26. Lily

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Der Tag erschien mir doch als recht erfolgreich. 
Der Beta von Alpha Darmin lebte noch und es ging auch in Tylers und meinem Plan weiter, indem sich morgen erstmal die Menschgeborenen trafen, um zu besprechen was eigentlich alles falsch gelaufen war. 
Als wir noch im Saal waren, einige Minuten nachdem Darmin und seine Gefährtin gegangen waren, kam zu uns schon zwei Werwölfe aus dem Rudel. 
Wenn ich mich richtig erinnerter zwei der Grenzwächter.
,,Alpha, Luna... Wir haben Besuch an der Nordgrenze in der Nähe vom Fluss...", sagte der eine. 
Der andere schwieg nur, war aber etwas blass um die Nase. 
,,Wie viele?", fragte Tyler schlicht und machte sich schnellen Schrittes schon daran den Saal zu verlassen, ich an seiner Seite. 
,,Zwei Alphas mit Anhang", sagte der Wolf wieder. 
,,Wie viel Anhang?"
,,Schätzungsweise ein Dutzend pro Alpha, es sei den es sind noch mehr dazu gekommen."
Tyler und ich warfen uns einen besorgen Blick zu. 
Das konnte jetzt was ganz schlimmes heißen, musste es aber nicht unbedingt. 
Noch waren sie vor der Grenze, hatten sie nicht uneingeladen übertreten. Aber zwei Alphas, die gleich an einer Stelle auftauchten war schon verdammt verdächtig.
,,Wir sollten mindestens nochmal so viele Wölfe mitnehmen", sagte Tyler.
Ich nickte: ,,Darüberhinaus sollten wir komplett die Grenzen verstärken. Nicht das uns jemand auf eine Seite locken will, damit sie von der anderen eindringen können."
Tyler stimmte zu. 
,,Ich informiere Jared, dass er die Grenzwachen verstärkt und Luke, damit die Krankenstation im Fall der Fälle bereit ist. Gina würde ich mir los schicken unsere Gäste zu informieren."
,,Gut, ich gehe an die Grenze und sehe was die Wollen", sagte Tyler und zog mich noch einen Moment kurz an sich heran. ,,Pass auf dich auf", flüsterte er und küsste mich rasch auf den Mund. 
,,Du auf dich auch", erwiderte ich leise und er nickte. 
Rasch verwandelten wir uns in unsere Werwolfgestalt und machten uns in entgegen gesetzte Richtungen auf dem Weg. 
Meine Beine flogen förmlich über den Boden, als ich mich rasant dem Haus der Zwillinge näherte. Erst kurz vor der Tür bremste ich ab, verwandelte mich zurück und stürmte ins Haus.
Im inneneren wurde ich von den drei Bewohnern überrascht angesehen. 
,,Wir haben ungewollten Besuch an der Nordgrenze, um den sich Tyler kümmert. Ich will die anderen Grenzen ebenso verstärkt sehen und dass das Rudel auf das schlimmste vorbereitet ist. Gina, du hilfst mir unsere Gäste zu informieren. Du nimmst die nächsten Gästehäuser im Angriff, die um eures herum stehen, ich nehme die auf der anderen Seite des Festsaales. Wenn du fertig bist, treffen wir uns vor dem Saal."
Rasch war ich wieder aus dem Haus, verwandelte mich erneut und rannte zurück, um meine Aufgabe zu erledigen. 
Aus dem Augenwinkel sah ich noch wie Jared, ebenfalls bereits als Wolf, aus dem Haus stürmte und in den Wald preschte. 
Einige hundert Meter später traf ich auch auf weitere Wölfe aus meinem Rudel und spannte diese gleich mit ein, das Rudel zu informieren und die Wächter auf den Plan zu rufen. 
Das musste man ja einem Wolfsrudel lassen, unter solchen Umständen standen alle bereit zu handeln. Wir wussten zwar nicht genau was abging, doch nach den Berichten der anderen Alphas und dem Angriff auf die menschlichen Gefährtinnen in Alpha Darmins Rudel, würden weder Tyler noch ich es darauf ankommen lassen unser Gegenüber zu unterschätzen. 
Lieber hatte ich das gesamte Rudel umsonst mobilisiert, als das ich es unterschätzte und dem Rudel so etwas passieren konnte. 
Das alles ließ darüber hinaus im Stillen ab. Kein Werwolf gab laut heulend Alarm. Immerhin wussten wir zum einen nicht, um meine Befürchtung stimmte und zum anderen wollten wir die möglichen Angreifer nicht darauf aufmerksam machen, dass wir dabei waren uns zu wappnen. Sie sollten lieber damit rechnen, dass wir unvorbereitet waren und dann von uns in die Falle gelockt werden als anders herum. 
Im Rekordtempo arbeitete ich eine unsere Gastunterkunft nach der nächsten ab. 
Unsere Gäste wirkten ziemlich beunruhigt, doch war den Alphas klar was von ihnen erwartet wurde. 
Sie sollten sich einschließen bis Entwarnung gegeben wurde. Immerhin würden unsere Rudelwölfe sicherlich nicht unterscheiden können und im Fall der Fälle auch gar nicht die Zeit dazu haben, wer von den Fremden im Territorium Freund oder Feind war.    
Es war besser wenn die, die auf unsere Seite standen, also nicht draußen unterwegs waren. 
Somit konnten wir sicher sein, dass wenn unsere Wölfe auf unserem Grund und Boden Fremde Wölfe aufspürten, dass diese anzugreifen, zu vertreiben oder auch zu beseitigen waren. 
Denn bei uneingeladenen Grenzüberschreitungen verstanden Werwölfe wirklich keinen Spaß. Dies wäre eine mehr als deutliche Herausforderung an Tyler, die er nicht einfach hinnehmen könnte, ohne seine Position zu gefährden. 

Als ich endlich fertig war, rannte ich zum Festsaal zurück um dort auf Gina zu warten. 
Da sie noch nicht zu sehen oder zu hören war, setzte ich mich in Gestalt einen kurzen Moment hin.
Obwohl ich noch nicht so weit in meiner Schwangerschaft war, merkte ich schon sehr wohl, wie das an meiner Ausdauer zerrte. Immerhin waren es nun mal Mehrlinge und die Schwangerschaft war doch mit knapp sechs Monaten deutlich kürzer als die fast zehn Monate bei einem Menschen. Irgendwoher musste die dafür benötigte Energie halt stammen.  

Wolfsseele - unerwartete FeindeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt