𝐶ℎ𝑎𝑝𝑡𝑒𝑟 •𝑡𝑤𝑒𝑛𝑡𝑦 𝑠𝑒𝑣𝑒𝑛•

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Nachdem ich jeden einzelnen Quadratzentimeter des Hauses durchquert und durchsucht hatte, gab ich schließlich auf. Es schien niemand zu Hause zu sein, und ich hatte keine Ahnung, wann jemand zurückkommen würde.

Deshalb ging ich zurück ins Wohnzimmer und ließ mich auf die Couch fallen. Ich wusste nicht, wie lange ich dort warten musste, bis jemand auftauchte. Anrufen oder eine Nachricht schreiben wollte ich nicht. Wenn meine Eltern herausfanden, dass ich weggelaufen war, würden sie am Telefon sicherlich ausrasten und wütend sein. Das wollte ich um jeden Preis vermeiden.

Telefonate machten alles nur noch schlimmer. Also wartete ich geduldig auf direkten Kontakt.

Ich lehnte mich auf der Couch zurück, den Kopf in den Nacken gestützt, und seufzte tief. Plötzlich knurrte mein Magen, und ich erinnerte mich daran, dass ich seit Stunden nichts gegessen hatte.

Obwohl ich keinen Hunger verspürte, entschied ich mich dennoch, etwas zu essen. Es wäre seltsam gewesen, wenn mich jetzt jemand beim Essen erwischen würde, nachdem ich weggelaufen war. Also griff ich einfach nach einer kleinen Banane und aß sie hastig auf.

Ich schaltete den Fernseher ein, um mich abzulenken, aber meine Gedanken ließen nicht locker. Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr, was ich tun sollte.

Niemand sollte jemals in diese Lage geraten müssen. Es war nicht so, wie die Pogues es sich vorstellten, ein freies Leben zu führen. Mein Leben war weit davon entfernt, ein Traum zu sein.

Es war eher wie ein Alptraum, den ich nicht loswerden konnte. Die Pogues hatten vielleicht kein luxuriöses Leben, aber sie waren frei.

Ich sehnte mich nach dieser Freiheit..

Nach einer Weile übermannte mich die Müdigkeit. Ich kämpfte dagegen an, die Augen offen zu halten, aber nach etwa fünf Minuten erlosch der Kampf, und ich schloss meine Augen.

~

Ich spürte plötzlich, wie jemand an mir rüttelte, und meine Augen gingen direkt auf. Vor mir stand meine Mutter, allein. „Was tust du hier?" fragte sie. Ihre Stimme war geladen mit Enttäuschung und Wut. „Ich dachte, du hattest vor, nicht mehr nach Hause zu kommen, so wie ich es von Topper gehört habe."

Topper, du miese Ratte. Du wirst noch sehen.

„Ich weiß, es tut mir leid, aber Mom, bitte hör mir zu-" brachte ich mühsam hervor, doch sie ließ mich nicht aussprechen. Ein harter Schlag traf meine Wange und ein dumpfes Klingeln erfüllte meine Ohren. Ich starrte auf den Boden, meine Wangen glühend vor Scham.

Sie sprach weiter, ihre Stimme war nach wie vor zornig und gebieterisch. „Habe ich dich etwa so groß gezogen? Mit solchen Manieren? Einfach von zu Hause wegzulaufen? Bist du jetzt erwachsen geworden? Eine von diesen ekligen Viechern, die auf den Straßen rumlungern und sich an unserem Geld bedienen?"

Ich schwieg und war unfähig zu antworten, da der Schmerz des Schlags noch zu spüren war. Tränen stiegen in meine Augen, doch ich zwang mich, sie nicht zu zeigen.

Sie fuhr fort, und ihre Worte fühlten sich wie Peitschenhiebe auf meinen Ohren an. „Was habe ich alles dafür getan, dir so ein Leben zu schenken? Und du wirfst es weg für irgendwelche Freunde?"

Ich spürte eine Mischung aus Wut und Verzweiflung in mir aufsteigen. „Es ist nicht so, wie du denkst-" versuchte ich zu erklären, doch sie unterbrach mich erbarmungslos. „Ich weiß genau, was du von mir willst. Du willst, dass ich die Anzeige zurücknehme, weil du jetzt mit diesen Leuten befreundet bist. Das kannst du dir abschminken, junges Fräulein. Ich werde die Anzeige nicht zurücknehmen."

Ihre Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. „Es war mein Boot, welches dieser Junge geschrottet hat. Es war mein Boot, nicht deins. In Zukunft wird gar nichts mehr, was mir gehört, dir gehören. Alles hier gehört mir und nicht dir. Du wirst nie wieder nach Hause zurückkehren und dich an meinen Sachen bedienen." sagte sie und machte eine kurze Pause.

Blurred love ~JJ Maybank Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt