Dreißig

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Vor 3 Monaten

Tief ein- und ausatmend, standest du vor dem Gerichtssaal. Gleich müsstest du eintreten und das Gesicht der Menschen sehen, die dir all die Jahre so viel Leid zugefügt hatten.

Vorsichtig strich dir dein Vater über den Rücken.

„Alles wird gut!", versicherte er dir. Und es war das erste Mal, dass du auch daran glaubtest.

Mit erhobenen Haupt, tratst du in den Gerichtssaal. In Begleitung deines Anwalts. Du warst nervös, hattest auch ein wenig Angst. Doch du wolltest diesen Tag endlich hinter dich bringen, also Augen zu und durch.

Der Richter hob irritiert die Augenbraue, als er feststellte dass es sich hier um eine Familienangelegenheit handelte.

Tochter gegen Elternhaus.

Während die Anklage verlesen worden ist, zitterten deine Finger leicht.

Schwere Körperverletzung, jahrelanger Missbrauch, versuchte Vergewaltigung

Gerade bei Letzterem, presste dein Vater frustriert den Kiefer zusammen. Am liebsten hätte er den Bastard höchstpersönlich umgebracht, doch das hätte dir am Ende auch nichts gebracht. Dann wärst du ganz alleine.

Da es sich um eine Geschlossene Verhandlung handelte, um das Opfer aber auch dem Ruf des Unternehmens zu schützen, durften offiziell keine weiteren Angehörigen teilnehmen.
Was du nicht mitbekamst war, dass Atsumu's Bekanntheit und seine charmante Art, die Angestellte am Empfang überreden ließ, sodass die Miyabrüder aber auch der Promoter und Personaltrainer des Nationalteams, sich mit einschleichen konnten. Sie saßen ganz hinten und wollten dir zumindest heute beistehen. Zumal sie es all die Jahre nicht konnten.

Deine Mutter wurde ins Kreuzverhör genommen. Du konntest sehen, dass sich ihre Gesichtszüge verändert hatten. Sie spielte etwas vor.

„Hori-san, sie haben ihrem Anwalt beteuert, dass sie nichts von all dem wussten. Dass ihr Ehemann all dies hinter ihrem Rücken machte. Ist das korrekt?"

Deine Augen weiteten sich, als deine Erzeugerin sich die Tränen aus den Augen presste.

„Tomoko ist mein einziges Kind. Hätte ich es gewusst, dann-"

„Also wollen sie damit sagen, dass sie all die Jahre nie etwas mitbekommen haben? Obwohl ihre Angestellten angegeben haben, dass sie jedes Mal im Haus waren, als ihre Tochter schmerzerfüllt aus dem Arbeitszimmer ihres Mannes gebrüllt hatte?"

„A-Also das.. ich war immer so in meine Arbeit vertieft, dass ich nichts um mich herum mitbekommen habe.."

„Auch nicht, als ihre Tochter lauthals nach Hilfe geschrien hat, als ihr Ehemann sich an ihr vergehen wollte?"

Sie warf dir einen Blick zu, sodass du augenblicklich zusammenzucktest. Wieso fühlte sich ihr Blick so an, als würde sie dich dafür beschuldigen.

Schnell setzte sie wieder ihren gespielt trauriges Gesicht auf.

„Euer Ehren. Bitte glauben sie mir, wenn ich sage dass ich meine Tochter liebe-"

Es klang so falsch.

„So sehr, dass sie sie mit einem fremden Mann aus Korea zwangsverheiraten wollten? Gegen ihren Willen, nur erfolgsorientiert um einen Geschäftspartner zu finden. Dabei haben sie ausdrücklich erwähnt, dass ihre Tochter nichts erben wird. Ist das die Liebe, von der sie gerade sprechen?"

Man sah deiner Mutter an, dass sie gerade ziemlich gereizt war. Eigentlich solltest du Genugtuung fühlen, doch dass dir all die Tatsachen wieder vor Augen geführt wurden, machte die Situation nicht besser.

Deine Freunde in der hintersten Reihe, hatten nur Empathie für dich übrig.

Sie hatte allmählich ihr Pokerface fallenlassen. Nun kam ihr wahres Wesen zum Vorschein.

„Ja und? Wieso sollte ich so einem missratenem Kind etwas vererben? Ich hab mir dieses Imperium alleine aufgebaut, mit ihrem unschuldigen Wesen hätte sie es nur zerstört. Sie ist es nicht wert meine Tochter zu sein. Ich hasse sie. Sie sieht aus wie er", dabei zeigte sie auf deinen Vater.

„Sie benimmt sich wie er. Als wäre sie nur sein Kind gewesen. Alles was man ihr angetan hat, hat sie verdient!"

„DAS REICHT!", nun war es der Richter, der das Wort erhob.

Emotionslos sahst du sie an. Du versuchtest deine Gefühle so gut es geht zu unterdrücken. Dein ehemaliges, jüngeres Ich, wäre wohl schon in Tränen ausgebrochen. Doch du saßt hier, in diesem Saal und blicktest unbeeindruckt in die Seelenspiegel deiner Mutter. In all den Jahren hattest du gelernt, es nicht mehr zu hinterfragen. Es war niemals deine Schuld. Sondern ihre. Auch wenn du das wusstest und nach außen, eine harte, unbrechbare Fassade zeigtest. So fühlte es sich in deinem Inneren trotzdem aufgewühlt an. Auch deine Körperhaltung verriet dich.

Aber..

Es war vorbei. Dein persönlicher Albtraum fand ein Ende.


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Huhuuu, ab dem nächsten Kapitel sind wir wieder in der Gegenwart ✌🏻

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt