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Als wir aus dem Auto gezerrt werden, das uns zu dem Power Broker führen sollte, sehe ich nach oben.
Ein Turm, ähnlich wie der von Tony Stark, ragt dem Himmel empor. Das Glas und die Nacht lassen ihn in der Farbe dunkelblau erscheinen.
Mit einem Stoß gegen die Schulter werde ich angewiesen weiterzulaufen. Schluckend gehorche ich und trete auf das Grundstück.

Von Rechts erklingen tiefes Knurren und ich sehe automatisch dahin.
Ein Rottweiler kommt über den Rasen auf uns zu geschlichen. 

Obwohl ich versuche ruhig zu bleiben, spanne ich mich an. Solch ein Hund wiegt rund 50 Kilo, ein so großes Exemplar wie dieser sicherlich noch mehr.

Unwillkürlich frage ich mich, wie viele solcher Hunde der Power Broker besitzt. Sicherlich einige und bis jetzt sind es alles Hunderassen, die sich gut auf einen Kampf abrichten lassen.

„Neo! Hier!", ruft Liam streng.
Die Körpersprache des Tieres verändert sich sofort und er rennt schwanzwedelnd zu Liam. Dabei fällt mir auf, dass seine Raute lang ist und nicht abgeschnitten, wie bei den meisten Hunden dieser Rasse.

„Nicht trödeln, los weiter!", werde ich mit einem weiteren Schubser angewiesen.
Ich senke den Kopf und gehe weiter. Die Tür wird vor mir aufgemacht und ich befinde mich in einer großen Eingangshalle. Um diese Urzeit scheint kaum noch jemand anwesend zu sein. Jedenfalls befinden sich nur drei Männer in teuren Anzügen darin.
Sie sehen kurz zu uns. Ihre Blicke sind arrogant und die Augenbrauen abwertend hochgezogen.
Aber kaum schweifen ihre blicke zu den beiden Hunden, merkt man ihnen an, wie sie nervös werden.

Zemo und ich werden zu den Aufzügen geführt. Unsere Fesseln werden an speziellen Vorrichtungen – wohl extra für diesen Zweck entworfen – befestigt.
„Danke, ab hier komme ich allein zurecht", informiert Liam sie.
Die Männer nicken und verschwinden. Mit den zwei Hunden an beiden Seiten steigt der junge Mann zu uns ein. Auf einem Nummernblock gibt er die Zahl 29 ein. Ist der Turm nicht viel höher?

„Ihr habt glück, dass wir euch Avengers noch etwas schulden. Mehr als das Ansehen des Power Brokers", murmelt er uns zu.
In mir brauen sich einige Fragen zusammen.
Wir? Heißt das, es haben noch mehr Alphas überlebt? Vielleicht Alec und möglicherweise auch Aaron? Haben sie alle drei überlebt?
Und was meint er mit, sie schulden uns mehr als das Ansehen des Power Brokers? Hintergehen sie ihn? Würden sie für uns wirklich so weit gehen?
„Und was passiert mit Zemo?"
Ich mag ihn nicht, dafür dass er versucht hat mich allein dem Power Broker zu überlassen. Aber er gehört zum Team. Und er muss zurück ins Gefängnis.
Zudem weiß Liam, dass ich nicht wirklich der Winter Soldier bin. Somit kann ich zumindest bei ihm meine Tarnung ablegen.
„Wird noch entschieden", weicht Liam jedoch aus.
Ich nicke und sehe zu den Hunden. Beide sitzen brav da und scheinen nur auf den nächsten Befehl zu warten. Beide haben die Mundwinkel beinahe nach oben zu einem Lächeln verzogen. So wie sie jetzt aussehen, käme wohl kaum einer darauf, was für gefährliche Rassen es sind.
„Macht euch wegen denen keine Sorgen. Sie sind gut trainiert."
In Liams Stimme stelle ich einen gewissen Unterton fest. Etwas wie Trauer oder Bedrücktheit. Spricht er wegen des Trainings womöglich nicht nur von den Hunden? Auch von sich selbst und Hydras Training?
Gänsehaut erfasst mich, als ich an meinen dritten Besuch bei Hydra erinnere. Das Clickertraining in welchem Riley und ich wie Hunde behandelt und ‚trainiert' wurden. Die Session endete damals nicht sehr angenehm, eher katastrophal.
Ich habe versucht Riley zu verteidigen, als sie ihr ein Messer an den Hals hielten. Dafür wurde sie nur gegen mich eingesetzt und ich später mit einem Gürtel ausgepeitscht.
Ein wenig wundert es mich, dass sie dafür keine echte Peitsche genommen haben. Die Narbe an Alecs Hals bezeugte, dass sie mindestens eine besaßen. Eine sehr gute.
Aber danach wurde auch Riley noch gefoltert. Weil sie sich hat von mir ablenken lassen. Und weil meine Beine durch den Schmerz zu schwach waren, konnte ich ihr nicht helfen.
Währenddessen zog Samantha Riley ein Messer durch den Rücken. Noch heute erfasst mich ein Schaudern, wenn ich an Rileys Blick dabei dachte.
Unaufhaltsamer Schmerz und der verzweifelte Wunsch nach einem Ende. Welches war ihr egal, selbst das konnte ich ihr ansehen.
Aber dennoch hat sie keinen Laut von sich gegeben. Ihr Blick distanzierte sich und es wirkte, als wäre sie nur noch am Rande ihres Bewusstseins.
Bis ich bettelte und sie schien wieder zu erwachen. Gleich darauf entwich ihr ein Wimmern.
Noch immer kann ich das Zucken spüren, das mich durchfuhr, als der High Heel, den Samantha trug,  sich weiter in ihre Wirbelsäule bohrte. Es war schrecklich.
Das Traurigste daran war jedoch, dass es für Riley die Normalität war. Sie kannte es nicht anders und hat es wehrlos über sich ergehen lassen.
Erging es Liam gleich? Musste auch er so viel durchmachen? Oder verschonten sie ihn ein wenig, aus dem einfachen Grund, dass er ein Mann ist? Wenn ja, wie viel weniger musste er ertragen? Was für Narben hat er davongetragen?

Der Aufzug klingelt und ich schrecke aus meinen Gedanken. Die Hunde und Liam bleiben jedoch regungslos.
„Ab!", ruft er aber unvermittelt.
Sofort springen beide Hunde auf und rennen aus dem Aufzug. Schwanzwedelnd und hechelnd renne sie kurz in dem Raum herum, bevor sie in einen anderen verschwinden.
Liam löst inzwischen unsere Fesseln und führt Zemo und mich den Hunden hinterher. Nur dass wir im ersten Raum stehen bleiben und nicht in den nächsten gehen.
„Wo ist Andro Ivanic? Er gehörte auch zu Hydra, was in dem Fall bedeuten muss, dass der Power Broker ihn ebenfalls hat", hakt Zemo nach.
Seine Stimme hallt in dem großen, leeren Raum von den Wänden wider. Liam sieht ausdruckslos zu ihm, während er mich von den Fesseln befreit.
„Er wusste nicht, dass er hier ist, bis ihr mich darauf angesprochen habt", gibt er zur Antwort.
Zemo und ich tauschen einen Blick aus. Das heißt, dass ab jetzt ein Wettrennen stattfindet, wer ihn zuerst findest. Der Power Broker oder wir.
Zu unserem Glück hören Sam, Steve und Olive mit, wodurch sie vorgewarnt sind. Sie werden ihn bestimmt finden.
„Weißt du, wo er sich gerade aufhält?", versuche ich mein Glück, ihnen mehr Informationen zu beschaffen.
Doch Liam schüttelt nur den Kopf. Ich nicke verstehend.
Neue Pfoten Schritte sind hinter mir zu hören. Ich drehe mich um, gespannt was für ein Hund nun vor mir steht.
Ein Dobermann mit stehenden Ohren und kurzer Raute steht stolz vor mir. Fragend sehe ich zu Liam welcher grinst.
„Hier her, River", ruft er und der Hund setzt sich in Bewegung.
Ich sehe ihm kurz hinterher, bis menschliche Schritte mich wieder umdrehen lassen. Und tatsächlich war meine Vermutung richtig.

Alec lebt noch.

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Wir haben die 200 Read Marke geknackt!
Mit nur elf Kapiteln!
Das freut mich mega ^^

Und hier im Urlaub habe ich wieder die einzige Wolke über GANZ Frankreich getroffen! Nachweislich.
Es regnet in Strömen, während in zehn Kilometer schon wieder Waldbrandgefahr herrscht!
Zum Kotzen!

Aber ich hoffe euch gefällt das Kapitel und bis nach den Ferien :)

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt