Kapitel 17

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[Nico & Vinz - Am I Wrong]

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Hannah's Pov

Ich bin ehrlich, ich genieße Maxis Nähe, auch wenn sie mich ein klein wenig zu sehr nervös macht. Trotzdem kann ich nichts dagegen tun, mich an ihn zu lehnen. Er hat mich noch enger an sich gezogen, als am Anfang, welcher erstmal holprig war. Wir wussten nicht so ganz was wir machen sollten. Haben uns aber schnell eingekriegt. Vanessa schießt fleißig Fotos und ich möchte nicht, dass der Moment so schnell endet. Erhoffe mir auch, das ein oder andere Foto zu bekommen.
Der Moment geht doch schneller vorbei, als gedacht. Plötzlich springt jeder der Kerle zu uns und umkreisen Maxi und mich erneut. Stehen nun wieder für ein Gruppenfoto vor Nessi. Ich sehe kurz an mir herunter, um den Augenblick sacken zu lassen. Mein rasendes Herz zu beruhigen.
Ich trage kurze hellblaue Shorts und ein schlichtes weißes T-Shirt dazu, das ich vorne ein wenig in die Hose gekrempelt habe. An den Füßen trage ich weiße, schon abgenutzte Nikes. Um meinen Hals hängen zwei goldene Ketten, die ich mal von Nick zum Geburtstag bekommen habe.
Sobald ich merke, dass sich einige wieder losreißen und voneinander weggehen, blicke ich auf. Tue dasselbe und werde sofort in ein Gespräch zwischen Leon und Juli gezogen.
"Jetzt musst du uns noch deine Meinung sagen, Hannilein." Leon wendet sich zu mir und Juli sieht mich von der Seite an. Ist es zu früh, sich wohl in dieser Freundesgruppe zu fühlen?
"Was willst du wissen, Bandenführer?" Als ich ihn erneut so nenne, sieht er mich nur schief an und ich muss grinsen. Leon rückt ein Stück näher und legt mir seinen Arm um die Schultern, wendet uns zu Juli. "Unser Verteidiger vermutet, hier lauern Gespenster und verlorene Seelen..." Leon bricht ab, dreht uns in Richtung der Ruinen und macht mit seiner freien Hand eine umrundete Bewegung, bevor er wieder weiter redet. "Und ich glaube das nicht. Was sagst du dazu?"
Ich sehe mich um, stelle mir vor, wie eine Art Leben durch die Akropolis wandert und bin augenblicklich auf Julis Seite. "Verlorene Seelen, definitiv", gebe ich schließlich von mir und Leons Arm fällt empört von meinen Schultern. "Schlägst du dich ernsthaft auf seine Seite?" Der Anführer der wilden Kerle sieht mich gespielt enttäuscht und erschüttert an und ich kann nur in mich hinein lachen. "Hey, was soll das heißen?", kommt es von Juli. Während die zwei in sowas wie eine Diskussion fallen, natürlich nur aus Spaß, spüre ich wie mein Handy in der hinteren Hosentasche vibriert. Ich ziehe es heraus und denke, dass es mein Bruder ist. Aber ich habe mich getäuscht. Vanessa hat mich zu dem Gruppenchat der wilden Kerle hinzugefügt. Und alle Fotos, die sie gemacht hat, hat sie auch schon in den Chat geschickt. Auf der Stelle wende ich meinen Blick zu ihr und fühle mich noch einen Schritt weiter in ihrer Freundschaft. Mir wird warm ums Herz, obwohl das keine große Geste war, empfinde ich so. Ich sehe Vanessa lächelnd an, aber sie scheint zu vertieft in ihrem Handy zu sein. Dass sie mich hinzugefügt hat, scheint das natürlichste und gewöhnlichste für sie zu sein. Aber sie weiß gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Um ehrlich zu sein, ziemlich viel.
Erneut beginnt mein Handy zu vibrieren. Leon und Juli scheinen zwar nicht mehr spaßeshalber zu diskutieren, aber in ein normales Gespräch vertieft zu sein. Ich sehe hinunter in meine Hand und entziffere die angekommene Nachricht. Maxi hat mir geschrieben, wahrscheinlich hat er gemerkt, dass ich am Handy bin. Er will wissen, ob wir uns kurz von den anderen abschirmen und reden können. Ich glaube zu wissen, was jetzt kommt. Mein Geständnis über die Geldprobleme meiner Eltern. Die Probleme, die es gar nicht gibt.
Ich sehe erneut von meinem Handy auf und suche mit meinem Blick Maxi. Als ich bemerke, dass er schon zu mir sieht, stockt mir der Atem. Mein Herz setzt für eine Sekunde aus und ich habe das Verlangen, nie wieder von ihm wegsehen zu müssen. Er hebt kurz sein Handy, welches er in der Hand hält, um mir zu signalisieren, ihm eine Antwort zu geben. Ich nicke daraufhin nur und gehe dann zu ihm.

Maxi und ich sind einige Meter abseits gegangen, so wie wir es schon einige Male zuvor gemacht haben. Irgendwie landen wir öfter irgendwo zu zweit. Und ich habe nichts daran auszusetzen. Mit ihm alleine Zeit zu verbringen, ist wie, als würde ich endlich mal atmen können. Als wäre ich frei. Frei von allen Sorgen und Problemen.

Maxi's Pov

Ich wollte Hannah eigentlich nur wegbringen. Von ihm. Leon.
Was ist nur los mit mir? So kenne ich mich überhaupt nicht. Eifersüchtig. Eifersüchtig auf meinen Kumpel sein, geht's noch? Er hat doch selbst eine Freundin. Dieses Gefühl ist definitiv nicht schön. Ich muss mich zusammenreißen. Wer weiß, ob Hannah überhaupt etwas von mir wollen würde.
Ich schüttel erstmal meine Gedanken ab. Jetzt ist sie ja bei mir und nur das zählt. Ja, jetzt ist sie bei mir und was soll ich mit ihr reden? Zuerst nachdenken wäre von Vorteil gewesen.
"Was gibt's?" Hannah reißt mich aus meinen Gedanken. Scheint wohl, als wäre ich mal wieder abgedriftet. Als ich zu ihr hinunterblicke, kann ich erkennen, wie sie an ihrer Lippe nagt. Ist sie nervös? "Hast du Lust, mit uns morgen Bowling spielen zu gehen?" Was sag ich da? Es war nie ausgemacht Bowling spielen zu gehen. Wie überrede ich jetzt die anderen davon? Ach, die werden schon mitmachen.
Hannah sieht mich schief von der Seite an, etwas verwirrt. "Deswegen hast du mich alleine sprechen wollen?" Ich nicke und sie sieht gleichzeitig erleichtert und trotzdem noch entgeistert aus. Was dachte sie, was ich sie frage?
"Gerne würde ich mitkommen", erwidert Hannah und augenblicklich muss ich grinsen.

⚽️

"Du willst morgen Bowling spielen gehen?" Das habe ich doch gerade gesagt. Nachdem wir wieder auf dem Weg zurück nach unten und zurück zu unseren Ferienhäusern waren und uns von Hannah verabschiedet haben, habe ich überlegt, wie ich die Jungs und Nessi am besten überreden kann, mit Bowling spielen zu kommen. Jetzt sitzen wir im Garten, manche noch am Abendessen, andere am Tischtennis spielen (wir haben einen Tischtennistisch in einer Ecke des Gartens gefunden und aufgestellt) und ich hab die Frage platzen lassen.
"Bin dabei." Ich drehe mich auf dem Stuhl um und sehe zu Marlon, der mit Joschka, Markus und Juli im Gras steht und den Tischtennisball gerade Markus zuschießt. "Könnte lustig werden", kommt es nochmal von Marlon und als er zu mir blickt, weiß ich, dass er weiß, was ich vorhabe.
"Marlon hat recht, ich komme auch mit", meint Joschka und passt weiter zu seinem Bruder Juli. Nach Joschkas Aussage ist auch klarerweise sein bester Freund Raban dabei und danach sagen auch alle anderen zu.

Nach einer angenehmen kalten Dusche habe ich mich ins Bett geschmissen und starre meinen Handy-Bildschirm an. Ich bin am grübeln, ob ich Hannah etwas schreiben soll. Sowas wie: Wie fandest du es heute? oder Ich freue mich auf morgen. Was sie wohl gerade macht? Würde ich sie stören?
Immer wieder höre ich die Jungs draußen quatschen, manchmal ziemlich laut, da schränken Marlon und Vanessa sie wieder ein und mir schleicht ein Lächeln auf die Lippen. Konzentriere mich aber gleich wieder auf mein Handy. Was solls?

Hat es dir heute gefallen? Ich freue mich auf morgen :)

Ich starre noch ein paar Minuten den Chat an und drücke dann auf den Ausschaltknopf und der Bildschirm wird schwarz. Ich will das Handy auf den Nachttisch neben mich legen, als es aufblinkt.

ja, es war super. danke dass ihr mich mitgenommen habt :) & natürlich freue ich mich auch auf morgen.

Ich lese ihre Nachricht immer und immer wieder. Ich kann nicht aufhören, die Zeilen zu überfliegen. Und das Lächeln, das sich auf meine Lippen abgesetzt hat, bekomme ich auch nicht mehr weg. Ich schreibe ihr zurück, dass es mich freut, dass es ihr gefallen hat und daraufhin kommt gleich eine weitere Nachricht von ihr. Wir schreiben hin und her, das ungefähr eine halbe Stunde lang, bis sie sich entschuldigt, dass sie nicht länger schreiben kann. Warum, hat sie nicht verraten, aber das macht nichts.
Ich lege diesmal wirklich mein Handy beiseite, drehe mich auf meinen Rücken und verschränke die Arme hinter meinem Kopf. Lasse den heutigen Tag nochmal durch meinen Kopf gehen und sehe dabei zur Decke nach oben. Es ist zwar dunkel, aber leichtes Licht strahlt von draußen hinein, sodass ich doch etwas vom Zimmer erkennen kann.
Ich höre noch irgendjemanden hineinkommen, will aber meine Augen nicht mehr aufmachen, die ich nach einer Zeit geschlossen hatte, um nachzusehen, wer es ist.

Zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt