1. Lily

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Von dem Podest aus, in der erst vor kurzem errichteten Festhalle, sah ich zu den großen Flügeltüren, durch die gerade mehr und mehr Alphas, mit und ohne ihre Gefährten, strömten. 
Sie alle waren hier, da sie uns in einer Grundlegenden Sache zustimmten: Unser Verhalten gegenüber den Menschen musste sich ändern. Die abwertende Haltung der Werwölfe gegenüber der Menschen musste ein Ende finden und die Lebenssituation der Menschen ganz grundlegend verbessert werden. 
Tyler stand hinter mir, einen Arm um meine Schultern geschlungen, während seine rechte Hand auf meinem Bauch ruhte. 
Man sah noch nicht wirklich, dass ich Schwanger war, doch würde sich das ganze wohl recht schnell in den nächsten Wochen ändern. Immerhin waren Werwölfe nur ein halbes Jahr lang schwanger und nicht wie Menschen fast 10 Monate. 
,,Wie viele Alphas hast du bitte eingeladen?", fragte ich Tyler schmunzelnd. 
,,Ein paar...", gab er nur als eine sehr kurze Antwort.   
Ich verdrehte ich Augen.
Das war mal die Untertreibung des Jahrhunderts. 
Hier waren locker Hunderte Gäste. 
,,Dann hoffen wir mal, dass das alles hier auch was bringt."
,,Ich verspreche es dir Lily. Die Welt wird besser werden. Wenn so viele Alphas zusammen arbeiten, was soll da noch schief gehen?"
,,Wir wissen beide, dass das hier eben nicht alle Alphas sind. Die große Mehrheit sind schon verdammt lange Alpha und haben eben leider eine ganz andere Einstellung als wir."
,,Aber wir sind genug um eine Überzeugene Position zu haben. Ganz davon, dass sich nur die wenigstens gegen mich stellen würden, selbst wenn sie meine Entscheidung nicht gut heißen."
Ich seufzte. 
Tyler war da wirklich noch positiver als ich eingestimmt und wesentlich überzeugter davon, dass man ihm in seinem Amt nicht widersprechen würde.
Ich selbst hatte da doch meine Zweifel.
Im Eingang zur Halle erkennte ich nun doch ein bekanntes Gesicht.
,,Jared", murrmelte Tyler kurz irrtiert.
,,Ich dachte er ist draußen unterwegs..."
,,Das war auch so gedacht gewesen. Das er jetzt hier ist kann nichts gutes bedeuten."
Jared stand in der Tür und wartete auf ein Signal von Tyler.
Dieser gab es auch rasch und Jared beeilte sich durch die Gäste hindurch zu uns zu kommen.
,,Alpha, Luna", grüßte er uns übermäßig förmlich, aufgrund der anwesenden Gäste. 
,,Was gibt es denn?", fragte Tyler in dem professionellsten Ton, den er als Alpha dieses Rudels drauf hatte.
,,Es geht um Alpha Darmin und seine Luna."
Irritiert sah Tyler Jared an und sah danach sich suchend im Saal um. 
Ich folgte seinem Beispiel, doch konnte ich keinen von den Beiden entdecken.
,,Wo sind sie denn?", fragte Tyler schlussendlich. Und auch wenn er relativ ruhig Klang konnte ich mittlerweile raus hören, dass ihm das eigentlich überhaupt nicht passte. Immerhin waren sie zwei der wichtigeren Gäste.
,,Das ist das Problem", erklärte Jared: ,,Es scheint wohl etwas in ihrem Rudel vorgefallen zu sein. Ein Werwolf aus dem Rudel kam panisch an, durchbrach sogar unsere Grenzpatrouille, nur um zu dem Paar zu gelangen. Alle drei brachen gleich darauf auf um zu ihrem Rudel zurück zu kommen."
Ich drehte mich zu Tyler um.
Man konnte ihm förmlich ansehen, dass ihm das gar nicht gefiel. 
,,Weißt du etwas näheres?", fragte ich Jared, doch der schüttelte nur den Kopf. 
,,Da ist doch garantiert was im Busch...", murrte Tyler leise. 
Kurz sah er mir in die Augen.
,,Ich glaube da steckt mehr hinter..."
,,Sollten wir da vielleicht Hilfe hinterher schicken? Was ist wenn die angegriffen wurden oder sowas?", merkte ich an.
,,Wer soll die denn bitte angreifen?", fragte Jared irritiert.
,,Wir wissen bis heute noch nicht mal warum man Alpha Darmin seine Gefährtin für sechs Jahre entzog. Also warum sollte es so eine Aktion nicht heute auch noch geben."
Tyler nickte zustimmend.
,,Jared, ich weiß es ist viel verlangt nach der ganzen Sache mit Gina, aber ich brauche jemanden dem ich vertraue und den das Alphapaar zumindest kennt. Würdest du dich auf den Weg machen? Du darfst dir auch eine Gruppe an begleitern zusammen suchen. Je nach dem was dort passiert ist, könnten ein paar Wölfe mehr nicht schaden."
Jared wirkte immer noch skeptisch.
,,Übertreiben wir nicht vielleicht? Was ist wenn es doch ein reines Rudelinterna ist? Da haben wir uns doch eigentlich nicht einzumischen."
,,Ich bin lieber übervorsichtig, als einen Verbündeten in unserer Sache zu verlieren."
Jared nickte verstehend und schien im Kopf schon sein weiteres vorgehen zu planen.
,,Wie viele Wölfe kannst du in Anbetracht unserer vielen Gäste entbehren, Alpha?", fragte er leise, bemüht das unsere Gäste nichts mitbekamen.
,,Mach dir darüber nicht so viele Gedanken. Nimm so viele mit, dass ihr auch wenn etwas schlimmes passiert sicher hin und zurück kommt."
,,Ja, Alpha", sagte er förmlich, nickte uns beiden noch einmal zu und machte sich dann zügig wieder auf den Weg nach draußen.
,,Ich hoffe ich reagiere gerade wirklich nur über", murmelte Tyler mir in mein Ohr. Ich nickte zustimmend.
Ich hoffte das auch. 
Die Sache war einfach komisch und der Umstand das gerade genau jetzt etwas passiert ist hinterließ ein komisches Gefühl in mir. 
Ich atmete tief einmal durch und legte meine Hand auf meinen Bauch. 
Ich musste mich jetzt auf das hier fokussieren. Das hier war wichtiger. Immerhin ging es um ein besseres Leben für alle Menschen auf dieser Welt.  

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt