fünfundzwanzig

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MÜCKE

Meine Nacht war katastrophal gewesen, um ehrlich zu sein. Es fiel mir grundsätzlich nie leicht, während Gewittern einzuschlafen. Aber dann noch in einer völlig mir fremden Umgebung zu sein, war nochmals ein ganz anderes Thema.

Es war auch nicht gerade sehr hilfreich gewesen, dass Danica als Antwort auf meine Info in unseren Familienchat, dass ich über Nacht bei Birne bleiben würde, mit einem schlechten Scherz geantwortet hatte. Zwar war ihre Antwort «benutzt Kondome» in Kroatisch verfasst – jedoch waren drei Viertel der Gruppe der Sprache mächtig. Auch wenn ich selbst derjenige war, der Birnes Nähe gesucht hatte, um mich etwas vor dem Gewitter zu verstecken, hatte Danicas Nachricht immer wieder ihre Runden durch meinen Kopf gezogen.

Birnes Zimmer war hell, während hie und da graue, schwarze sowie türkisblaue Highlights dem Zimmer ein bisschen Farbe verliehen. Ich war positiv überrascht davon, dass nicht mehr Unkraut in Birnes Zimmer wuchs, welches sich in der Nacht hätte verselbstständigen können wie Audrey in Little Shop of Horrors. Zwischen Büchern und Fotos tummelten sich die ein oder andere Pflanze auf den Regalen, welche über seinem Schreibtisch hingen.

Ich lag auf dem Rücken, während mein Blick nach oben an die Decke gerichtet war. Birne lag halb auf mir; seinen Kopf hatte er in meiner Halsbeuge vergraben, während sein Arm um meine Hüfte und seine Beine mit meinen eigenen verknotet waren. Meine Blase war voll. Ich bemerkte, dass ich langsam mal dringend aufs Klo musste. Aber irgendwie wollte ich den leise schnarchenden Birne nicht wecken. Er sah ziemlich süss aus, so wie er da schlief.

Etwas zögerlich liess ich meine Finger durch seine Haare wandern. Sehr wahrscheinlich hatte Marla ein ernstes Wort mit ihm gewechselt. Denn sie sahen ausnahmsweise mal nicht so aus, als hätte er in eine Stromleitung gefasst. Sie waren vielmehr definiert und strukturiert.

Und dann kam ich mit meinen Wurstfingern und zerstörte all den Aufwand, den er hatte.

«Birne», flüsterte ich leise, während meine Finger langsam von seinen Haaren hinunter an seinen Hals gewandert waren, «Birne geh runter von mir.»

Der Knirps mit den türkisblauen Haaren gab grummelnde Geräusche von sich. Doch anstelle sich selbst auf den Rücken zu drehen, vergrub er seinen Kopf nur noch mehr in meiner Halsbeuge.

Leise seufzte ich. «Birne», wiederholte ich streng, «Ich möchte wirklich nicht gerne in dein Bett pissen.»

Denn langsam drückte die Art und Weise, wie Birne mich im Arm hielt, ziemlich auf meine Blase. Da Birne noch immer keine Anstalten machte, sich von selbst fortzubewegen, musste ich ihn leider einen Zacken zu rabiat von mir runterschieben.

Als ich endlich neben und nicht mehr unter Birne lag, war ich überrascht, dass er nicht aufwachte. Denn er schien immer noch seelenruhig zu schlafen.

So leise wie ich nur konnte, öffnete ich die Zimmertür und schloss diese genauso lautlos hinter mir. Als ich in den Gang der Wohnung blickte, begrüsste mich Kilians musternder Blick. Er hatte Nala an der Leine, sodass ich davon ausging, dass er zu einem Rundgang mit ihr aufbrechen wollte.

«Hi», grüsste ich etwas peinlich berührt. Schliesslich stand ich unangemeldet in der Wohnung der beiden und trug Birnes Kleider. Keine Ahnung, wie das auf ihn wirkte.

«Guten Morgen?», die Art und Weise, wie Kilian mich begrüsste, liess mich darauf schliessen, dass er selbst etwas überrascht war, mich hier zu sehen. Aber in gewisser Weise war das auch verständlich. Schliesslich hatte weder ich noch Birne meine Übernachtung angekündigt.

«Gestern ist noch spät geworden?», hörte ich mich sagen. Instant biss ich mir auf die Zunge. Konnte ich nicht einfach meine Klappe halten?

Vielsagend nickte Kilian. «Habt ihr gut geschlafen?», wollte er von mir wissen.

in case I fall for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt