Helena 01

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Ein Ruck ging durch meinen Körper und der kleine Raum begann sich langsam nach unten zu bewegen. Erst jetzt merkte ich, dass ich in einem Aufzug stand, denn die Schwärze vor meinen Augen war quälend.

Meine Arme schmerzten, doch der Mann, der mich an seine Brust zog, hatte meine Arme so verschränkt, dass ich sie keinen Zentimeter bewegen konnte. Ich spürte meinen gesamten Körper, der sich pochend vor Anspannung krampfhaft zusammenzog.

Als ich das Piepen des Aufzuges hörte, bekam ich so einen heftigen Stoß in den Rücken, dass ich mein Blut schmecken konnte. Der eiserne Geschmack breitete sich in meinem Mund aus.

Ich muss hier irgendwie weg! Das war der einzige gescheite Gedanke, den ich noch zusammenkratzen konnte. Bitte, bitte, irgendjemand wird mich doch finden? Die Polizei wird schon längst nach mir suchen, bestimmt muss ich nicht mehr lange durchhalten, nicht mehr lange, nicht mehr lange .....

Ich kratzte meine letzte Energie zusammen und versuchte meine Arme zu befreien. In einem Ruck hob ich meine Schulter an und zerrte mit allem, was ich hatte. Nichts. Die Hände des Mannes krallten sich nur noch intensiver in meinen Arm, sodass mich der Schmerz zusammenzucken ließ.

Sobald die Polizei hier ist, werden die es euch zeigen! Wollte ich ihm ins Gesicht schreien, aber es kamen nur stupfe Geräusche aus meinem Mund, die durch das Knäul abgefangen wurden. Dann wurde ich noch schwankend durch irgendwelche Gänge geführt, bis mir plötzlich die Binde vor meinen Augen gerissen wurde.

***

Noch ganz benommen vom grellen Licht und dem Schmerz, der sich durch meinen Körper schoss, drückte mich der Mann, der mir die Arme festhielt, auf einen Stuhl. Ich krallte meine pochenden Hände in die Seiten der Lehne, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Langsam legte sich der Schleier vor meinen Augen und ich erkannte die Umrisse eines Tisches, der sich vor mir erstreckte. Eine Frau im Hosenanzug und mit einem strengen Zopf saß mir gegenüber und sah mich aufdringlich an.

Der Raum war weiß gestrichen und erinnerte mich an ein Krankenhaus. Die Wachen, die mich begleitet hatten, positionierten sich vor der einzigen Tür und versperren jeglichen Ausgang. Jetzt realisierte ich erst richtig, dass es kein Entkommen gab und eine Schweißperle rollte meine verklebte Stirn runter.

„Entschuldigen sie die Herangehensweisen, eigentlich hätte es etwas ziviler ablaufen sollen", kommentierte Frau Hosenanzug, aber eher an die Männer gerichtet, die im wahrsten Sinne des Wortes wie Türsteher aussahen, als an mich.

„Sie hat sich eindrücklich geweigert mitzukommen, obwohl wir Ihr die Sachlage ausdrücklich erläutert haben. Sie ist handgreiflich geworden und es kam zu Körperverletzungen. Dieses Ergebnis war lediglich die einzige Option, unseren Auftrag ohne weitere Verletzte rechtzeitig zu erledigen," erklärte ein Türsteher Frau Hosenanzug, als wäre es völlig normal, dass eine Horde Männer in deine Wohnung stürmen, dir irgendetwas vom Heiligen erzählen und behaupten, dass man unbedingt mitkommen muss.

Ich meine, meine Mum hat mir schon als Baby zugeflüstert, mit keinem Fremden mitzugehen, der einem etwas Süßes andreht. Also habe ich mich eben gewährt und der Idiot lässt es jetzt so wirken, als wäre es meine Schuld, dass ich hier geknebelt sitze. Unfassbar!

„Dann hoffe ich mal, dass Sie, Helena Clark, aus dieser Situation gelernt haben und sich in Zukunft an die Regeln halten, wobei ich ihnen ausdrücklich versichere, dass dies ein Ausnahmefall war und wir Ihnen keinen Schaden zufügen wollen. Ganz im Gegenteil, wir hoffen nämlich auf eine Kooperation mit Ihnen."

Erläuterte mir Frau Hosenanzug im neutralen Ton und mit einem perfekten Pokergesicht. „Eine Kooperation mit Euch? Warum sollte ich? Ich habe mein Leben, meine Ausbildung und absolut kein Interesse." Wütend baute ich mich vor Frau Hosenanzug auf und ließ diese Aussage unanfechtbar stehen.

„Du kannst mich Ms. Tung nennen. Ist Helena in Ordnung?", fragte mich Frau Hosenanzug, die anscheinend doch einen Namen hatte, und ich nickte stumm.

„Wir haben dich schon seit einiger Zeit im Auge und sind uns einstimmig sicher, dass du eine eigenartige Mutation aufweist, jedoch müssen wir dieser Vermutung trotzdem erstmal nachgehen und werden deshalb einen Test mit dir durchführen." Einen Test? Spinnt die jetzt völlig? Ich bin doch kein Versuchsobjekt und ich habe auch keine Mutation. Mein Arzt sagt immer, ich sei kerngesund, also was für eine Mutation bitte und was wollen die ernsthaft von mir? HAHAH doch keine Kooperation.

***

Vor lauter Informationen und Fragen dröhnte mir der Kopf. In meinem Augenwinkel sah ich, wie Ms. Tung aufstand und ein schwarzes Objekt auf dem Schreibtisch griff. Vor lauter Nervosität hatte ich den Gegenstand gar nicht wahrgenommen. Ms. Tung hob das Objekt auf und dann sah ich es, ... sie richtete eine Waffe auf mich.

Mein Herz raste, mein Blut pochte, meine Finger zitterten. Ich konnte noch einen kurzen Moment einen Blick auf die Türsteher erhaschen, die ohne verzogene Miene das Schauspiel beobachteten, als sei es normal.

Peng.

Der Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Hektisch packte ich mit einer Hand auf die Einschussstelle, um die Blutung zu stoppen. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Mein Gesicht verkrampfte sich vor Schmerzen. Mein Atem ging flach und dann ergriff mich die Schwärze.

Ich bemerkte nur noch, wieich vom Boden aufgehoben wurde und dann zog mich der Schmerz in die Dunkelheit.

CruorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt