vierundzwanzig

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BIRNE

Kilian schlurft mit seiner Sporttasche über der Schulter aus seinem Zimmer. Er runzelt die Stirn, als er von seinem Handy auf und zu mir sieht. «Was genau machst du da?»

Ich wende mich vom Boden der Dusche ab und sehe auf. «Putzen?»

Er legt seinen Kopf schief, während ich mich auf die Füße stemme und meine Knie durchstrecke, weil sie mit der Zeit wirklich wehtun.

«Wir haben doch letztes Wochenende einen Großputz gemacht», hinterfragt er meine Aktion und lehnt sich in den Türrahmen zum Badezimmer. «Wir wohnen noch gar nicht lang genug hier, um so viel Dreck zu machen.»

Seufzend streife ich mir die Putzhandschuhe von den Händen. «Ich drehe, glaube ich, durch, weil Mücke heute herkommt.»

Der Brünette schmunzelt, weshalb ich beginne, mich dämlich zu fühlen. «Du weißt, dass er nicht herumgehen und nach Dreck suchen wird?»

«Was soll ich denn sonst machen? Meine Pflanzen habe ich schon abgestaubt und alles andere in der Wohnung auch.»

«Wie wäre es mit einer Dusche und einem Schläfchen? Du siehst ziemlich fertig aus.»

«Danke», brumme ich und betrachte mich im Spiegelschrank, der über dem Waschbecken hängt. Meine Haare stehen in alle Richtungen ab, während meine Haut bleich wirkt.

«Das war keine Beleidigung, du drehst gerade nur etwas sehr durch. Die Wohnung sieht aus wie geleckt, du bist einkaufen gewesen und hast Nala versorgt. Versuchs mal mit durchatmen und runterkommen, nicht dass du später einschläfst.»

«Musst du nicht zum Training?», frage ich in der Hoffnung, ihn loszuwerden. Ich weiß, dass er sich etwas um mich sorgt und versucht mir zu helfen, doch gerade reicht es mir, wenn ich mich vor mir selbst lächerlich mache.

Er seufzt und stößt sich vom Türrahmen ab. «Nochmal für dich, ich gehe nach dem Basketball noch mit dem Team essen. Ihr seid also ungestört, wenn ich zurückkomme, melde ich mich vorher an.»

«Du bist der Beste, weißt du das?»

Kilian verdreht seine Augen. «Ihr habt sonst keinen Raum, wo ihr richtig für euch sein könnt. Tut mir einfach den gefallen und geht in dein Zimmer, falls ihr Sex haben solltet.»

Ich versteinere in meiner Bewegung, weil mich kurz Panik überkommt. Soweit habe ich überhaupt nicht gedacht. Wir sind zum ersten Mal allein bei einem von uns zuhause. Hektisch reibe ich mir übers Gesicht und schiebe Kilian aus dem Badezimmer. «Ich muss duschen», murmle ich und schließe die Tür vor seiner Nase.

«Viel Spaß heute!», ruft er noch.

Während das warme Wasser auf mich herab prasselt, geht es mir besser. Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen und weiß jetzt, dass Sex nicht im Bereich des Möglichen liegt. Es würde sich anbieten, aber ich bin einfach nicht so weit. Vielleicht kommen wir irgendwann an diesen Punkt, aber wenn nicht, dann ist es so.

Ich weiß nicht genau, wie Mücke zu mir steht. Die Nähe, die er sucht, muss absolut nichts bedeuten, obwohl ich mir nicht vorstellen kann und will, dass er mit jedem Händchen haltend durch den Tierpark schlendert.

Wenn ich daran zurückdenke, wird mir schlecht vor Freude und ich frage mich, wie er mich nicht schon längst durchschaut hat. Denn ich verhalte mich so offensichtlich, dass ich schreien könnte. Aber ich kann einfach nicht anders und ich weiß auch nicht, ob ich es überspielen möchte. Mücke soll ruhig spüren und merken, dass ich ihn mag.

Heute lasse ich meine Haare nicht einfach Luft trocknen und wende eine Methode an, die mir Marla gepredigt hat. Es wäre laut ihr nämlich eine Schande, dass ich mir keine Mühe mit meinen Locken gebe. Ob man das Locken nennen kann, weiß ich nicht ganz. Meine Haarstruktur ist irgendwas zwischen Wellen und Locken. Dies ermüdet mich die meiste Zeit, weshalb ich sie einfach machen lasse.

in case I fall for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt