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Bei Rileys Zimmer schaffe ich es kaum zu klopfen, bevor ich hineinstürme. Gerade lag sie noch auf dem Bett, als sie aufspringt, weil ich sie erschreckt habe.
„Tut mir leid", keuche ich atemlos und gehe vorsichtig weiter auf sie zu.
„Was ist los?", wundert sie sich besorgt.
Ängstlich dreht sie sich zur Tür und lauscht. Seufzend trete ich noch näher an sie heran.
„Ich brauche dich. Mehr ist gerade nicht los", versuche ich sie zu beruhigen.
Riley nickt und lässt sich wieder auf das Bett fallen. Mit der Hand klopft sie neben sich und ich nehme diese Einladung nur lieben gerne an. Vorsichtig lasse ich mich neben ihr auf die Matratze fallen und sehe schüchtern zu ihr.
Riley sieht geradeaus nach vorne. Das ermöglicht mir ihr wunderschönes Profil zu bewundern. Ihre zarten Lippen, die leicht geöffnet sind. Die traumhaften Wimpern, die durch die Säure nur sehr spärlich wachsen und trotzdem wundervoll sind.
Auch die harten Narben auf ihrer weichen Haut erhalten meine Aufmerksamkeit. Himmel, ich sehe heute noch, wie sie zu ihnen gekommen ist.
„Du bist wunderschön", hauche ich leise.
Riley sieht überrascht zu mir. Ihre Augen bewegen sich unsicher und sie sucht nach passenden Worten.
„Ich wollte dir das nur wieder einmal sagen, jetzt da ich die Möglichkeit dazu habe", beruhige ich sie.
Riley lächelt schüchtern und senkt den Kopf. Glücklich über ihre Reaktion, schmunzle ich. Allein der Gedanke von ihr wegsehen zu müssen, ist gerade unvorstellbar. Sie ist viel zu schön dafür.
„Es tut mir leid, dass ich dich acht Jahre lang in dem Glauben ließ, dass ich tot bin", flüstert sie leise zurück, während sie näher an mich heranrückt.
„Ist okay. Ich kann es verstehen", tröste ich sie.
Riley lächelt bekümmert und senkt erneut den Kopf. Vorsichtig lehnt sie ihre Schläfe an meine Schulter, testet aus, ob ich diesen Kontakt zulasse.
Natürlich tue ich das und ziehe sie sanft ein wenig näher an mich heran. Ich spüre, wie Riley schaudert. Dennoch fügt sie sich sofort und lehnt sich an mich.
Mit Tränen in den Augen schließe ich meine Lider und lächle. Auch wenn es meine dritte Umarmung mit ihr ist, ist es noch immer überwältigend. Viel zu lange waren wir getrennt.

Trauer trifft mich, als ich an Olives Drohung denke. Entweder Riley ergibt sich, oder tausende Menschen sterben mehr oder weniger unschuldig.
Ich muss das verhindern. Riley verdient das nicht, nach allem, was sie wegen mir durchmachen musste. Sie verdient es mehr als alles andere.
„Ich habe versucht mit Olive zu sprechen. Wie erwartet kam ich nicht sonderlich weit. Außerdem glaube ich, dass ich es wirklich vermasselt habe", beginne ich vorsichtig.
Riley liegt schweigend in meinen Armen und hört mir zu. Mit klopfendem Herzen mache ich mich für meine nächsten Worte bereit.
„Ich habe ihr gesagt, dass ich nichts für sie empfinde. Sondern nur etwas für dich. Ich habe ihr gesagt, dass ich dich Liebe", flüstere ich leise und hoffnungsvoll.
Riley spannt sich an und atmet tief durch. Ihr Blick schweift ab und sie richtet sich auf. Entzieht sich meinen Berührungen.
Beunruhigt, dass ich etwas Falsches gesagt haben könnte, sehe ich zu ihr. War es falsch ihr meine Gefühle zu gestehen? Wir haben uns nach acht Jahren gerade erst wiedergetroffen. Ich denke, es war definitiv zu früh.
„Du liebst mich?", haucht sie leise.
Ich kann nicht sagen, ob sie Angst hat oder es nicht wahrhaben will. Jedenfalls klopft mein Herz viel zu schnell, sodass ich mit atmen kaum nachkomme.
„Ja", flüstere ich dennoch leise zurück.
Nicht sicher, was sie nun tun würde, sehe ich gebannt zu ihr. Jedoch vermeidet Riley vehement Augenkontakt und sieht somit nur von mir weg.
„Ich dich auch."

Es dauert peinlich lange, bis ich die Bedeutung ihrer Worte begriffen habe.
Doch als ich es realisiere reiße ich ungläubig die Augen auf. Mit heruntergefallenem Kinnladen sehe ich zu Riley und schaffe es nicht mehr, auch nur einen Muskel zu bewegen.
Viel zu fragil wurde diese Situation gerade.
Riley sieht noch immer nicht zu mir, lässt mir aber Zeit, um mich zu fangen.
Was nicht einfach ist. Denn gerade sind alle meine Träume wahr geworden. Ich habe Riley meine Gefühle gebeichtet und sie hat mir verraten, dass sie sie erwidert!
Ein besseres Gefühl gibt es nicht auf dieser Welt. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher.
Mit wild klopfendem Herzen und einem Verstand, der sich weigert, wieder einzusetzen, kann ich sie nur ansehen. Mir wird ganz warm und dennoch habe ich Gänsehaut.
Und Tränen in den Augen.
„I-Ich... Ich..."
Ich schaffe es nicht auch nur ein Wort herauszubringen. Viel zu überwältigt von dieser Situation.
„Es...es tut mir leid... Ich hätte das nicht sagen sollen", flüstert dafür Riley.
Ihre Stimme ist zittrig und vorsichtig steht sie auf.
Aus lauter Furcht von ihr jetzt verlassen zu werden schaffe ich es mich zu bewegen. So schnell ich kann hechte ich ihr hinterher und ziehe sie am Handgelenk zurück.
Riley plumpst auf das Bett zurück und sieht verunsichert zu mir. Ihre Augen sind geweitet, während ihre Augenbrauen besorgt zusammengezogen sind. Rileys Lippen sind wieder leicht geöffnet.
„Ich liebe dich Riley. Und nichts kann mich glücklicher machen als diese Worte, die du mir eben geschenkt hast. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst", beteuere ich.
Ungläubig sieht Riley zu mir auf und verarbeitet meine Worte. Hoffend, dass ich sie überreden konnte, bei mir zu bleiben, sehe ich ihr dabei zu.

Als sie scheinbar das meiste sortiert hat, entspannt sie sich und wendet sich mir ganz zu. Lächelnd lasse ich ihren Arm los und empfange sie sogleich in einer richtigen Umarmung.
„Das meintest du heute Morgen damit, dass ich deine Schwachstelle bin, nicht wahr? Sie sollten nicht wissen, dass du mich liebst und sie dich mit mir erpressen könnten", erkenne ich mit einem Mal.
Wortlos nickt sie und nimmt ihren Kopf von meiner Schulter. Sogleich hat sie ihre Wange jedoch an meine Brust gepresst und lauscht meinem Herzschlag.
Seufzend drücke ich ihren Kopf mit meiner echten Hand stärker gegen mich. Gott, wie sehr ich sie vermisst habe. Und jetzt ist es noch besser, als ich es mir jemals erträumen konnte.
Riley ist zurück, wir können miteinander kuscheln und uns wieder Halt geben. Sie ist wieder bei mir.
Und sie liebt mich. 

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Und hier wieder einmal ein neues Kapitel ^^

Wie immer hoffe ich, dass es euch gefallen hat und bis irgendwann :)

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt