Rettung in letzter Sekunde

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Alle Augenpaare lagen auf mir und ich bahnte mir einen Weg durch alle Schüler zu meinem Klassenraum. Als ich den Raum betrat schossen alle Köpfe in meine Richtung. ,,Was ist denn heute los?" sagte die Stimme in meinem Kopf. Ich wurde nervös und setzte mich auf meinen Platz. Ich zog meine Kapuze über den Kopf und vertiefte mich in meine Bücher.

Hinter mir hörte ich ein Gemurmel. ,,Wie kann sie sowas nur tun. Das hätte ich nie von ihr erwartet."

Ich drehte mich um und in mein Gesicht blickten zwei Mädchen, die sofort ihren Blick in eine andere Richtung schwenken ließen. ,,Könnt ihr mir mal bitte verraten was los ist. Was habe ich denn bitte so schlimmes getan, dass jeder über mich redet?" fragte ich die Zwei. ,,Tu nicht so auf scheinheilig. Du wirst es doch wohl am Besten, wie falsch du eigentlich bist." fauchte die Rothaarige in meine Richtung.

Mit der unhöflichen Antwort hatte ich nicht gerechnet, diese musste ich dann erst mal runter schlucken. Verwirrt wendete ich mich wieder nach vorne an die Tafel. Die Stunde zog sich wie Kaugummi und ich wollte einfach nur noch so schnell wie möglich raus. Es klingelte dann endlich. Ich stürmte aus dem Klassenzimmer und spürte die Blicke der anderen, die sich in meinen Rücken bohrten.

Meine Füße trugen mich in das nahegelegene Mädchen Wc. Dort schloss ich mich erst mal ein und atmete tief durch. ,,Ich verstehe echt gar nichts mehr, was habe ich denn bitte getan?"
Ich dachte die ganze Zeit daran was Lia mir heute morgen erzählt hatte. An der ganzen Sache war nur Mia Schuld. Wütend trat ich aus dem Wc und steuerte auf den Pausenhof zu. Mia verbrachte auf dem Hof immer ihre freien Stunden und saß dort mit den ,,coolen Jungs" zusammen.

Ich sah mich draußen um, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Ich wollte umdrehen, doch  stieß gegen eine harte Brust. Mein Kopf schoss nach oben und ich erblickte Noah. Das war einer aus der Jungs Gruppe, mit dem Mia abhing.

,,Na?" ,,Lass mich durch", sagte ich so leise, dass man es fast nicht hörte. ,,Hey, hab keine Angst Kleine. Wir reden nur ein bisschen."

Noah machte mir Angst. Er legte seinen Arm um mich und flüsterte mir in mein Ohr:,,Wir klären jetzt die ganze Geschichte." ,,Wirklich, ich weiß nicht wovon du redest." Er lachte auf und erwiderte:,,Das würde ich jetzt an deiner Stelle auch sagen. Süße, versteh doch dein unschuldiges Getue bringt dich jetzt nicht weit. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du es anscheinend sehr lustig findest, Mia ihren Freund auszuspannen."

,,Was?!" Ich war geschockt. ,,Ich? Wer erzählt so einen Mist. Das würde ich niemals tun!"
Die anderen Schüler wurden auf uns aufmerksam und sahen gespannt zu. Noah packte mich dann grob an den Haaren und sah mir tief in die Augen und sagte:,,Dalia, ich will nicht wütend werden, also gib einfach vor allen zu was für eine Bitch du bist."

Ich war so überfordert und brachte nichts aus meinem Mund. Er schubste mich fest von sich. Ich konnte mich gerade noch so auf den Beinen halten. ,,Mia hat erzählt das du ihr verbietest mit Aiden auszugehen und du sollst ihr auch gedroht haben." rief mir Noah zu und lockte so noch mehr Schüler an.

Sie bildeten um uns einen Kreis und zogen bei seinen Worten die Luft ein. Mein Mund klappte auf. ,,Die Alte spinnt doch, warum sollte ich so Etwas tun? Aiden hatte kein Interesse an ihr und hat selber gesagt, sie soll ihn in Ruhe lassen." fauchte ich ihm entgegen. Ich bekam gleich noch mehr Angst, als Noah auf mich zukam und mich am Arm packte.

Keiner setzte sich für mich ein. Alle beobachteten neugierig das Geschehen und warteten darauf was passieren würde. Der Typ war zwei Köpfe größer als ich und hatte mich von der ersten Sekunde an schon ordentlich eingeschüchtert. Gerade als er mir wieder Etwas zu flüstern wollte, hörte ich eine bekannte Stimme rufen:,,Noah lass sie los, oder du kannst gleich nicht mehr laufen!"

Es war Aiden. Als meine Augen auf seine trafen, machte sich Erleichterung in mir breit. Lia, Tyler und Caleb standen hinter ihm. ,,Ah Aiden, wir haben gerade von dir gesprochen. Also nicht nur von dir, nicht das du dir darauf jetzt noch was einbildest", sagte Noah mit einem frechen Grinsen im Gesicht.

,,Lass sie los!" Der Typ der mich immer noch fest hielt antworte darauf nur:,,Warum denn? Eines muss ich dir lassen, eine schöne beste Freundin hast du da. Kann ich sie mir mal ausleihen?" Aiden ballte seine Hände zu Fäusten und gab Tyler seinen Schulranzen in die Hand, bevor er meinte:,,Halt den mal für mich."

Noah lies mich nun los und ballte ebenfalls seine Hände zu Fäusten. ,,Jungs hört auf", meinte ich mit einem Blick zu Aiden. Dieser ignorierte mich und stürzte sich auf Noah.

Sie prügelten aufeinander ein. Die Schüler die gespannt zu sahen, feuerten die Beiden an. Ich wurde sauer und versuchte die aufeinander sitzenden Jungs zu trennen. Für diese dumme Aktion bekam ich einen Schlag ab. Aiden sah mich geschockt an und sagte:,,Scheiße Dal, ist alles gu—." Weiter kam er nicht, da ihn Noah erneut auf den Boden drückte und auf ihn einschlug.

Endlich griffen Tyler und Caleb ein.
Zu Zweit gelang es ihnen aber nicht die verrückt gewordenen Jungs voneinander zu lösen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden unsere Lehrer darauf aufmerksam und konnten die Schlägerei endlich beenden.

,,Was ist in euch gefahren?" fragte uns der Schulleiter. Wir alle mussten in das Büro und konnten die ganze Situation erklären. Noah bekam eine Verwarnung, Aiden kam mit ein paar Stunden Nachsitzen davon und mir ist sowieso nichts vorgeworfen worden. In dem Fall war ich das Opfer, das nun nach der ganzen Geschichte noch mehr im Vordergrund stand als es eigentlich wollte.

Mia wurde ebenfalls in das Büro geschickt und bekam auch eine Verwarnung für die Lügen, die sie jedem erzählt hatte. Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen und empfand nichts weiter als Wut ihr gegenüber.

,,Du hast ganz schön was abbekommen", meinte ich niedergeschlagen zu Aiden, als ich im Flur seine Wunden versorgte. ,,Ist doch egal, wichtiger ist es wie es dir geht. Er hat dich auch erwischt", sagte Aiden besorgt. Ich gab keine Antwort. Ich klebte ihm ein Pflaster auf sein Kinn und als ich meine Hände runter nehmen wollte, nahm er sie in seine und sah mir in die Augen.

Er fragte nochmal:,,Geht es dir wirklich gut?" Ich grinste ihn an und schlang meine Arme um ihn. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und eine Träne kullerte mir über die Wange. ,,Jetzt schon."
Er legte seine Hand auf meinen Rücken und strich auf und ab.

Aiden hatte mich dann nach der Schule nach Hause gefahren. Wir saßen noch im Auto und ich blickte zu ihm rüber. Seine giftgrünen Augen bohrten sich in meine. Keiner sagte ein Wort, wir starrten uns nur an. Ich näherte mich ihm und schloss ihn nochmals in eine innige Umarmung. Als wir uns lösten gab ich ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und stieg ohne ihn noch einmal angesehen zu haben aus dem Auto. Ich musste automatisch grinsen und wusste nicht warum.

Ich betrat das Haus und begrüßte meine Eltern die auf dem Sofa lagen. Ich holte mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und ging hoch in mein Zimmer. Erschöpft legte ich mich in mein Bett und dachte über diesen verrückten Tag nach. Bei dem Gedanken daran, dass Aiden sich schon wieder für mich geprügelt hatte, verursachte das in meinem Bauch ein komplettes Gefühlschaos.

THE AWAKENING OF FEELINGS - friends to lovers Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt