Kapitel 1

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[Avicii - Wake me up]

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Hannah's Pov

Jener besagter Bruder hat mich heute auf diese Strandparty mitgeschleppt und ist jetzt verschwunden. Toll oder? Wir sind gerade mal drei Stunden auf der Insel, und schon sitze ich an einer Bar und langweile mich. "Einmal Tequila Sunrise, bitte."
Nachdem der Barkeeper mir zugenickt hat, mischt er mein Getränk zusammen. Ich beobachte ihn dabei, aber nur für einen Augenblick. Dann wende ich mich ab und sehe mir die tanzenden und lachenden Menschen um mich herum an. Sie genießen die Party und sehen so befreit aus. Ich leg den Kopf minimal zur Seite und wünsche mir augenblicklich, genauso zu empfinden, was aber zurzeit einfach nicht möglich ist. Das hat mein Bruder wohl auch gemerkt, weshalb er wahrscheinlich dachte, es wäre eine gute Idee, mich mitzunehmen. Und dann einfach stehen lassen? Nein, definitiv keine gute Idee, Brüderchen.

Als mir mein Cocktail fertig hingestellt wird, lege ich das Geld zum Bezahlen auf den Tresen und stehe auf. Ich trinke einen Schluck, schlendere durch den Sand, der sich über meine Füße ausbreitet, da ich nur Flip Flops trage. Stelle mir die Frage, wie Menschen es schaffen, sich durch Alkohol zu betäuben. Ihre Gefühle zu betäuben. Bei mir ist das nämlich so, dass ich dadurch eigentlich nur alles stärker fühle. Am besten hätte ich den Cocktail erst gar nicht bestellen sollen, da denke ich nur wieder zu viel über alles nach. Wie gerade eben, ich denke darüber nach, wie meine Zukunft aussehen wird und augenblicklich wird mir schlecht.
Aber keine Sekunde später stößt jemand gegen mich und ich verschütte blöderweise etwas von der Flüssigkeit meines Getränks und meine Gedanken werden frei. "Verdammt", fluche ich und sehe an meinem feuchten Kleid herunter. "Oh man, tut mir leid", wird mir zugeflüstert, wobei ich mir fest sicher bin, dass es kein Geflüster war - nur da die Musik hier so laut ist, kommt es gedämpft rüber.
Nach einem kurzen Moment sehe ich endlich nach oben und in tiefbraune Augen, die von den Partylichtern erfüllt werden. Bei genauerem Ansehen fällt mir auf, dass der Typ vor mir ziemlich gut aussieht, aber den Gedanken verpacke ich gleich wieder im Hintersten meines Gehirns. Den kann ich mir gerade nicht leisten. Darf in mir nicht leisten.

"Ich habe dich nicht gesehen", murmelt der braunhaarige Junge, der ungefähr im Alter meines Bruders sein müsste, und lehnt sich ein wenig nach vorne, damit ich ihn besser verstehen kann. "Schon okay. Kann passieren". Ich versuche ihn wirklich nicht anzuschreien, aber hier ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Er merkt das natürlich und als er sich erneut weiter vorlehnt, macht er bei meinem Ohr halt. "Maxi, hey", stellt er sich vor und reicht mir dann auch seine Hand. Bevor ich ihm aber meine in seine lege, beuge ich mich auch ein Stück vor, damit er mich besser hören kann, und stelle mich ebenfalls vor.

"Hannah".

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt