Kapitel 16

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Noah ist der Teufel und ich glaube ich schmore nur allzu gern in der Hölle.

Fast zwei Stunden sitzen wir mit meiner Mom auf der Terrasse - sie auf der einen Seite des Tisches und wir auf der anderen – und Noah experimentiert, wie er mich am besten verrückt machen kann, während ich für Mom so tun muss, als wäre alles beim Alten.

Zunächst ist es noch ganz unschuldig. Seine Finger, die sich mit meinen verschränken, und Moms Frage, wieso ich denn auf einmal so strahle. Doch das scheint Noah nicht zu reichen. Erst kreist sein Daumen über meinen Handrücken und lässt mich wohlig erschaudern, dann lässt seine Hand los, nur um auf meinem Oberschenkel zum Ruhen zu kommen. Dabei schützt mich keine Schicht Stoff vor dem elektrischen Knistern, das seine Berührung hervorruft, dank der kurzen Short, die ich mir heute Morgen angezogen habe. Dumme Wahl. Beste Wahl. Ich kann mich nicht entscheiden, doch glücklicherweise stellt Mom nicht in Frage, weshalb ich so oft den Gesprächsfaden verliere.

Ich wünschte, wir hätten nochmal einen Moment für uns, aber als Noah sagt, dass er zum Essen rüber muss, begleitet uns Mom bis zur Haustür. Also bleibt es bei einem keuschen Winken, bevor Noah nach Hause geht und ich in einer Mischung aus Glückseligkeit und Enttäuschung nach oben in mein Zimmer verschwinde.

Noahs Nähe fehlt mir jetzt schon. Es ist wie ein Sog, der mich zu meinem Fenster treibt, in der Hoffnung noch einen letzten Blick auf ihn zu erhaschen. Aber anscheinend ist er bei seinen Eltern im unteren Geschoss des Hauses geblieben und schließlich kann ich die Gedichtsanalyse nicht länger vor mir herschieben.

Doch bevor ich mich an meinem Schreibtisch fallen lasse, werfe ich seit Stunden den ersten Blick auf mein Handy und weiß nicht, ob ich lachen oder peinlich berührt stöhnen soll, als ich entdecke, was Eva mir geschickt hat. Eine Hand vors Gesicht geschlagen spähe ich zwischen meinen Fingern durch auf das Bild, welches Noah und mich mitten auf dem Rave beim Knutschen eingefangen hat. Ich habe beide Hände um sein Gesicht gelegt, während er mich mit seinen Händen ganz dicht an sich gezogen hat. In dem schattigen Licht, das die tausenden Fähnchen über uns geworfen haben, sehen meine sonst so undefinierbar braunblonden Haare sogar schön aus. Die zwei geflochtenen Zöpfe rahmen mein Gesicht ein, während der Rest glatt über meinen Rücken fällt und zu den Spitzen hin durch die Sonne gebleicht heller wird. Über Noah brauchen wir nicht zu sprechen. Er sieht wie immer zum Anbeißen aus und wäre es nicht ich, über die er sich beugt und mit seinem ganzen Wesen einzunehmen scheint, dann wäre ich mit Sicherheit auf die Glückliche neidisch gewesen.

So kann ich nur mit Unglauben das Foto betrachten, welches mir zum ersten Mal vor Augen führt, was ich zuvor nur gefühlt habe. Ich weiß jetzt schon, dass ich mir dieses Bild noch viele Male anschauen werde. Doch auch wenn ich es klammheimlich abspeichere, schicke ich Eva eine Emoji Kombination zurück, die wortlos ausdrückt: Wie peinlich, ich sterbe.

Glücklicherweise kennt Eva mich gut genug, um die Worte dahinter zu lesen.

Eva: Ich weiß, Schatz. Danken kannst du mir später.

Ich grinse breit, bevor mein Blick nachdenklich zum Balkon des Nachbarhauses wandert. Soll ich...?

Ohne lange nachzudenken, leite ich das Bild an Noah weiter, gemeinsam mit einem errötendem Smiley und der Unterschrift: Wir hatten wohl einen Paparazzi.

Keine Sekunde später bereue ich es. Noah wird das bestimmt peinlich finden. Was für ein Kindergarten, dass Eva uns heimlich fotografiert hat. Als wären wir zwölf und würden kichernd die Köpfe zusammenstecken, weil ein Junge beim Spielen aus Versehen unsere Hand berührt hat.

Zig Versionen schießen mir durch den Kopf, wie Noah den Chat öffnet und bereut, diesen Schritt gegangen zu sein. Ich bin sogar fast so weit, das Bild wieder zu löschen, da trudelt eine Nachricht auf meinem Handy ein und bringt alles in meinem Kopf zum Verstummen.

F*ck Growing upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt