einundzwanzig

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MÜCKE

«Eigentlich bin ich fast schon dankbar, dass ich umgeknickt bin», murmelte ich vor mich hin, ohne auch nur eine Sekunde von meiner Häkelarbeit aufzuschauen. Ich zählte lautlos meine Luftmaschen ab.

Birne hatte nicht sehr viel geschlafen, weswegen er den halben Vormittag auf dem Sofa den restlichen Schlaf nachgeholt hatte. In der Zwischenzeit hatte ich weitergehäkelt. Irgendwann gegen Mittag hatte ich ihn dazu gebracht aufzuwachen und gemeinsam mit mir zusammen zu Essen.

Birne, welcher in einem Ohrensessel neben der Couch sass, gab ein undefinierbares Murren von sich. «Täuschst du das ganze also nur vor?»

«Hast du gesehen wie blau und angeschwollen das Ding ist?», Augenrollend griff ich nach einem kleinen Knäuel Restwolle in meiner Tasche und warf es Birne gegen den Kopf. Mein Fuss lag auf sämtlichen Kissen, die das Chalet hergab, aufgebahrt, während ein langsam warm werdendes Kühlkissen auf dem Knöchel lag. Ich hätte gerne meine Socke anbehalten, doch Birne hatte darauf bestanden, damit die Stelle am besten gekühlt wird, ich keine anziehen soll. Auch wenn es nur ein einziger nackter Fuss war, war es mir dennoch bisschen unangenehm, dass jedermann den sehen konnte.

Schützend hob Birne die Hände in die Luft. Aus dem Mund des Jungen mit den türkisblauen Haaren kam jedoch kein Wort. Ich musterte die Position, in der Birne auf dem Ohrensessel sass. Auch mit gesundem Knöchel hätte ich mich sehr wahrscheinlich bei der Frage erwischt, ob es überhaupt bequem sein kann, so zu sitzen. Und dass, obwohl ich selbst gerne mal ziemlich verknotet irgendwo hockte.

Nun legte Birne den Kopf schief. «Bist du dir sicher, dass wir doch nicht lieber runter ins Dorf fahren sollten, damit sich ein Arzt das anschauen kann?»

Ich schloss Kopfschüttelnd meine letzte Reihe ab, ehe ich die Häkelarbeit auf die Tasche legte. «Finn hat sich das Ding ja angeschaut und meinte, dass Kühlen und Stillhalten eigentlich schon die beste Medizin ist.»

«Aber Finn arbeitet doch auch nur in der Apotheke?», Birne war etwas im Ohrensessel hin und her gerutscht, sodass er sein Kinn nun auf sein Knien abstützen konnte.

«Wenn du wüsstest, womit Menschen lieber in die Apotheke als zu einem Arzt rennen», versuchte ich die Stimmung aufzulockern. Ich erinnerte mich dabei an die Geschichte, die Finn einmal voller Horror erzählt hatte, wie ein älterer Herr noch mit der Säge halb im Arm steckend bei ihnen in der Apotheke aufgetaucht war und wollte, dass sie ihm bisschen Verbandszeugs und Pflaster dafür geben.

Zwischen Birne und mir machte sich eine Stille breit. Ich überlegte, ob ich die angefangene Decke weiterhäkeln wollte. Doch Birne hatte bereits das Wort ergriffen: «Magst du mir erzählen, warum du froh um die Verletzung bist?»

Als ich zu Birne rüber blickte, wich dieser fast schon meinem Blick aus. «Ich war nie gross ein Fan von Skifahren gewesen», gestand ich Birne, «Vermutlich ist das der Ausländer in mir, der da spricht.»

«Seid ihr mit der Familie nie gross Skifahren gegangen?», wollte Birne nun wissen. Er hatte sich inzwischen auf dem Ohrensessel so gedreht, damit seine Beine über die Armlehne baumeln konnten. Wenn er nur ein kleines Stück näher an mir dran wäre, würde ich jetzt sehr wahrscheinlich versuchen ihn an der Fusssohle zu kitzeln.

«Doch schon», erklärte ich, «Danica, also meine Schwester und auch meine Mutter sind beide total vernarrt in die Sportart. Mein Vater fährt eigentlich auch gerne Ski, schliesslich gibt's in Kroatien auch die ein oder andere Piste – nur an mir persönlich ist irgendwie die Freude an dem Sport vorbeigegangen. Skifahren war für mich einfach immer viel zu viel Aufwand.»

Ich dachte darüber nach, wie vor allem meine Mutter und Danica am liebsten die ersten Menschen auf der Piste gewesen waren, damit man am besten profitieren konnten. Wenn mein Vater alleine mit Danica und mir Skifahren ging, waren wir meist erst gegen zehn auf der Piste.

in case I fall for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt