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Etwas hilflos sieht Sam zu dem Fenster und zu mir. Er kann mich nicht sehen, das machen die Bewegungen seiner Augen deutlich. Zudem wüsste ich nicht, was ich noch hinzufügen sollte. Wir wissen wer es ist, wie er in Verbindung zu Hydra steht und was Riley somit solche Angst macht.
Aber wir können nichts tun. Denn wenn dieser Mann von Hydra ist, dann könnten es noch mehr Agenten sein. Wir haben aber keine Möglichkeit sie zu unterscheiden. Und blindlings jemandem zu vertrauen ist genauso unmöglich.
Mein erster Gedanke war, dass wir Olive informieren könnten. Nur wird mir im genaueren Betrachten mulmig dabei. Ihr ganzes Verhalten könnte sehr gut zu Hydra passen. Wie sie immer auf mich fokussiert war. Vielleicht weil sie wirklich in mich verliebt ist. Oder weil Hydra sie beauftragt hat auch mich zurück zu ihnen zu bringen.
Es ist unmöglich das zu sagen. Das Gefühl niemandem vertrauen zu können, macht sich in mir breit. Es ist beinahe genauso wie bei Hydra damals. Ich war machtlos und musste diesen Menschen vertrauen, dass mir nichts schlimmeres angetan wurde. Meist war es dennoch so, dass ich litt.
Jedoch kann ich Riley auch verstehen. Sie entkam ihnen vor acht Jahren, verlor durch sie so gut wie alles. Dann gelang es ihr endlich sich mit den anderen von Hydra abzugrenzen.
Und nun sind sie zurück, ohne dass sie sich dagegen wehren könnte.
Ich kenne dieses Gefühl sehr gut. Damals, als Hydra die Avengers entführte. Ich verspürte genau diese grenzenlose Panik, die ich nun in Riley sehen kann. Genau wie ich damals, kann sie keinen Ausweg sehen. Auch dieses Gefühl kann ich von ihr ablesen.

Mir entkommt eine Träne, als mir einfällt, dass wir vor wenigen Stunden noch zusammen in einem Bett gelegen haben. Es lief ein Kinderfilm, weil eines der Kinder im Tower Angst vor Olive hatte.
Ich muss ein Schluchzend zurückhalten, als ich an mein Bild der kleinen Familie mit Riley, dem Kind und mir denke. Gerade ist es für mich alles, was ich mir am sehnlichsten wünsche. Es ist mir egal, ob das Kind von mir abstammt oder nicht. Ich habe eines, welches ich mit Riley großziehen darf.
Die Realität, welche mich gerade so grausam heimsucht schmerzt mehr, als jede Folter, die Hydra mir aufgezwungen hatte. Die Hoffnung die zerbricht und nichts außer Furcht um Rileys Zukunft hinterlässt. Es gibt keine Wörter um diesen enormen Schmerz zu ertragen.

Die Tür bei Riley geht wieder auf und sofort verkrampft sie sich. Sam sieht alarmiert auf, doch es tritt ein Mann ein, den ich bis jetzt noch nie gesehen habe. Hat Pepper tatsächlich einen Anwalt bestellt?
„Frank Summer, ich bin der Anwalt für Miss Miller", stellt er sich vor, während er die Hand nach Sam ausstreckt.
Sam schüttelt sie ein wenig erleichtert. Wir wissen beide, dass Pepper vorsichtig damit ist, wen sie ins Vertrauen zieht. Besonders wenn es um die Kinder geht. Sie sind wie Morgan für sie. Eigene Kinder.
„Angenehm, Sam Wilson."
Der Mann nickt verstehend und sieht zu Riley herüber. Meine Geliebte hat sich seit seinem Eintreten nicht mehr geregt und sitzt noch immer verkrampft auf dem Stuhl. Ihre Hände sind nach wie vor hinter dem Rücken gefesselt.
„Sie ist ähm...", versucht Sam zu erklären, doch der Mann nickt verstehend.
„Miss Potts hat mich bereits vorgewarnt, dass dies ein heikler Fall ist", offenbart er ruhig.
Sam nickt ein wenig erleichtert und tritt zur Seite. Somit macht er den Weg für den Anwalt frei, welcher sich auf den Stuhl setzt, auf dem Sam zuvor gesessen hatte. Steves zweitbester Freund lehnt sich neben dem Fenster an die Wand, weshalb er aus meinem Blickfeld verschwindet.
Ich selbst habe mich sowieso voll auf Riley konzentriert. Sollte dieser Mann doch nicht der sein, für den wir ihn halten, wird sie es uns zeigen. Hoffentlich weiß Riley, dass sie sich wenigstens auf uns beide verlassen kann.
Doch bevor der Anwalt mit Riley sprechen kann, wendet er sich Sam zu: „Das Gespräch zwischen mir und meiner Mandantin ist unter allen Umständen höchst vertraulich. Es ist nicht erlaubt, dass jemand im selben Raum ist, solange ich mit ihr über den Fall spreche. Es darf auch nicht abgehört werden."
Mit einem Blick macht er deutlich, dass er weiß, dass sich jemand hinter dem Spiegelfenster befindet. Angespannt sehe ich zurück, während mein Herz klopft wie wild. Meine Gedanken schreien, dass ich aufpassen muss, dass Riley in Sicherheit ist.
„Es ist gerade eine sehr brenzlige Situation und wir müssen sichergehen, dass ihr nichts passieren kann", bedenkt auch Sam.
Doch der Anwalt lächelt ruhig: „Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich nicht zulassen werde, dass meiner Mandantin irgendetwas passieren wird. Miss Potts hat mich über ihre Geschichte aufgeklärt und ich weiß auch, dass gerade Mister Barnes sie immer im Auge behalten will. Ich versichere Ihnen, ihr wird absolut nichts passieren, solange ich dabei bin."
Ich bemerke Sams Zögern und will ihn anschreien nicht den Raum zu verlassen. Riley ist nur dann zu wenigstens 98% sicher, wenn er dabei ist.
„Ansonsten kann ich nicht arbeiten", erklärt der Anwalt mit Nachdruck.
Mir wäre es egal, wenn er nicht arbeiten könnte. Ich würde diesen Raum nicht verlassen und Riley irgendjemand Fremden ausgesetzt lassen. Viel eher, würde ich ihm sagen, dass er dann halt Pech gehabt hätte und mich nicht los wird.
Doch Sam sieht das offenbar anders. Denn er löst sich zögerlich von der Wand und schiebt sich wieder in mein Sichtfenster. Mit angespannten Schultern sieht er zu Riley, welche noch immer mit gesenktem Kopf und regungslos auf den Stuhl sitzt.
„Na gut", gibt er leise nach und durchquert den Raum.
Fassungslos und ohne irgendetwas dagegen tun zu können, muss ich zusehen, wie er den Raum verlässt. Riley bleibt alleine mit dem Mann zurück.
Unwillkürlich muss ich an Deutschland denken. Als Zemo sich als Psychologe ausgegeben hat, um den Winter Soldier aktivieren zu können. Befürchtungen überkommen mich und lassen mein Herz immer heftiger schlagen.
Was wenn es genau dieselbe Masche ist? Wenn dieser Mann doch nicht der Anwalt ist und nur an Riley herankommen will? Was ist ein wahres Ziel?

Die Tür geht auf und ich schrecke herum. Sam steht vor mir und sieht mich entschuldigend an. Schwerer atmend und mit bebender Brust sehe ich zu ihm hoch. Meine Augen sind vor Angst aufgerissen.
„Ich habe sie gerade erst wiedergefunden. Ich will sie nicht jetzt schon wieder verlieren", wispere ich ihm zu. 

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Ich wollte euch einmal danken, für all eure lieben Kommentare!
Nur leider weiss ich nie so genau, was ich euch antworten soll. 
Aber seid euch sicher, dass sie sehr geschätzt werden ^^

LG

Alpha - New MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt