Der Abend ist wie ein Rausch, der viel zu schnell vergeht. Das nächste Mal, als ich aus Noahs und meinem Kuss auftauche, steht die Sonne schon so tief, dass ihre letzten Strahlen sein Gesicht in warmes Gold tauchen. Er lächelt mich an, dreht mich um und zieht mich mit dem Rücken an seine Brust, sodass wir zusammen zum Bass tanzen. Die ganze Zeit spüre ich seinen Körper dicht an mir und kann nicht genug von seinen Händen auf meinen Hüften bekommen. Mir ist nicht mal aufgefallen, dass sowohl seine Freunde als auch meine zu uns aufgeschlossen haben. Dabei strahlt mich Eva so breit an, dass man es auf dem Mond noch sehen müsste, und selbst Allie hat ein kleines Lächeln auf den Lippen. Von Kathi bekomme ich ein Daumen nach oben und ich weiß, in jeder anderen Situation hätte mich all das erröten lassen. Aber nicht heute. Nicht in diesem magischen Moment. Nicht, wenn sich alles so richtig anfühlt.
Noah weicht keine Sekunde von meiner Seite. Es braucht kein Wort, um unsere Körper sich im Einklang miteinander bewegen zu lassen und als er an meiner Hand zupft, folge ich ihm breitwillig zum Getränkestand. Es fühlt sich gut an, hinter ihm zu laufen, während er für uns den besten Weg durch die Menge sucht. Sicher, geborgen. Umso schöner ist es, als er meine Hand selbst dann nicht loslässt, als wir die Bar erreichen und er zwei Kurze für uns bestellt. Wie selbstverständlich sind unsere Finger miteinander verflochten, dabei muss ich an mich halten, um nicht vor Aufregung und Glück laut zu schreien. Noah Miller, mein Noah Miller, hält Händchen mit mir. Und nicht nur das. Als sein Blick zu mir gleitet schleicht sich ein warmes Lächeln auf sein Gesicht, welches mir fast das Herz stillstehen lässt.
„Was? Habe ich was im Gesicht?"
Wir haben uns weit genug von den Boxen entfernt, dass ich Noah über die Musik hinweg verstehe. Ich muss nicht mal schreien, als ich gespielt leicht dahin antworte. „Nein, ich habe mich gerade nur gefragt, woher du den Typ vom Einlass gekannt hast."
Kess lächle ich ihn an, als Überraschung über sein Gesicht zuckt. Dann grinst auch Noah.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber ich hatte auch mal meine wilden Zeiten."
Oh, und wie ich ihm das glaube. Wie oft bin ich zu meinem Fenster gestürmt, wenn ich gehört habe, wie er an einem Freitagabend das Haus verlassen hat? Und wie oft habe ich geweint, wenn ich ihn mit einem Mädchen habe zurückkommen sehen. Aber daran möchte ich jetzt nicht denken. Stattdessen konzentriere ich mich auf die Leichtigkeit, die zwischen uns herrscht. Diese unbeschwerte Zweisamkeit inmitten der Menge.
„Hm, bei Stampfmusik habe ich dich trotzdem nie gesehen."
Als würde ich beurteilen wollen, ob Techno zu ihm passt, lege ich den Kopf schief und ziehe eine Schnute. Noah lacht und dreht sich spielerisch einmal um die eigene Achse, damit ich ihn von allen Seiten betrachten kann. Dann funkelt er mich herausfordernd an. „Und? Prüfung bestanden?"
„Den May-TÜV erhältst du." Leider klingt meine Stimme nicht so gelassen, wie erhofft. Was daran liegen könnte, dass mein Mund ganz trocken geworden ist, so nah wie Noah plötzlich vor mir steht. Seine Augen blitzen amüsiert, aber da liegt auch noch etwas anderes in ihnen, als er mir eine Haarsträhne hinters Ohr streicht.
„Das Gütesiegel meines Vertrauens." Seine Worte sind nur noch ein Murmeln an meinen Lippen, doch bevor Noah endlich die letzte Lücke zwischen uns schließen kann, werden wir vom Barkeeper unterbrochen, der uns die zwei Kurze zuschiebt.
Noah weicht zurück und mein Herz sinkt enttäuscht, doch ich nehme den Shot mit einem tapferen Lächeln entgegen. Wir stoßen an und bevor Noah den Kopf in den Nacken legen kann, halte ich ihn zurück.
„So geht das nicht." Entschieden schüttle ich den Kopf, dann kreuze ich unsere Arme, sodass wir dicht beieinanderstehen müssen, um den Shot trinken zu können. Wie mit Eva ist mein Arm in seinem eingehakt und Noahs Augen aus dieser Nähe rauben mir wie immer den Atem.
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F*ck Growing up
Teen FictionMay will nichts lieber, als ihr letztes Schuljahr richtig mit ihren Freunden zu genießen. Das gestaltet sich allerdings schwer, seitdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen, ihre Mutter Schicht arbeitet und sie im Haushalt mithelfen muss. Da hilft...