neunundzwanzig

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BIRNE

Belustigt und mit kleinen müden Augen sehe ich Mücke dabei zu, wie er aus dem Bett kriecht. Er hat bestimmt drei Wecker gestellt, damit wir ja nicht verschlafen und genug Zeit haben, um uns die Ausstellung in Ruhe anzusehen.

«Hör auf mich auszulachen», brummt er und schmeißt seine zusammengeknüllte Bettdecke nach mir.

«Ich lache dich nicht aus. Du bist goldig. Immerhin öffnet das Museum erst in zwei Stunden.»

Er zieht seine Augenbrauen hoch. «Aber wir wollen doch noch frühstücken, oder nicht?»

«Also wollen wir dann vorm Eingang warten, bis sie aufmachen?»

Mücke verengt seine Augen. «Wehe du bist nicht umgezogen, wenn ich wieder aus dem Bad komme.»

Am liebsten würde ich ihn ärgern und einfach so liegen bleiben, bis er wieder kommt. Allerdings bekomme ich selbst Hunger, weshalb ich beginne, mich fertig zu machen.

Wir entscheiden uns unterwegs etwas zum Frühstücken zu holen und schlendern mit unseren belegten Brötchen zwei U-Bahn-Stationen weiter. Eigentlich hätten wir umsteigen müssen. Da die Sonne allerdings durch ein paar helle Wolken am Himmel linst, haben wir uns dazu entschlossen etwas spazieren zu gehen.

Mir entgeht nicht, dass Mücke immer wieder auf sein Handy sieht. Erst dachte ich, er würde sich wahnsinnig machen wegen der Uhrzeit, doch es sind eher knappe und etwas hektische Textnachrichten, die er zu tauschen scheint.

«Schreibt dir dein Lover?», witzle ich, als wir in die U-Bahn steigen und Mücke mir mit seinem Handy vor der Nase zu einem Sitzplatz folgt.

Sein Blick ist irritiert und macht den Anschein, als hätte ich einen Hundewelpen getreten.

Er schüttelt kurz seinen Kopf. «Nur Marla.»

Die restliche U-Bahn Fahrt verläuft schweigend. Wir beobachten den Straßenverkehr außerhalb der Bahn und die Umgebung, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man mich hier ohne Handy aussetzen könnte und ich eine Weile brauchen würde, um zurückzufinden.

Von der Zielhaltestelle aus müssen wir nur noch eine Straße entlanglaufen. Hier sind neben uns und fahrenden Autos keine Menschenseele. Es verwundert mich immer wieder, dass es in Großstädten auch ruhigere Ecken gibt.

Dieses Mal ist Mücke derjenige, der die Initiative ergreift und unsere Finger miteinander verschränkt. Meine Hand fühlt sich vollständig an, obwohl ich davor überhaupt nicht das Gefühl hatte, dass mir etwas fehlen würde.

Während ich unsere ineinander verschränkten Hände betrachte, kreisen meine Gedanken um gestern. Am meisten beschäftigt mich Mückes, mehr oder weniger, Geständnis. Ich weiß immer noch nicht wie ich darauf eingehen soll. Wäre es überhaupt eine gute Idee es wieder aufzurollen?

Es gibt kaum eine freie Minute, in der ich mich nicht frage, was in Mückes Kopf so vorgeht. Wenn es ihn beschäftigen sollte, ist er ziemlich gut darin, das zu überspielen.

Wir sind eine knappe Viertelstunde nach Eröffnung da, was man auch bemerkt, denn wir scheinen aktuell die einzigen Besucher zu sein. «Zwei Mal erwachsen, bitte.» Ursprünglich wollte Mücke zur Kasse vorpreschen, doch da ich davon überzeugt bin, dass mein Hochdeutsch besser ist als seines, habe ich ihn aufgehalten.

Außerdem würde er nur auf die Idee kommen zu bezahlen und das kann ich auf keinen Fall erlauben. Immerhin habe ich ihn hierher eingeladen.

Die freundliche Dame hinter der Kasse mustert uns kurz. «Keine Schüler und über achtzehn?»

in case I fall for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt