18. Enya

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Es war einige Minuten still bei uns. Wir drei lauschten ob nach dem Wolfsheulen noch etwas kommen würde. Doch war es einfach nur noch still. Nicht mal in dieser Klinik hörte man noch irgendein Geräusch außerhalb des Hauses. 
Doch dies änderte sich als erst wohl die Tür nach draußen aufgeschlagen wurde, gefolgt von unserer.
Wir alle drei schauten überrascht zur Tür. 
Darmin stand dort. 
,,Darmin!", rief ich und kam ein paar Schritte auf ihn zu, stockte aber. Irgendwas in seinem Blick sagte, dass etwas richtig schief gelaufen war. 
Unsicher schielte ich zu Elise und Madeleine, doch die sahen nur Darmin verwirrt an. 
Ich sah auch wieder zu ihm und fragte: ,,Was ist passiert?"
Er verzog nur kurz das Gesicht. 
,,Ist bei euch alles in Ordnung?", fragte er.
Ungläubig sah ich ihn einen Moment an.
Wollte er meiner Frage wirklich mit einer Gegenfrage ausweichen? Oder missinterpretierte ich gerade in der Situation etwas?
Musste ich mir um Elise oder Medeleine etwa mehr sorgen machen, als ich bisher gedacht hatte? War irgendwas was ich nicht mitbekommen hatte?
Besorgt drehte ich mich zu den Beiden um.
Aber abgesehen davon, dass Madeleine vermutlich ein Schmerzmittel gebrauchen könnte, sah ich jetzt nichts, was spontan zu einem größeren Problem werden könnte.
Aber was wusste ich schon, immerhin war ich keine Ärztin, noch hatte uns jemand wirklich darüber aufgeklärt was nun war.
Ich drehte mich wieder zu Darmin um, war mir aber nicht ganz sicher was er hören wollte.
,,Ich... Ich glaub Madeleine könnte noch ein Schmerzmittel oder sowas gebrauchen. Die Verletzungen müssen ja bei den Beiden erst heilen, bevor man sagen kann, dass sie wieder in Ordnung sind."
Immernoch mit diesem seltsamen Ausdruck im Gesicht sah er kurz zu Madeleine bis er wieder zu mir sah.
,,Ich schicke den Arzt nochmal her", sagte er und drehte sich um.
,,Darmin!", rief ich erneut.
Er sah ausdruckslos über seine Schulter hinweg zu mir.
,,Was ist los?", fragte ich ihn besorgt: ,,Ist irgendwas passiert? Wo sind die anderen? Sollten nicht zumindest Shane und Simon hier sein? Immerhin sind ihre Gefährtinnen verletzt worden."
Darmin drehte sich wieder weg und sagte im gehen nur: ,,Simon kommt sicherlich gleich."
,,Und was ist mit Shane? Und wo willst du eigentlich jetzt hin?"
Doch auf keine der zwei Fragen bekam ich eine Antwort. 
Sprachlos drehte ich mich zu Elise und Madeleine, die auch etwas verwirrt schauten.
,,Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?", fragte Madeleine leise. 
,,Was machen wir jetzt Enya?", fragte Elise.
,,Ich weiß es nicht", antwortete ich leise und gab so quasi beiden Zeitgleich eine Antwort. Weder konnte ich mir erklären was auf einmal mit Darmin los war, noch was wir drei oder auch nur ich tun sollten. 
Am liebsten wäre ich ja Darmin hinterher gerannt bis er mir meine gewünschten Antworten gab oder zumindest eine Begründung warum er sie mir jetzt gerade nicht geben konnte. 
Es war doch mehr als offensichtlich, dass das Problem wohl größer war als der bloße Angriff von Darmins Vater auf unser Rudel und die Verletzungen von Madeleine und Elise. 
Aber immerhin hatte Darmin wohl wirklich dem Arzt bescheid gegeben. Denn das Ebenbild des Betas dieses Rudels tauchte gekleidet in einem weißen Arztkittel im Zimmer auf. 
,,Ich sollte noch mal herkommen", sagte er und schaute und fragend an. 
Ich zeigte nur auf Madeleine. 
,,Ich glaub die hat noch ziemliche schmerzen. Kann man da nicht noch was machen, damit sie sich besser erholen kann?"
Der Mann kam herein und kümmerte sich um Madeleine. Ich hörte das er sie auch noch Sachen fragte, doch konnte ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren. 
Noch immer blickte ich durch die offene Zimmertür raus aus dem Zimmer. 
Irgendwie hoffte ich doch, dass Darmin zurück kam und mir alles erklärte. Ihm jetzt hinterher zu laufen war nämlich auch Unsinn. Werwölfe waren immer so schnell unterwegs, dass selbst wenn ich jetzt zur Tür nach draußen Sprinten würde, ich ihn wahrscheinlich nicht mal mehr sehen könnte.
Wenn sie nicht auf uns Menschen achten mussten, waren sie einfach alle verdammt schnell.
Doch durch meinen Blick zur Tür war ich auch die erste, die Simon hereinkommen sah. 
Er sah ehrlich aus als hätte er ein Gespenst gesehen und war totenbleich im Gesicht. 
Ich traute mich ehrlich nicht ihn anzusprechen und machte nur Platz, als er das Zimmer betrat. 
Kurz nickte er mir zu, wendete dann aber seine Aufmerksamkeit Madeleine zu. 
Man sah förmlich wie er zu kämpfen hatte nicht auf sie zu zu stürmen und sie in den Arm zu nehmen. Aber das wäre wohl nicht nur allgemein bei ihr eine schlechte Idee gewesen, sondern könnte in ihrem jetzigen Zustand womöglich auch noch negative Folgen für sie haben. 
Als der Arzt fertig war, wandte er sich Simon zu: ,, Ich hab ihr ein stärkeres Schmerzmittel gegeben. Sie wird wahrscheinlich bald ziemlich müde sein und etwas schlafen."
,,Danke", sagte Simon.
,,Das ist mein Job", sagte der Mann nur und ging. 
Neben mir blieb er stehen.
,,Das wird eine schwierige Zeit für euch werden. Du solltest auf jeden Fall mit deinem Gefährten reden."   

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt