Kapitel 7

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Wer auch immer Montagmorgende erfunden hat, ist der Hölle entsprungen. Ich schleppe mich von meinem Bett ins Bad, wobei ich nicht weniger als drei Mal mit Tim aneinander gerate. Gott sei Dank gehen wir zumindest nicht auf die gleiche Schule. Andernfalls müsste ich meinen Nachnamen ändern, um bloß nicht mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. So kann ich ein wenig später genervt, aber zumindest mit meinem Frieden für die nächsten sieben Stunden über den Schulhof schlürfen und mich bei meinen Freunden einordnen, bis wir ins Gebäude dürfen.

Es ist ganz witzig: Während Max, Rico, Allie und ich am Morgen kaum ein Wort rausbekommen, ohne zu murren, sind David und Eva bereits das pure Leben. Die beiden tauschen sich über irgendetwas peinliches aus, das jemand aus unserem Jahrgang gepostet hat, aber ich höre nur mit halben Ohr zu. Es dauert bis zur dritten Stunde, bis ich ein kommunikationsfähiges Wesen bin, aber das macht Eva wenig aus, die eigentlich immer neben mir sitzt. Glücklicher Weise sind wenigstens die Fächer bis zur Mittagspause angenehm. Mit Englisch und Geschichte komme ich gut zurecht. Umso schlimmer wird die zweite Tageshälfte mit Mathe und Chemie, was mich unweigerlich daran erinnert, dass ich dringend jemanden brauche, der mit mir Mathe aufarbeitet.

Ich verkneife mir das frustrierte Stöhnen, während ich mit den anderen in der Cafeteria sitze. So viel also dazu, dass ich das allein schaffe. Ein kleiner trotziger Teil von mir würde das Problem gerne einfach ignorieren. Allerdings sind wir erst am Anfang des Themenblocks und in der Klausur in einem Monat werden noch deutlich schwerere Aufgaben drankommen als im vergangenen Test. Also muss ich mir zumindest die Grundlagen irgendwie reinprügeln. Unmotiviert schiebe ich die letzten Reste meiner Kartoffeln auf dem Teller hin und her.

„Fängt das jetzt schon wieder an? May, Essen gehört in den Magen. Nicht zerstückelt auf den Teller."

Eva hat einen kritischen Lehrerblick aufgesetzt, aber ihre Mundwinkel zucken. Ich verdrehe gespielt genervt die Augen und schiebe mir mit großer Geste eins der Kartoffelstücke in den Mund. „,Besser Mama?"

„Nein, erst wenn du mir sagst, was los ist."

Obwohl Eva nun richtig lächelt, sind die Worte deutlich ernster gemeint als zuvor. Ihre Besorgnis rührt mich und bevor ich darüber nachdenken kann, purzeln die Worte schon aus meinem Mund.

„Es ist dieser verflixte Mathetest von letzter Woche. Ich habe keine Ahnung von dem Thema und check es allein auch einfach nicht."

Den Teil mit meinem Dad lasse ich aus, aber Eva kennt mich und meine Matheschwäche seit Jahren. Den Rest kann sie sich selbst zusammenreimen.

Voller Mitgefühl schaut sie mich an und ich muss den Blick senken, weil es mir unangenehm ist.

„Dann komm ich einfach am Mittwoch mit zu dir und wir büffeln ein bisschen. Es sollen ja sowieso die letzten zwei Stunden ausfallen."

Eva greift über den Tisch nach meiner Hand und ich werfe ihr ein dankbares Lächeln zu.

„Ihr zwei und Mathe? Wahrscheinlich habt ihr nach dem Nachmittag Pi neudefiniert. Das kann ich nicht mitanschauen. Ich bin auch dabei."

Überrascht schnalzt mein Blick zu Allie, die auf beteiligungslos tut. Aber ich weiß, was hinter ihrer abweisenden Körperhaltung steckt und hätte sie am liebsten geknuddelt. So sehr ich Eva auch liebe, wir beiden hätten uns wirklich kein Stück weitergebracht. Aber mit Allie... sie wurde schon in der Grundschule für ihr Mathetalent gefördert.

„Danke Allie, das bedeutet mir echt viel."

Meine Worte werden mit einer Handbewegung abgetan, doch die leichte Röte auf ihren Wangen, kann sie nicht so leicht verstecken und ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht zu grinsen. Das letzte was Allie will, ist als mitfühlend oder hilfsbereit geoutet zu werden. Also tue ich ihr den Gefallen und gehe nicht weiter darauf ein.

F*ck Growing upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt