17. Gina

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Es war für mich ehrlich verwirrend.
Warum zur Hölle war es ein solches Problem, dass der Beta des anderen Rudels den angreifenden Alpha umgebracht hat? 
Vor allem wenn Tyler ihn, jedenfalls soweit ich es verstanden hatte, sowieso zum Tode verurteilt hätte und es dann sowieso jedem Werwolf offen gestanden hätte, sich diesem zu entledigen. 
Warum musste die Werwölfe nur so seltsame Regeln haben.
Aber soweit ich es verstanden hatte, hatte dieser Werwolf, der doch eigentlich nur seine Gefährtin und eine weiteres Mädchen beschützen wollen und bekam wahrscheinlich trotzdem noch eine harte Strafe dafür. 
Auch wenn ihn irgendwie wohl, zumindest in unserer Runde, die wir hier saßen, jeder verstand und ähnlich im Fall der Fälle gehandelt hätte. 
Aber jetzt waren wir wieder auf dem Weg nach Hause, beziehungsweise Jared und ich. Lily und Tyler waren ja schon in ihrem Zuhause gewesen.
,,Ist hier sonst nich etwas passiert, was ich als Beta wissen müsste?"
,,Da fragst du die Falsche und das weißt du auch", sagte ich zu Jared: ,,Ich hab doch von quasi gar nichts eine Ahnung hier."
Beim Gehen legte Jared einen Arm um die Schultern.
,,Wenn du möchtest könnte ich dich noch mehr Werwölfen vorstellen? Vielleicht auch ein paar gebissenen, diese haben immerhin ähnliche Erfahrungen wie du."
,,Jared, niemand hier hat ähnliche Erfahrungen. Ja, ich bin ein Menschen. Aber ich bin gänzlich anders als alle anderen gebissenen Werwölfe hier aufgewachsen. Und selbst mein Leben seit dem ich hier bin ist anders.
Immerhin bin ich auch noch die Gefährtin von gleich zwei Werwölfen, die darüber hinaus auch noch der Beta und der Rudelarzt sind. Das ist sonst auf der ganzen Welt niemand, vor allem nicht bei zwei so wichtigen Personen im Rudel. Ohne euch wäre hier Chaos. Wenn ihr mich nie entdeckt hättet, wäre euer Leben einfach normal weiter gegangen. Dazu kommt eben, dass ich einfach diesen ganzen Werwolf Kram nicht kann. Und glaub mir, ich bin doch nicht blöd. Ich sehe doch die Blicke der anderen aus dem Rudel und ich sehe auch die Blicke von Luke und dir. Das was ich nach der Zeit zeige, wäre für eine erste Verwandlung in Ordnung, aber sicherlich nicht jetzt. Ich bin eine verdammte Schwachstelle im Rudel. Wenn wir angegriffen werden, wäre ich nicht nur ein verdammt einfaches Opfer sondern auch ein begehrtes Ziel. Wie hat es Luke mal so schön gesagt 'Es gibt nur noch uns. Wir leben zusammen bis zum Ende'. Tja... Wenn ich dabei drauf gehe, raube ich dem Rudel gleich zwei wichtige Positionen."
,,Gina..."
,,Du kannst gerade nichts sagen, was Luke nicht schon gesagt hat. Mit dem hatte ich diese Unterhaltung auch schon. Ich kann nichts."
,,Nichts ist wohl die Untertreibung des Jahres", meinte Jared nur und ich schnaupte.
,,Nicht jeder kann die Gefährtin eines Betas und/oder eines Rudelarztes sein. Du bist der perfekte Zweite Seelenteil für beide Rollen, sonst wärst du nicht unsere Gefährtin. Und ausserdem kannst du schon einiges. Ich erinnere mich jedenfalls noch zu gut an deinen ersten Fluchtversuch. Bei dem Wetter eine sichere Position in 20 Meter Höhe in einer Baumkrone zum schlafen zu finden ist wirklich nicht einfach.
Darüberhinaus hat deine Familie und du unglaublich lange alleine da draußen überlebt und habt es sogar über Jahre geschafft den Rudeln aus dem Weg zu gehen. Das allein ist schon eine Leistung."
Ich seufzte und war doch nicht wirklich überzeugt.
,,Na komm. Wir besuchen deine Großmutter, die freut sich immer wenn sie dich sieht."
,,Jared... Das ist am völlig anderem Ende des Territoriums... Tyler hat ja erlaubt das sie etwas außerhalb wohnt um nicht so sehr von den Werwölfen bedrängt zu sein. Da brauchen wir Stunden hin."
,,Na komm Gina. Wir verwandeln uns eben und dann geht es selbst bei dir ein klein wenig schneller. Und die alte Dame freut sich doch immer so sehr dich zu sehen. Nur gehst du wegen der ganzen Sache einfach viel zu selten zu ihr."
Unglücklich sah ich ihn an.
,,Komm Kleines. Es wird alles gut und in der Nähe von der eigenen Familie ist es sowieso am besten.
Kurz hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen und verwandelte sich dann, nachdem er ein paar Schritte Abstand genommen hat.
Seufzend machte ich es ihm nach.
Betrübt sah ich auf meine Pfoten.
Wieso kriegte ich sie einfach nicht richtig kontrolliert. Anfangs war es doch noch gegangen, aber es ist einfach schlechter statt besser geworden in meinen Augen.
Spielerisch stupste Jared mich an und lief ein paar Schritte vor, kam wieder zurück und tat es erneut.
Vorsichtig setzte ich eine Pfote vor die andere und schlich los.
Jared sprang dabei die ganze Zeit wie ein Irrer um mich herum und machte allerhand Blödsinn.
Plötzlich blieb er stehen und ich tat es ihm irritiert nach.
,,Du hattest recht", sagte auf einmal Luke von der anderen Seite, den ich zuvor nicht mal bemerkt hatte.
Irritiert sah ich von einem zum anderen.
Luke kam zu mir und krauelte kurz meinen Kopf.
,,Du bist keine unfähige Werwölfin Gina. Du denkst zu viel über alles nach und vertraust nicht deinem Instinkt. Als Mensch denkst du ja auch nicht bei jedem Schritt darüber nach.
Jared hat dich gerade gut davon abgelenkt und du hast dich gut bewegt ohne das ganze stolpern."

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt