Avoiding Professor Collins (Student/Teacher Relationship)

21| Der Anfang vom Ende

Es war überall. Ich war gerade eben erst aufgewacht, jedoch wurde ich endlos mit Nachrichten von Freunden und Fremden bombardiert. Scheiße. Richtig große Scheiße. Das war mir aber gestern schon klar, dass Valentina es nicht nur einer einzigen Freundin ins Ohr flüstern würde. Damit hatte ich nun allerdings nicht gerechnet. Überall all waren irgendwelche Gerüchte und Theorien über Lior und mich zu sehen. In einem hieß es sogar, dass er mein Onkel sei. Was zu Hölle war mit den Leuten los? Es war einfach nur lächerlich. Fuck. Wenn jedoch schon so welche Gerüchte auf Social Media Kanälen kursierten, dann hatten die Van der Aarts bestimmt auch schon davon mitbekommen. Und meine Eltern.

Ich vergrub mein Gesicht ins Kissen und schrie mit aller Kraft hinein. Wieso musste es auch ausgerechnet jetzt passieren? Mich machte es aber stutzig, dass meine Eltern noch nicht in mein Zimmer gestürmt sind und mir eine Standpauke hielten. Eilig machte ich mich fertig und stürmte die Treppen hinunter. Dort entdeckte ich sie im Speisezimmer aller seelenruhig ihr Frühstück essen. Ich setzte mich leise zu ihnen und debattierte, ob ich sie darauf ansprechen sollte. Nachdem ich ein paar Bisse von meinem Brötchen nahm, hatte ich genug Mut gesammelt.

„Habt ihr von den neusten Gerüchten gehört?", versuchte ich belustigt zu klingen. Ihr Blicke schossen zu mir auf und in ihren Augen spiegelten sich ebenfalls Erheiterung. „Natürlich, aber wir wussten ja, dass es nicht wahr sein kann. Die gelangweilten Leute lassen sich immer absurdere Sachen einfallen. Mach dir keine Sorgen drum", sprach meine Mutter und schlürfte ihren Cappuccino. „Leonardo und du. Also wie kommt man denn auf sowas.", fragte mein Vater rhetorisch hinter seiner Zeitung. Ich lachte übertrieben „Ja, wie seltsam", „Du kannst ihn doch gar nicht ausstehen.", amüsierte sich mein Vater, woraufhin ich sagte „Ja, stellt euch mal Li-Leonardo und mich in einer Beziehung vor", spaßte ich, um herauszufinden, wie sie reagieren würden. „Das würde in einer voll Katastrophe enden. Wenn nicht sogar den Weltuntergang für alle bedeuten", lachten meine Eltern lauthals als wäre es das Lustigste, was sie jemals gehört hatten. Wenigstens sagten sie nichts zu dem Altersunterschied, aber das lag wohl daran, dass sie selber einen hatten von 15 Jahren. Lior und mich unterschieden 12 Jahre. Das hörte sich faktisch gesehen nach viel an und der Fakt, dass er bereits einen 16 Jährigen Sohn hatte, war mind blowing. Nichtsdestotrotz passte es irgendwie zwischen uns. Ich weiß nicht wieso, aber ich liebte ihn wirklich und es war nichts im Vergleich zu den Teenie Romanzen, die ich bis jetzt hatte. Es fühlte sich richtig und vollkommen an. Als würde es was für die Ewigkeit sein....man ich hatte mich wirklich stark verändert in den letzten Monaten. Zu etwas Gutem aber.

In der Uni spürte ich die Blicke von Kommilitonen und Kommilitoninnen und hörte deren Geflüster hinter meinem Rücken. Das Gerücht war zwar die Wahrheit, jedoch mussten sie es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Vor allem nicht mit meiner geplanten Hochzeit in zwei Tagen. Kein Wunder, dass alle so investiert waren. Mit einem Schlag auf den anderen hatte sich die Hochzeit des Jahres zum Skandal des Jahres verwandelt. Mir konnte es herzlich egal sein, was Fremde über die Schein Hochzeit dachten. Solange es nicht in unserem Weg kam die Van der Aarts auffliegen zu lassen, würde ich auch kein Statement dazu abgeben.

Bevor ich meinen Sitzplatz in der Immobilienbewertungs Vorlesung einnehmen konnte, wurde ich zum Rektorat gerufen. Die lauten Gespräche der anderen wurden mit einem Mal zu geflüstertes Geläster und jedes Augenpaar im Saal begutachte meine Schritte. Mit erhobenem Haupt lief ich jedoch raus und machte mich auf dem Weg.

Dass ich zum Rektor gebeten wurde, war sicherlich kein Zufall und musste definitiv mit Lior zu tun haben. Damn. Ich musste mir schnell was einfallen lassen. Rein theoretisch war eine liebes Beziehung zwischen Professor und Studenten legal. Natürlich war es aber nicht gern gesehen und vor allem nicht an einer prestige Universität, die mit keinen Skandalen assoziiert werden wollte. Da konnte ich nur lachen. Die Sachen, die hier von verwöhnten hochnäsigen Studenten abgezogen wurden, übertrifft das der anderen um Vieles. Die meisten Vorfälle kamen nie ans Ohr der Öffentlichkeit. Dafür wurde mehr als genügend bezahlt. Dabei sind Lior und ich noch das kleinste Übel.