[Miley Cyrus - The Climb]
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Hannah's Pov
Endlich kann ich dieses nervige Kleid ausziehen. Meine Schuhe abstreifen, die Tasche und das Make-up loswerden. Als ich auf meinem Bett Platz nehme, muss ich mir meine Füße massieren, anders halte ich den Schmerz sonst nicht mehr aus.
Es war super anstrengend, den anderen noch ins Gesicht zu sehen. Damit meine ich eigentlich meinen Eltern. Wobei es generell schwer war, noch zuzuhören. Nachdem ich wieder zurück im Konferenzraum war, hatte ich das Gefühl zu ersticken. Unter Lügen. Ich meinte doch: Mich würden noch Überraschungen erwarten. Nur dachte ich, sie nicht sofort zu erhalten.
Keiner der Mitarbeiter und Partner meiner Eltern wusste, dass ich nicht freiwillig ins Unternehmen einsteigen werde. Somit wurde ihnen eingerichtet, dass ich es gerne machen würde, obwohl das nicht der Fall ist. Sie wurde angelogen. Und was macht das bitte für einen Arbeitgeber und Geschäftspartner aus?
Habe ich jetzt irgendetwas von dem, was gesagt wurde, außer, dass ich so früh wie möglich übernehmen soll, verstanden? Nein. Will ich es verstehen? Nochmal nein. Mich interessiert es nicht und das wird sich auch nicht ändern. Denke ichSeufzend lasse ich mich zurückfallen und im selben Moment wird die Tür aufgerissen.
"Wir müssen reden." Nick ist dabei, die Tür zu schließen, und mit Mühe hieve ich mich wieder auf. Er klingt ernst. "Was ist los?", will ich wissen und er nimmt neben mir Platz. "Mum und Dad streiten sich immer häufiger", klärt er mich auch. Auch wenn ich zurzeit kein schönes Verhältnis zu meinen Eltern habe, besonders zu meinem Vater, heißt das nicht, dass ich mir keine Sorgen mache. Weshalb ich nicht verhindern kann, dass sich meine Muskeln anspannen und ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bekomme.
"Wieso?", höre ich mich mit einer Piepsstimme fragen. Ich merke, wie er nach den richtigen Worten sucht. Ich kann ihn nur weiterhin fragend und leicht nervös ansehen.
"Deinetwegen", wirft er mir vor und ich bin überrascht. Runzle meine Stirn und ziehe die Augenbrauen zusammen. Wieso sollten meine Eltern meinetwegen in einem Konflikt stehen? Bin ich nicht diejenige, die immer mit ihnen streitet? Die immer diskutiert? Sind sie nicht die beiden, die sich gegen mich gewendet haben? Zusammen. Also warum sollten sie jetzt streiten, wenn sie sich doch immer so einig waren.
Niklas bemerkte, dass ich ihn nicht ganz verstand, und räusperte sich erstmal, bevor er weiter spricht. "Ich habe letztens mitbekommen, wie Mum eingesehen hat, dass sie dir mit diesem Druck nicht das Leben leichter machen. Und Vater war wieder mal dagegen." Natürlich.
"Und gerade eben sah es so aus, als würden sie im Garten wieder streiten. Ich habe sie nicht gehört, aber es war kein schöner Anblick", meint er und ich sehe ihn verwundert an.
"Mum wollte mit mir reden...aber ich war noch nicht bereit", gebe ich zu, sehe aber, Gott sei Dank, nur Verständnis und keine Vorurteile in Nicks Augen.
"Ich glaube, sie steht auf deiner Seite, Hanni." Da wäre ich mir nicht so sicher. "Dann hätte sie doch heute etwas gesagt", meine ich. "Die verdammten Mitarbeiter und anderen Geschäftsleute denken, ich würde nichts lieber machen, als die Arbeit zu übernehmen, die mir bevorsteht."
Nick sieht nachdenklich aus. Sein Blick schweift immer mal wieder zum Fenster und wieder zurück zu mir. "Vielleicht-
Er bricht ab, setzt dann aber wieder an. "Vielleicht will sie zuerst Papa überreden, bevor irgendwas entschieden wird. Du weißt, dass sie nicht so viel Mitspracherecht in der Firma hat", spricht Nick aus, was er denkt. Aber ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe meine Eltern noch nicht streiten sehen, daher weiß ich nicht, was ich glauben soll. Aber meinem Bruder kann ich vertrauen. Es gibt keinen Grund, warum er mir unnötig Hoffnungen machen würde.Niklas hat mir noch geraten, mit Mum zu sprechen, bevor er aus meinem Zimmer verschwunden ist. Aber ich weiß noch immer nicht ganz, ob ich dafür bereit bin. Ja, wir könnten so einiges klären, aber was ist, wenn wir erneut in einen Konflikt geraten? Was ist, wenn sie sich entschuldigt, aber es nicht ernst meint. Ich würde mich zu gerne wieder mit meinen Eltern verstehen, keine Frage. Aber ich muss mich da Schritt für Schritt heranwagen. Sie haben mich verletzt und das soll auf keinen Fall wieder passieren.
Ich war enttäuscht. Bin enttäuscht. Ich fühle mich wie in ein schwarzes Loch gezogen, seit ich von ihren Forderungen erfahren habe. Ich will mich nicht mehr so fühlen. Sollte ich vielleicht wirklich mit meiner Mutter reden? Würde es wohlmöglich etwas ändern?Aber eins muss noch gesagt sein, hier geht es nicht nur um die Arbeit. Ich weiß, ich habe gemeint, ich würde niemals dort arbeiten, wo meine Eltern es tun. Aber ehrlich gesagt, würde ich bestimmte Bereiche vielleicht doch übernehmen, nur jetzt noch nicht und nicht unter diesem verdammten Druck.
Es geht auch um die beschissene Verlobung. Wie kann man seinem Kind sowas auftischen? Mir ist bewusst, dass es in einigen Ländern so zu geht. Das dort arrangierte Verlobungen und Hochzeiten nicht wegzudenken sind, aber warum hier? Wir sind eine Familie aus Deutschland. Meine sowohl auch Philips. Dort ist eine Zwangsheirat verboten.
Bei soviel Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, muss ich aufstöhnen und bin in Versuchung, mein Kissen zu schnappen und da rein zu brüllen.
Aber ich tue es nicht.
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Zwischen Herz und Verstand
FanficHannah verbringt diesen Sommer erneut mit ihrer Familie in ihrem Ferienhaus auf einer griechischen Insel. Da sie seit ihrer Kindheit jeden Sommer hier verbracht hat, gibt es nichts Neues, was sie erleben kann. Doch wie das Schicksal es so will, lern...