Vierunddreißig

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„Weiß du Bokuto-"

„Kōtarō", irritiert blicktest du zu Bokuto, der ernster nicht sein könnte.

Erneut lächeltest du sanft in dich hinein. Vielleicht wird es doch nicht so unangenehm, wie du zuvor dachtest.

„Wie dem auch sei", kurz schmollte er, weil du gar nicht darauf eingegangen warst.

„Ich hatte dich damals.. wirklich verletzt und ehrlich gesagt, mich selbst gleich mit.. mein Leben war nicht einfach.. das rechtfertigt jedoch keinesfalls, die Gefühle anderer zu verletzten.."

„Aber du konntest doch nichts dafür..", murmelte er. Denn auch diesen Part, hatte er von Kuroo mitbekommen. Er wusste, dass du dich deinem Stiefvater nicht widersetzten konntest, auch wenn du es so sehr wolltest. Die Angst war zu präsent.

„Ich hätte gemusst.. nicht nur für dich. Vor allem, für mich!"

„Jahrelange Misshandlung.. egal ob physisch oder psychisch. So lange sich ein Opfer nicht wehrt, ändert sich nichts an dieser Situation. Und es liegt auch nicht in der Verantwortung eines 17-Jährigen Osamu's..", kurz dachtest du an das Tränenüberströmte Gesicht deines besten Freundes. Wie schuldig er sich fühlte, dass er nie zu anderen gegangen war. Auch Bokuto merkte in diesem Moment, dass dem ehemaligen Wing Spiker, deine Probleme wohl schon früher bewusst waren. Unbewusst fletschte er mit den Zähnen.

„Ich war in Tokio um meinen Abschluss zu machen, doch auch da traute ich mich nicht-", du warst bemüht nicht dieselbe Anspielung mit dem unter die Augen zu treten, zu machen.

„Ich traute mich einfach nicht.. in eure Nähe. Nachdem mir bewusst war, was für ein Leid ich dir zugefügt hatte."

„DEIN ERNST?"

Erschrocken fuhrst du zusammen. Bei der Lautstärke und der brodelnden Wut, in Bokuto's Stimme, erzittertest du für einen kurzen Moment. Als würde es ihm sofort leid tun, dich verschreckt zu haben, senkte er seinen Geräuschpegel und sprach den nächsten Satz in Zimmerlautstärke aus.

„Ja verdammt.. ich war traurig. Und nein, Akaashi musste mich nicht trösten! Falls du das denkst..", beschämt hielt er die Hand vor sein Gesicht und du wusstest ganz genau, dass Akaashi ihn definitiv getröstet haben musste.

„Aber.. es geht hier nicht um mein Leid, sondern um deins!"

„A-Aber-"

„Kein aber! Weißt du eigentlich wie verrückt ich nach dir bin und dann mitzubekommen, was du durchmachen musstest, bringt mich beinahe um den Verstand.."

Es waren nicht die Worte, die er an sich gesagt hatte, die dein Herz zum Flattern brachten. Nein. Es war eher die Tatsache, dass er meinte, dass er verrückt nach dir ist und nicht war.

Schnell schütteltest du diesen bizarren Gedanken ab. Du hattest es nicht verdient.

„Es ist vorbei, du brauchst dir keine Gedanken um so jemanden wie mich zu machen", lächeltest du sanft, doch er erkannte den Schmerz hinter diesem Lächeln und runzelte die Stirn. Vor allem wusste er nicht, was du mit dem letzten Teil deiner Aussage meinen könntest.

„Tomo-chan", sein Blick wirkte so ernst und von dem kindlichen Kapitän zu Oberschulzeiten, war kaum noch etwas zu erkennen. Dennoch blieb dasselbe Gefühl, welches er in dir entfachen konnte. Wie lodernde Flammen, sobald er dir in die Seelenspiegel sah.

„Wenn das alles nicht gewesen wäre.. wärst du dann mit mir ausgegangen?"

Huh?

Du hattest mit vielem gerechnet, aber definitiv nicht damit.

Deine Mundwinkel kräuselten sich unbewusst nach unten und ließen das Herz des Volleyballers kurz aussetzen. War das ein Nein?

„Das.. das hat doch alles keine Bedeutung mehr.."

„Für mich schon!", er klang schon fast wütend, sodass deine Finger wieder zu zittern begannen. Damit du das besser im Griff hattest, knetetest du diese sorgfältig.

„Es-Es ist besser so, glaub mir!"

„Erklärs mir bitte. Tomoko bin ich zu blöd, oder hab ich einfach falsche Signale wahrgenommen. Ich.. Ich hatte das Gefühl, dass du dieselben Gefühle hattest..", Frust spiegelte sich in seinen Augen wider.

„N-Nein.. du hast ja Recht.."

„ALSO! WAS IST ES DANN?"

Dieses mal zucktest du nicht zusammen. Du sortiertest viel zu sehr deine Gedanken und die Wörter, die du aussprechen solltest.

Verzweifelt fuhrst du dir durchs Haar. Deinen rasenden Puls, konntest du an deinem Ohr rauschen hören.

„Ich würde dir nur wehtun Kō!", der vertraute Spitzname, schoss eine wohlige Wärme in sein Inneres, doch er versuchte es zu ignorieren.

„Ich würde dir nur wehtun..", wiederholtest du, dieses mal nur leiser.

„Du hast was anderes verdient. Was Besseres! Und nicht das Bisschen.. was noch von mir übrig ist.. Du solltest weder deine Gedanken, noch deine Gefühle oder deine Zeit.. an so jemanden wie mich verschwenden.."

Kaum hattest du deine Worte ausgesprochen, die den immensen Kloß in deinem Hals nicht runterspülten und nur ein großes Loch in deinem Herzen hinterließen. Schon stand Bokuto unmittelbar vor dir, sodass du nicht mal mehr Zeit zum Blinzeln hattest..

Und schon lagen seine Lippen auf deinen.

Keuchend schnapptest du nach Luft, als er sich von dir gelöst hatte und sahst ihn mit geweiteten Augen an. Den Rotschimmer auf seinen Wangen registriertest du kaum, denn dein Gefühlskarrusell ließ dich beinahe in Ohnmacht fallen.

What's left of me - Bokuto x Reader/OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt