[Katy Perry - Rise]
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Hannah's Pov
Bin ich eigentlich noch ganz bei Trost? Ja, ich wollte Maxi so etwas Ähnliches eintrichtern, damit er nicht herausfindet, dass meine Familie reich ist. Aber Geldprobleme? Verdammt, Hannah, bist du tief gesunken. Er wird mich so hassen. Fuck, fuck, fuck.
Ich hätte auch einfach sagen können, dass alles in Ordnung ist, ich Vollidiot. Jetzt ist es sowieso schon zu spät, er sieht mich mit vollem Mitleid an. Da kann ich mich nicht mehr herausreden, verdammte Scheiße.🎹
Es sind vier Tage vergangen, seit ich Maxi ins Gesicht gelogen habe. Mal wieder. Ich versuche geradezu nicht daran zu denken. Wir können eine einfache Freundschaft aufbauen, er darf einfach nur nie erfahren, was ich getan habe. Oder, ich könnte ihm einfach aus dem Weg gehen. Ihn ignorieren. Aber wenn ich daran denke, wie er mich angesehen hat, gefriert mir das Blut in den Adern. Er hatte eindeutig Mitleid mit mir und hat mir auf jeden Fall geglaubt. Ich weiß, ich habe es verbockt, aber es gibt schlimmere Dinge, die ich getan haben könnte. Ich muss mir den Kopf nicht darüber zerbrechen, er wird es ganz einfach nie erfahren. Wir sind noch ein paar Wochen zusammen auf dieser Insel. Was soll's? Und dann? Dann sehen wir uns sowieso nie wieder, wir wohnen immerhin zu weit auseinander.
Meine Mutter hat nochmal versucht, mit mir zu reden. Ich habe ihr versichert, dass ich mit ihr reden werde, nur jetzt noch nicht. Ich brauche Zeit und die gibt sie mir erstaunlicherweise.
Meinem Vater gehe ich aus dem Weg, wie könnte ich auch nicht. Er macht das Gleiche, sieht mich nicht mal an, was mich nicht stößt. Hat zu meiner Überraschung, die paar Tage nicht versucht mich umzustimmen. Keine Ahnung, was vorgefallen ist, aber beide scheinen mich fürs Erste, in Ruhe zu lassen. Angenehm. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich mich zurücklehnen und entspannen kann. Denn irgendwann platzt die Bombe womöglich.Und zwar jetzt. Leider muss ich heute mit zu einem Geschäftsessen meiner Eltern und ich weiß jetzt schon, dass es schlimm werden wird. Fragt mich nicht, wie, aber mein Vater hat das irgendwie eingefädelt. Wie er es bei allen anderen Sachen auch tut. Es wird nämlich darüber geredet, wie es mit den Firmen -ja, Mehrzahl- weitergehen soll. Weitergehen, im Sinne meiner Übernahme. Ich freue mich überhaupt nicht, aber habe ich eine Wahl? Nein.
Überall in Filmen, Serien und Büchern, und wo weiß ich noch, wird immer davon gebrabbelt, dass man immer eine Wahl hat, das trifft wohl nicht auf meinen Fall zu.
Ich bin wenigstens froh, dass mein Bruder mitkommt, ohne ihn würde ich es nicht aushalten. Zudem, dass ich wahrscheinlich gar kein Mitspracherecht haben werde und alle über meinen Kopf hinweg reden und irgendwelche Entscheidungen treffen werden, von denen ich sowieso noch keine Ahnung habe, was sie bedeuten. Und ich werde so eine wunderschöne Überraschung bekommen, wenn sie mir mein Vater irgendwann genauer erklären wird.
Von der Tatsache, dass dieses Geschäftsessen während eines Urlaubs stattfindet, reden wir erst gar nicht.Mit meinem blauen Seidenkleid, das mir bis zu den Füßen reicht, stehe ich nun vor dem Spiegel und sehe mich von oben bis unten an. Ich zupfe alles zurecht. Frage mich, warum ich? Warum muss ich mir das alles antun, wieso versteht niemand, dass ich das alles nicht will? Ich will einfach nur mein Leben leben. Wer weiß, was kommt. Vielleicht will ich auch studieren oder mir eine andere Arbeit suchen und mir mein eigenes Geld einholen. Aber ich durfte nicht einmal entscheiden, was ich nach meinem Schulabschluss machen will. Wie gesagt, vielleicht wollte ich ja studieren, aber nein, ich musste sofort ein Praktikum in der Firma meiner Eltern beginnen.
Tief ausatmend drehe ich mich um, schnappe mir meinen kurzen weißen Cardigan und meine Tasche. Gehe damit aus dem Zimmer und weiter in die Küche zum Esstisch. Dort sehe ich schon Nick sitzen und er tippt irgendwas auf seinem Handy.
"Hast du genauso viel Bock wie ich?", frage ich an ihn gewandt und er wendet seinen Kopf zu mir. Natürlich hört er die Ironie in meiner Stimme und sieht mich mitfühlend an. Das kann er sich aber sparen, darauf habe ich keine Lust.
"Schau nicht so, ich bin es leid, dass mich jeder als Schwächling sieht", zische ich. Von einer Sekunde auf die andere verändert sich sein Blick. Er sieht mich ernst an. "Hannah, so habe ich das gar nicht gemeint. Ich fühle nur mit dir", erwidert er und ich hebe meine Augenbraue, frage ihn somit still, ob das stimmt. Er gibt mir eine Antwort mit einem Nicken, und ich glaube ihm, warum auch nicht. Ich weiß ja sowieso, dass er sich nur Sorgen macht. Der Tag macht mich einfach verrückt.
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Zwischen Herz und Verstand
FanfictionHannah verbringt diesen Sommer erneut mit ihrer Familie in ihrem Ferienhaus auf einer griechischen Insel. Da sie seit ihrer Kindheit jeden Sommer hier verbracht hat, gibt es nichts Neues, was sie erleben kann. Doch wie das Schicksal es so will, lern...