebäude schaffe, rast von der Seite eine Feuerwand auf mich zu. Die Druckwelle der Explosion reißt mich von den Füssen, direkt auf Riley zu.
Ohne den Schmerz zu spüren falle ich zu Boden und schleife ein wenig weiter. Als ich meine Augen wieder öffne, welche ich im Affekt geschlossen habe, erkenne ich, dass Riley neben mir liegt.
Über uns kommt Olive zum Stehen. Blut rinnt ihr die Schläfe hinab und sie sieht siegessicher auf uns herunter. Neben ihr treten einige vermummte Männer an uns heran. 

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Hier das versprochene Kapitel und mit Action! ^^

Bis bald!

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt