-Kapitel 19-

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-April-

Der Rest des Tages verlief recht unspektakulär. Wir hatten normalen Unterricht, und nach der Schule wollte ich noch kurz in die Werkstatt, um dort meine Hausaufgaben zu erledigen. Als ich die Werkstatt betrat, sah ich, dass Mei wieder an ihren Erfindungen arbeitete. Wir begrüßten uns flüchtig, und ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich war ehrlich gesagt erleichtert, dass sie da war, da ich alleine immer noch Schwierigkeiten hatte, ruhig zu bleiben. Ich konzentrierte mich auf meine Hausaufgaben, doch Meis ständige Geräusche während ihrer Arbeit an den Erfindungen machten es mir schwer, mich zu fokussieren. Selbst Kopfhörer halfen nicht, also verließ ich lieber die Werkstatt. 

Ich begab mich zurück ins Wohnheim und steuerte die Küche an, wo die Tische standen. Da seit Schulschluss bereits eine Stunde vergangen war, saßen nicht mehr viele Schüler dort, die noch an ihren Hausaufgaben arbeiteten. Izuku und Shoto saßen nebeneinander, Izuku schien Shoto gerade etwas zu erklären. Auf der gegenüberliegenden Seite saßen Eijiro und Katsuki schweigend nebeneinander. Ich setzte mich einfach neben Shoto, breitete meine Stifte, Bücher und Hefte aus und begann mit meinen Hausaufgaben. 

Hier gelang es mir für eine Weile wesentlich besser, mich zu konzentrieren. Nach etwa einer halben Stunde waren Shoto und Izuku fertig und gingen in den Gemeinschaftsraum zu einigen der anderen. Ich hingegen hatte noch einen großen Stapel Aufgaben vor mir, da ich wirklich viele Hausaufgaben hatte. Jetzt waren es nur noch Eijiro, Katsuki und Ich in der Küche. Trotz meiner Bemühungen konnte ich nicht widerstehen, hin und wieder zu Katsuki zu schauen. Wie er so ruhig und gelassen an seinen Hausaufgaben arbeitete und wie er gestern Abend mit mir gesprochen hatte, war er wie eine völlig andere Person als derjenige, den man normalerweise sah. Der Kerl mit Aggressionsproblemen und dem Hang, ständig herumzuschreien, schien gestern nicht existent zu sein. Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, was das zu bedeuten hatte. Aber ich bemerkte, dass ich wieder viel zu lange starrte, schüttelte schnell den Kopf, um mich wieder auf meine Aufgaben zu konzentrieren. 

Die Ruhe war leider nur von kurzer Dauer. Eijiro bat Katsuki, ihm bei einer Aufgabe zu helfen, und wie Katsuki nun mal ist, schrie er Eijiro schnell an. Dadurch verlor ich erneut meine Konzentration. Ich setzte meine Kopfhörer auf, und dieses Mal half es zumindest ein wenig, wenn auch nicht ganz. 

Nach weiteren fünf Minuten des Grübelns seufzte ich genervt auf, da ich mit einer Aufgabe nicht weiterkam. Eijiro und Katsuki bemerkten es und sahen mich an. "Alles in Ordnung?" fragte Eijiro schließlich. Ich nahm einen der Kopfhörer aus meinem Ohr, da ich seine Frage nicht verstanden hatte, und sah ihn an. "Entschuldigung, was hast du gesagt?" "Ich fragte, ob alles in Ordnung ist." "Oh ja, ich komme nur mit dieser Aufgabe nicht voran", antwortete ich und blickte wieder auf mein Blatt. "Können wir dir helfen?" fragte Eijiro weiter. Ich sah ihn wieder an. "Nun ja, nur wenn du den genauen Aufbau eines Motors kennst, sonst eher nicht", sagte ich leicht lachend. Er nickte leicht lächelnd, wirkte dabei aber etwas verlegen, und widmete sich wieder seinen eigenen Aufgaben. 

Weitere 15 Minuten vergingen, und Katsuki und Eijiro waren ebenfalls mit ihren Aufgaben fertig und gingen in ihre Zimmer. Ich saß noch eine Weile da und grübelte vor mich hin. Ich hatte zwischendurch einen Snack gemacht, um meine Gedanken kurz abzulenken, aber es half nicht viel. Ich saß immer noch dort, als es langsam dunkel wurde. Leider muss ich zugeben, dass ich das Hinauszögern irgendwie genoss, da ich nicht in mein Zimmer gehen wollte. Wenn ich dort schlafen würde, würden die Albträume zurückkehren. Also versuchte ich, es so weit wie möglich herauszuzögern. 

Irgendwann gegen 21 Uhr hörte ich Schritte, die in die Küche kamen. Ich war sofort auf der Hut, aber als ich sah, dass es nur Katsuki war, entspannte ich mich wieder. Er sah mich leicht verwirrt an, sagte jedoch nichts. Ich beobachtete, wie er zu den Küchenschränken ging, sich ein Glas nahm und sich Wasser einschenkte. Dann kam er zu mir an den Tisch, setzte sich und fragte "Bist du immer noch nicht mit den Hausaufgaben fertig?" Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte zu verbergen, dass ich schon längst hätte, fertig sein können. Er musterte mich skeptisch und schien zu spüren, dass etwas nicht stimmte. "Was ist wirklich los?" Ich verkrampfte mich leicht, da ich nicht wirklich darüber sprechen wollte. Er fuhr fort, bevor ich etwas sagen konnte "Du hast heute Morgen versprochen, nach Hilfe zu suchen, wenn du sie brauchst." Ich wollte gerade Einwände erheben, als er wieder sprach "Sag jetzt nicht, dass du keine Hilfe brauchst, denn das tust du." Es war, als würde er meine Gedanken lesen. Ich atmete tief durch und gab schließlich nach. "Ja, gut, ich habe das Schlafen aufgeschoben." Er sah mich verständnisvoll an, während er an seinem Wasser nippte. "Wegen der Albträume?" fragte er schließlich. "Ich habe einfach immer noch Angst, allein zu sein, und wenn ich dann schlafe, wird es nur schlimmer", rechtfertigte ich mich. Katsuki nickte und fragte nach einer Weile "Gehst du zu dem Therapeuten, den sie uns zugewiesen haben?" "Ja, aber es hilft nicht wirklich", antwortete ich leicht frustriert. "Und du? Gehst du hin?" fügte ich hinzu. "Ja, aber nach zwei Stunden habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin gegangen. Diese ganze Gefühlsduselei ist einfach nicht mein Ding." Ein kleines Lachen entkam mir, und ich erwiderte "Ja, mir eigentlich auch nicht. Frag mal Kiyoshi, der könnte ein ganzes Buch darüberschreiben." witzelte ich, was ein kleines Lachen von Katsuki hervorrief. 

Für eine Weile herrschte eine angenehme Stille, bis Katsuki wieder zu reden begann "Wenn du wirklich so große Probleme hast, alleine zu schlafen, kannst du entweder mit zu mir kommen oder wir gehen in dein Zimmer." Er bot seine Hilfe an, und meine Verwunderung war deutlich abzulesen. "Wäre das für dich in Ordnung?" fragte ich etwas unsicher. Er schüttelte den Kopf. "Nein, wäre es nicht. Aber gestern hat es gut geklappt, also denke ich, es wird auch heute funktionieren." Ich wurde wieder leicht rot bei der Erinnerung daran, wie ich heute Morgen auf seiner Brust aufgewacht war. Warum werde ich plötzlich rot? "Wenn das so ist, dann wäre es schön, bei dir zu schlafen. Danke", erwiderte ich dankbar. Katsuki nickte erneut, und ich beendete schließlich meine Hausaufgaben, während er sein Wasserglas leerte. Dann gingen wir gemeinsam in sein Zimmer. 

Was machst du mit mir ! (Bakugou x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt