20| Hochzeitskleider

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Zum Glück hatten wir uns schon vorher wieder angezogen. Sofort nahmen wir Abstand zu einander ein und warteten bis die Tür geöffnet wurde. Ein etwas älterer Herr, anscheinend der Hausmeister, stand etwas verdutzt in der Tür. Plötzlich wurde er jedoch leicht zur Seite geschoben „Und ist meine Jacke noch da?", ertönte die Stimme von Valentina und sie drückte sich an ihm vorbei, um in den Saal zu kommen. Sie blieb in ihrem Schritt stehen und ihre Augen verengten sich zu zwei Schlitze. Dabei gefror mir das Blut in den Adern. Shit. Es herrschte eine unangenehme Anspannung durch die Stille. Das Herzpochen hörte ich bis in meine Ohren und in meinem Körper wurde Adrenalin freigesetzt. 

„Miss Montgomery, weshalb kommen Sie hier so hineingeplatzt?", fragte Lior in einem strengen Ton und blickte sie wütend an. Nervös spielte ich mit meiner Tasche während Valentina einige Schritte runter kam. „Ich habe meine Jacke hier vergessen. Entschuldigung, ich dachte nicht, dass noch jemand hier war. Die Tür war abgeschlossen", dabei blieb sie neben der ersten Reihe stehen und beäugte uns misstrauisch. Nach ein paar Sekunden, blickte ich zu ihr und traf auf ihre hasserfüllten Augen. Hoffentlich hielt sie ihre Klappe, aber so wie ich sie kannte würde bis morgen jeder in der Uni Bescheid wissen. Trotzdem wäre das kein Weltuntergang, da man es leicht als Professor und Studenten Gespräch abstempeln konnte. Das Blöde war nur, dass es die Aufmerksamkeit auf uns richten würde und wir noch vorsichtiger sein mussten.

„Dann holen Sie ihre Jacke", Lior war sichtlich ungeduldig und wollte sie eilig wieder aus dem Hörsaal raus haben. Valentinas Bewegungen hingegen waren wie in Slow Motion und ihr eifersüchtiger Blick verriet mir, dass sie definitiv was zwischen mir und Lior witterte.

Als sie endlich draußen war, wurde mir mal wieder klar in welcher Situation wir uns befanden. „Wir können sowas nicht mehr in der Uni machen!", sagte ich etwas aufgebracht. Lior grinste nur verschmitzt „Du siehst zu gut aus. In deiner Nähe kann ich mich kaum beherrschen", er packte seine Sachen ein und kam um den Schreibtisch herum. Gespielt boxte ich ihm gegen die Schulter „Hey, das ist mein Ernst!", doch bei ihm konnte ich mir mein Grinsen auch nicht verbergen. „Wenn die Sache mit Alexander erledigt ist, dann hat dieses Versteckspielen endlich ein Ende", Lior drückte mir einen Kuss auf die Stirn und zusammen verließen den Hörsaal. Der Gedanke an das Ende meiner Verlobung mit Alexander sollte mir Freude bereiten, doch leider verspürte ich ebenfalls Angst. Sehr große Angst. Einerseits wollte ich meinen Eltern nicht ruinieren, denn die Van der Aarts konnten das Geheimnis meiner Familie veröffentlichen und anderseits hatte ich ein unwohles Gefühl die Beziehung zu Lior bekannt zu geben. Es würden viele unangenehme Fragen auftauchen auf die ich selber wahrscheinlich keine vernünftige Antwort hatte.

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Gerade drückte mir die Mutter von Alexander das dritte Hochzeitskleid in die Hand und wie bei den vorherigen Kleidern wunderte ich mich nur, wer so etwas Hässliches kaufen würde. Ihr Geschmack war wirklich grässlich, jedoch bestand sie darauf, dass ich es wenigstens anprobieren sollte. In der Umkleide half mir eine Shop Assistentin, die still das Kleid an meine Größe anpasste. Als ich hinaus trat, um allen das Kleid zu präsentieren, sah ich mich im Spiegel an und wollte am liebsten aus dem Laden flüchten. Mir würde ein grauer Müllsack besser stehen als das. Es hatte einen super seltsamen Schnitt und glich dem was meine Uroma sicherlich zur Hochzeit trug. Gezwungen lächelte ich zu meiner Mutter, Alexs Mutter und irgendwelchen Freundinnen von ihnen. Richtig beachten schien mich jedoch niemand außer meine Mutter, welche gerade ebenso ihren Schock über die Hässlichkeit des Kleides verstecken konnte. Die Brautmoden Beraterin zog die restliche Aufmerksamkeit wieder auf mich und die Van der Aarts Seite war begeistert. Also entweder wollten sie mich schlecht aussehen lassen oder die hatten einen total Schaden.

„Wow Alba du siehst bezaubernd aus. Wenn der Alex zur Hochzeit nicht weint, dann weiß ich auch nicht", war seine Mutter hin und weg. Ich konnte noch rechtzeitig einen Augenroller stoppen, aber meine Gefühle waren wirklich am überkochen. Während sich fast alle über das bezaubernde Kleid freuten, stellte ich mir stattdessen vor wie es wäre, wenn ich mir ein Hochzeitskleid für Lior aussuchen würde. Direkt erwachten die Schmetterlinge in meinem Bauch und mein Puls erhöhte sich in einer positiven Art und Weise. Luisa und Cece wären die einzigen, die ich einladen würde zum Shoppen für die Hochzeit. Sobald diese Zeit kommen würde, waren hoffentlich alle Sorgen und Ängste um unsere Beziehung weg.

Avoiding Professor Collins (Student/Teacher Relationship)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt