Ein paar Stunden später kam ich nach Hause, mit der Hoffnung, dass Topper nicht da war und auch sonst niemand. Zu meinem Glück war das Haus still und leer. Die Ereignisse des Tages gingen mir nicht aus dem Kopf und ich war unglaublich wütend auf Rafe. Wie konnte er nur so gewalttätig und unberechenbar sein? Aber tief in mir drin war ich auch auf mich selbst sauer. Hätte ich ihn vielleicht irgendwie aufhalten können? War es meine Schuld, dass alles so außer Kontrolle geraten war?Um mich abzulenken, holte ich mir ein großes Eis aus dem Gefrierschrank und setzte mich vor den Fernseher. Ich schaltete meine Lieblingsserie ein, in der Hoffnung, mich für eine Weile in einer anderen Welt verlieren zu können. Doch meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Vorfall zurück, und das beklemmende Gefühl in meiner Brust ließ einfach nicht nach.
Ich beschloss, dass ich raus musste, weg von den vier Wänden, die mich zu erdrücken schienen. Surfen kam nicht in Frage; ich fühlte mich zu erschöpft, um mich den Wellen zu stellen. Stattdessen entschied ich mich, mit dem Boot rauszufahren. Auch wenn es langweilig sein würde, alleine auf dem Wasser zu sein, wollte ich niemanden sehen oder sprechen müssen. Der Gedanke, die Ereignisse des Tages jemandem zu schildern, war mir unerträglich.
Ich zog mir etwas Bequemes an, nichts Besonderes, da mir ohnehin nicht nach großem Styling war. Schnell machte ich mich fertig und ging zum Steg, wo unser Boot, die Malibu 24MXC, lag. Der Weg dorthin war kurz, aber ich genoss die frische Luft und das beruhigende Geräusch der leichten Wellen.
Als ich den Steg erreichte, fiel mein Blick sofort auf Pope, der dort stand und nervös auf meinem Boot herumlungerte. Etwas weiter draußen auf dem Meer bemerkte ich ein größeres Boot, fast so groß wie ein kleines Schiff. Darauf erkannte ich JJ, der eine Sonnenbrille und ein Bandana trug, als wolle er sein Gesicht verbergen. Sofort war ich alarmiert und fragte mich, was hier vor sich ging.
„Was machst du hier, Pope?" fragte ich ihn, wobei ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. Ich wollte nicht wütend klingen, denn ich wusste, dass Pope schon genug durchgemacht hatte.
„Nichts." antwortete Pope schnell und wich meinem Blick aus. Aber ich bemerkte, dass er an meinem Boot herumgeschnüffelt hatte und versuchte, etwas zu verbergen. Jedoch bemerkte ich das er was hinter seinem Rücken versteckte.
„Suchst du etwa Geld? Willst du unser Geld klauen?" fragte ich ihn, ohne wirklich darüber nachzudenken. Sofort bereute ich meine Worte, als ich sah, wie sich Popes Gesichtsausdruck veränderte.
„Nur weil mir so etwas passiert ist, denkst du, ich bin jetzt scharf auf euer Geld?" schrie er wütend. „Ihr könnt euer Geld behalten und sonst wohin stecken!"
„Das war nicht so gemeint." sagte ich schnell. „Ich wollte nur wissen, ob du dich rächen willst. Es tut mir leid, Pope. Ehrlich." sagte ich mit einem bedrücktem Gesichtsausdruck.
Jedoch blickte er mich nicht an.
Pope atmete schwer und drehte sich leicht zu JJ, sodass ich erkennen konnte, was er hinter seinem Rücken in seiner linken Hand zu verstecken schien. Es war irgendein Gegenstand, den ich nicht zuordnen konnte. Ich hatte keine Ahnung, was es war, aber ich realisierte, dass es etwas vom Boot sein musste. Wollte er es etwa beschädigen?
Das wäre Diebstahl.
Und dazu noch Sachbeschädigung.
Doch ich atmete tief ein und aus. „Weißt du was, Pope? Was auch immer du in deiner Hand hältst, du kannst es mitnehmen. Es ist mir egal. Ich habe nichts gesehen," sagte ich und entfernte mich langsam vom Boot.
Ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er sich rächen wollte. Nach allem, was passiert war, war sein Zorn verständlich. Vielleicht war es besser, ihn einfach machen zu lassen. Ich wusste, dass ich Ärger dafür bekommen würde und dass meine Mutter mir und Topper die Schuld dafür geben würde, dass unser Boot nicht mehr zu funktionieren scheint. Doch ich würde die Konsequenzen auf mich nehmen.
Für Pope.
„Aber ich—" Pope fing an, etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn und wiederholte meine Aussage. „Wie gesagt, ich habe nichts gesehen." Mit diesen Worten kehrte ich ihm den Rücken zu und verschwand.
Toll.
Heute wohl kein Boot mehr für mich. Dann muss ich wohl oder übel meine Serie schauen und dabei mein Peanut Butter Cup Eis verschlingen.
~
Als ich nach Hause kam, hoffte ich wieder einmal, dass niemand da war. Doch natürlich war Topper zu Hause, und ich wollte ihm wirklich nicht über den Weg laufen. Die Aktion von heute Morgen ließ meine Gedanken nicht los, weshalb ich ihn ansprach, als er gerade in sein Zimmer gehen wollte.
„Was sollte das eigentlich heute Morgen?" fragte ich ihn, meine Stimme zitterte leicht vor Wut und Enttäuschung. Topper seufzte und drehte sich zu mir um. „Ich weiß es selbst nicht, Lia. Es tut mir leid."
„Das musst du nicht mir sagen, sondern Pope," entgegnete ich scharf. „Er hat es verdient, dass du dich bei ihm entschuldigst." „Nein." sagte Topper trotzig. „Als ob ich mich bei ihm entschuldigen würde."
„Wieder einmal verteidigst du die Pogues und bist nicht auf meiner Seite." warf Topper mir vor, seine Stimme erhob sich. „Weil du mir keinen Grund gibst, auf deiner Seite zu sein!" schrie ich zurück. „Ihr tut denen jedes Mal Unrecht. Und ich bin es leid, das immer wieder mitansehen zu müssen."
Topper funkelte mich wütend an. „Du verstehst es nicht. Sie sind immer die, die anfangen. Du hast keine Ahnung, wie es ist." „Ach, wirklich?" erwiderte ich sarkastisch. „Was genau hat Pope heute Morgen gemacht, dass ihr so ausgerastet seid? Nichts!"
Unser Streit eskalierte weiter, und wir warfen uns gegenseitig Vorwürfe an den Kopf, was zu nichts führte. Schließlich ging jeder von uns wütend in sein Zimmer und schlug die Tür zu.
Einige Stunden später, als es bereits spät geworden war, entschied ich mich, erneut zu Toppers Zimmer zu gehen. Ich klopfte an die Tür, und obwohl wir uns eben gestritten hatten, antwortete er trotzdem. „Was ist?" Doch sein Ton klang genervt.
„Hast du Hunger?" fragte ich vorsichtig. Topper zögerte kurz. „Ja, schon." „Sollen wir was bestellen?" bot ich an. „Ja, warum nicht," stimmte er zu.
„Chinesisch?" fragte ich ihn vorsichtig. „Nein, du weißt doch, dass ich so einen scheiß nicht mag." sagte er wieder in diesem gewissen Ton.
Er war immer noch genervt von mir.
Auch wenn ich der Meinung bin, dass ich trotz allem recht habe bin ich auf ihn zugegangen und nicht er. Dafür kann er mir wenigstens danken.
„Glaub mir es schmeckt." versuchte ich ihn zu überreden. „Du wirst es nicht bereuen, versprochen."
„Na gut, aber du suchst mir was aus. Ich kenne mich da nicht so aus." sagte er und stand von seinem Bett auf. Er steuerte auf seine Konsole, um sie anzuschalten.
Ob die Menschen im Cut wieder Strom hatten? Das werde ich wohl nie erfahren.Ich gab ein okay von mir und entfernte mich wieder von seinem Zimmer. „Die Tür." sagt er.
Richtig...
Ich ging wieder auf seine Tür zu und machte sie zu.
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Fortsetzung folgt..
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Blurred love ~JJ Maybank
ФанфикWas passiert wenn die Schwester von Topper, die noch mit Rafe Cameron zusammen ist, Gefühle für JJ entwickelt und eine Pogue wird? Naja das erfahrt ihr, wenn ihr diese Fanfiction ließt. Viel Spaß.. ~ Alle rechte der Charaktere gehören den machern d...