zwölf

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BIRNE

Gustav und ich sitzen auf einer Rampe mit unseren Boards neben uns. Finn versucht Kilian beizubringen, auf dem Board zu stehen und geradeaus zu fahren.

Ich persönlich bin auch nicht der Beste im Skateboard fahren, Longboards sind mir in der Regel lieber. Dennoch ist es lustig Kilian dabei zuzusehen, wie er immer wieder abkommt und flucht. Teilweise kommt ihm sogar was auf Italienisch über die Lippen.

Eigentlich wäre Mücke auch von der Partie, doch er möchte gerade für seine Schwester da sein. Mit ihr geht es zum Glück schon wieder bergauf. Es ist verdammt schön und beeindruckend was für ein zuvorkommender und verantwortungsbewusster Bruder er ist. Bei dem Gedanken wird mir sogar etwas warm.

«Alles gut bei dir?», fragt mich der Blonde neben mir.

Ich nicke. «Finde nur schade, dass Mücke nicht da ist.» Was Besseres ist mir nicht eingefallen?

Gustav senkt seinen Blick, wickelt sich einen Faden seiner zerrissenen Jeans um seinen Zeigefinger und spielt mit der oberen Zahnreihe an einem seiner Snake Bites. «Du denkst ziemlich viel an ihn, kann das sein?»

Perplex starre ich den Baum vor mir an. Tue ich das? «Ä-ähm, weiß ich jetzt nicht so genau», stammel ich.

Seine blaugrauen Augen betrachten mich ruhig. «Ich habe euch den Tag vom Konzert ein bisschen beobachtet», gibt er zu. «Ihr beide funktioniert ganz anders als wir beide, irgendwie auf einer anderen Ebene.»

Gespannt höre ich ihm dabei zu, was er als nächstes sagen könnte. «Zwischendrin habe ich mich auch gefragt an wem du wirklich Interesse hast.»

Nun schießen meine Augenbrauen in die Höhe und ich beginne am Knopf, der sich am Ärmel meiner Jeansjacke befindet, herumzufummeln.

«Der Abschiedskuss nach unserem Date», er setzt Anführungszeichen in die Luft, «hat sich schon so merkwürdig und irgendwie unnatürlich angefühlt.»

Irgendwie bin ich gerade verdammt erleichtert, dass es ihm nicht anders gegangen ist.

«Das Rummachen war ganz lustig, aber ich habe irgendwie das Gefühl, das wars halt.»

Ich nicke zustimmend und reibe mir über den Nacken. «Wenn ich ehrlich bin, war ich mir mit der ganzen Sache schon von vorneherein nicht sicher. Es hat einfach vollkommen auf dem falschen Fuß angefangen und war schon zum Scheitern verurteilt.»

Gustav lächelt und scheint erleichtert, dass ich seine Meinung teile. Schließlich hält er mir eine Hand hin. «Freunde?»

Lachend schlage ich ein. «Klingt gut.»

Wir entscheiden, zu den anderen beiden zu gehen und gemeinsam noch etwas durch die Gegend zu fahren. Als es beginnt zu tröpfeln, gehen wir getrennte Wege.

Kilian und ich sitzen auf einer Bank am Bahnsteig, während ich mir durch die Haare gehe.

Er betrachtet mich die ganze Zeit über schon skeptisch, nur habe ich bisher nicht die Energie gefunden, ihn darauf anzusprechen. «Ist alles okay bei dir?», fragt er schließlich.

«Wir haben es beendet?», eröffne ich schließlich schulterzuckend.

«Schon?», hakt er nach und hebt überrascht seine Brauen.

«Kennst du das, wenn Leute mehr als ein Jahrzehnt zusammen und verheiratet sind, drei Kinder haben und dann merken, dass sie eigentlich gar nicht zusammenpassen?» Kilian wirkt äußerst irritiert. «Wir haben das halt gleich gemerkt, dass das nichts werden kann.»

Es ist nicht zu verleugnen, dass ich betrübt bin. Irgendwie zieht es mich runter. Nicht weil ich in Gustav verliebt bin oder so etwas, sondern weil ich es wieder nicht hinbekommen habe, etwas vernünftig aufzubauen.

in case I fall for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt